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Augsburg
Das Comeback des Untoten: Einstiger Doping-Trainer Springstein ist zurück
Der einstige Doping-Trainer Thomas Springstein arbeitet wieder. Von Reue ist wenig zu spüren. Damit kehrt ein altes Schreckgespenst zurück.
Prozess gegen Trainer Springstein fortgesetzt.jpeg       -  Der Trainer Thomas Springstein (hier ein Bild aus dem Jahr 2006) arbeitet wieder in der Leichtathletik. Seine Vergangenheit ist von einem Dopingskandal geprägt.
Foto: Jens Wolf, dpa | Der Trainer Thomas Springstein (hier ein Bild aus dem Jahr 2006) arbeitet wieder in der Leichtathletik. Seine Vergangenheit ist von einem Dopingskandal geprägt.
Reinhard Köchl
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:12 Uhr

Hand aufs Herz: Würden Sie Ihre Tochter oder Ihren Sohn, wenn sie schnell rennen, hoch springen oder weit werfen können, in die Obhut eines Trainers geben, der ein verurteilter Straftäter ist, minderjährigen Sportlern Dopingmittel verabreicht und ihnen damit nachweislich körperliches Leid zugefügt hat? Der Umgang mit der unverhofften Wiederkehr des Doping-Wiederholungstäters Thomas Springstein wirft viele Fragen auf. Natürlich verdient jeder eine zweite Chance. Aber die erfolgreiche Rehabilitation eines Menschen setzt auch immer dessen Reue und Einsicht voraus. 

Davon ist bei Springstein bis zum heutigen Tag nichts zu spüren. Dass er in Rostock schon seit Längerem wieder den Leichtathletik-Nachwuchs trainiert und dessen alter Verein nun eine elegante Lösung fand, sich von dem umstrittenen Trainer zu trennen, mag für diesen eine Erleichterung sein. Es schafft aber das Problem nicht aus der Welt, sondern schiebt es höchstens eine Straßenecke weiter, nämlich in den neuen Klub des 65-Jährigen.

Das Schreckgespenst Doping kehrt mit aller Macht in die deutsche Leichtathletik zurück

Und Thomas Springstein steht offenbar nicht allein. Erschreckend viele Trainerinnen und Trainer begrüßen ausdrücklich sein Comeback und rühmen dessen Expertise. Seine Dopingexpertise? Eine solche Denkweise wirft ein bezeichnendes Licht auf große Teile der deutschen Trainerschaft, die spätestens nach der verpatzten WM 2023 in Budapest sowieso der Meinung ist, dass Deutschland auf normalem Weg keine Chance mehr hat, in die Nähe der Weltspritze zurückzukehren, wie dies noch zu Zeiten von Katrin Krabbe und Grit Breuer der Fall war. Also einfach wieder her mit den bunten Pillen?

Einen schlanken Fuß macht sich auch der DLV, der das Thema schlicht ignoriert. Dabei wäre es ein Leichtes, sich gerade jetzt in einer unmissverständlichen Erklärung von dem ungeliebten Trainer zu distanzieren und jedwede Spekulation im Keim zu ersticken. Stattdessen kehrt dank des katastrophalen Krisenmanagements aller Beteiligten im Olympiajahr das Schreckgespenst Doping mit aller Macht in die deutsche Leichtathletik zurück, in jenes Land, das nicht zuletzt aufgrund der Causa Springstein mittlerweile über die härtesten Dopinggesetzte weltweit verfügt. Vielleicht mag der „untote“ Trainer heute „nur mehr" seine Tochter betreuen. Doch Thomas Springsteins unverminderte Strahlkraft kann verheerende Auswirkungen auf den gesamten Sport haben.

 
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