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Kommentar
Bei Rot-Weiss Essen lebt es sich als Kapitän gefährlich
Zum dritten Mal innerhalb von eineinhalb Jahren hat Rot-Weiss Essen seinen Mannschaftskapitän geschasst. Warum ist die Binde bei RWE so gefährlich?
Florian Eisele
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:17 Uhr

Der Kapitän geht als Letzter von Bord – so will es eine maritime Regel und Tradition. Ausnahmen wie der Fall Francesco Schettino, der sich 2012 bei der Havarie der "Costa Concordia" als einer der Ersten vom Acker machte und so zweifelhafte Bekanntheit als "Kapitän Feigling" erlangte, bestätigen die Regel. Beim traditionsreichen Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen scheinen die Dinge anders zu laufen: Vor Kurzem gab der Deutsche Meister von 1955 bekannt, dass Kapitän Felix Bastians von Bord geht.

Genauer gesagt muss Bastians gehen: Der 35-Jährige sei "mit sofortiger Wirkung vom Trainings- und Spielbetrieb" freigestellt, teilte der Verein mit. Über die Gründe vermeldet RWE nichts Konkretes: Bastians sei seinem Anspruch, "als Leader auf dem Platz und in der Kabine voranzugehen, zunehmend nicht mehr nachgekommen".

Wechselflirts, Stinkstiefeltum, Führungsschwäche – die Vergehen der RWE-Kapitäne

Das wäre an und für sich keine Meldung wert, wenn Bastians nicht der dritte RWE-Kapitän wäre, der innerhalb von knapp zwei Jahren aus dem Amt gekickt wurde. Im Dezember 2021 musste Dennis Grote nicht nur die Kapitänsbinde abgeben, sondern auch gleich den Spind räumen. Der Grund für das Unheil: ein Flirt mit dem damaligen Ligakonkurrenten Preußen Münster. Dass Anbandeln auch seine Tücken hat – vor allem, wenn mindestens einer der Parteien noch woanders im Wort steht –, ist klar. Das Ende vom Lied: Grotes Vertrag wurde aufgelöst, mittlerweile spielt er für Münster.

Ein knappes halbes Jahr später ereilte auch Grotes Nachfolger im Amt der Bannstrahl: Daniel Davari flog während der Saison. Begründung: Der Torhüter, der seinen Stammplatz, aber bis dato nicht sein Amt verloren hatte, sei ein rechter Stinkstiefel. "Er hat die Rolle nicht so angenommen, wie wir uns das vorgestellt haben, wie wir einen Kapitän in der zweiten Reihe brauchen", äußerte sich der damalige Trainer Christian Neidhart im April 2022. Auch Davari spielt mittlerweile nicht mehr in Essen, sondern in Oberhausen.

Auf Davari folgte Bastians – der nun eben selbst RWE-Geschichte ist. Kann es sein, dass es in Essen ganz besonders hohe Anforderungen an das Kapitänsamt gilt? Nicht flirten, nett sein, auch wenn man auf der Bank sitzt – reicht das aus? Man wird es anhand der weiteren Geschichte von Jakob Golz erfahren. Der 25-Jährige war bislang Vize-Kapitän und wird wohl zum neuen Chef aufrücken.

Von dieser Stelle sei schon mal gesagt: Toi, toi, toi.

 
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