
Mit dem Eröffnungsspiel zwischen Bayern München und Hertha BSC Berlin beginnt am Freitag, 16. August (20.30 Uhr), die 57. Saison der Fußball-Bundesliga. In einer Serie stellen wir alle 18 Vereine mit ihren Veränderungen, Zielen und Besonderheiten vor. Den Anfang machen die Aufsteiger. Heute: der 1. FC Köln.
Die Rückkehr des 1. FC Köln garantiert immer einen hohen Unterhaltungswert und: hohen Puls. Köln ist alles, was Fußball ausmacht, Köln elektrisiert und polarisiert. Köln ist immer ausverkauft, Köln ist nicht nur Profifußball, Köln ist immer auch ein Stück Karneval. Trainer-Legende Udo Lattek hat einmal gesagt, dass in dem wunderbaren Müngersdorfer Stadion nur der Fußball stört. Die Arena ist seit langem das Rheinenergie-Stadion, ausgebaut werden darf es nach neuesten Machbarkeitsstudien der kölschen Art auch. Das war von der Stadt Köln lange für unmöglich erklärt worden, aber das hat in der Domstadt noch niemand davon abgehalten, Studien in Auftrag zu geben, die das Gegenteil beweisen. In Köln ist alles bereitet für eine Super-Saison.
Wo bleibt nach dem sechsten Aufstieg die Euphorie?
Selten ist ein Aufstieg beim 1. FC Köln geräuschloser über die Bühne gegangen als der sechste. Früher feierte Köln tagelang nach einem Bundesligaaufstieg. Geschäftsführer Armin Veh spricht von einer „bemerkenswerten Saison, wir waren Favorit, wir wollten aufsteigen, das hatte etwas Selbstverständliches“. Eine realistische Einschätzung, aber sicher auch dem Umstand geschuldet, dass Trainer Markus Anfang wenige Spieltage vor Zweitliga-Schluss entmachtet wurde. Veh sagte dazu: „Ich fand die Fußballidee von Markus Anfang gut, aber Fußball ist nicht nur eine Idee. Es geht um Menschenführung.“ Da gab es Meinungsunterschiede, die beendet Veh meist sehr bestimmt und sagt: „Wir sind froh, dass wir in der Bundesliga wieder dabei sind.“
Ist Achim Beierlorzer der richtige Trainer?
Da gibt es in Köln keine zwei Meinungen. „Achim Beierlorzer passt aus meiner Sicht genau, ein Mann mit Hintergrund und Erfahrung. Die Mannschaft ist in guten Händen, er hat die Souveränität, um die notwendige Nähe im Team zuzulassen“, sagt Veh. Neben dem neuen Cheftrainer, der vom Zweitligisten Jahn Regensburg kam, erstmals in der Bundesliga arbeitet und seinen Beamtenstatus als Pädagoge aufgab, verpflichteten die Kölner Kingsley Ehizibue, Kingsley Schindler und Birger Verstraete. Veh kündigte an, dass der Kader mit 29 Profis bis zum Saisonbeginn noch reduziert werden soll. „Ich bin der Überzeugung, dass wir in der Spur sind“, so Veh. Mittelfeldspieler Marco Höger sagt: „Die positive Aura, die der Trainer versprüht, und seine Grundstimmung haben uns schon jetzt mitgenommen.“
Gibt es etwas, das den Frieden im Grüngürtel stört?
Dass der Renommierklub vom Rhein immer von Spekulationen begleitet ist, ist nichts Neues. Der Streit zwischen Veh und dem ehemaligen Präsidenten Werner Spinner ist Vergangenheit. Spinner ist zurückgetreten, und mit ihm der gesamte Vorstand. Unruhig wurde es erneut, als nach dem Eklat beim Absteiger VfB Stuttgart die Zukunft von Veh und Finanzchef Alexander Wehrle zum öffentlichen Thema wurde. Veh (Vertrag bis 2020) kommentierte Gerüchte über eine Rückkehr nach Stuttgart, den er 2007 als Trainer zur Meisterschaft geführt hatte, nicht. Auch der Ex-Stuttgarter Wehrle wurde trotz Vertrages bis 2023 mit dem VfB in Verbindung gebracht, nachdem dort der umstrittene Präsident Wolfgang Dietrich nach einer chaotischen Mitgliederversammlung das Handtuch warf. Ende offen.
Wie bewertet Köln sein Auftaktprogramm?
Das Auftaktprogramm könnte anspruchsvoller kaum sein. Für den ersten Meister der Bundesliga-Geschichte geht es zunächst nach Wolfsburg, dann gegen Vizemeister Borussia Dortmund, nach Freiburg, gegen Borussia Mönchengladbach und dann zum Rekordmeister FC Bayern München. „Wir haben ein Jahr darauf hingearbeitet, wieder gegen diese Mannschaften spielen zu dürfen. Da können wir uns jetzt doch nicht beschweren, wenn es gegen sie geht“, sagt Marco Höger.
Besitzt Köln uneingeschränkte Bundesligatauglichkeit?
Auch da ist Veh sehr entschieden. „Unsere Mannschaft war schon im Zweitliga-Jahr gut, an der Bundesligatauglichkeit habe ich nicht den geringsten Zweifel.“ Das Prunkstück des Aufstiegskaders ist der Angriff. Die drei Torjäger Anthony Modeste, Jhon Cordoba und Simon Terodde sollen auch in der Bundesliga treffen, Terodde gelang das nach glanzvollen Zweitligaauftritten in der Bundesliga bisher noch nie. „Wir wollen mit zwei Stürmern spielen und haben drei. Wir haben Spieler, die Tore machen können, und wir haben Alternativen“, sagt Veh. Ob die ausreichen, wird man sehen. Mit Gedanken an einen möglichen Abstieg beschäftigen sich Kölner in aller Regel nie, trotzdem kann das Saisonziel zunächst einmal nur sein, ihn nach 34 Spieltagen zu vermeiden.
Zu- und Abgänge
Zugänge: Kingsley Schindler (Holstein Kiel/3 Millionen Euro), Kingsley Ehizibue (FC Zwolle/2 Millionen), Birger Verstraete (KAA Gent/4 Millionen), Julian Krahl (RB Leipzig/200 000), Darko Churlinov, Noah Katterbach (eigene Junioren)
Abgänge: Tim Handwerker (1. FC Nürnberg/300 000), Jan-Christoph Bartels (Ausleihe SV Wehen-Wiesbaden), Hikmet Ciftci (FC Erzgebirge Aue), Matthias Lehmann (Karriereende), Serhou Guirassy (SC Amiens/6 Millionen), Chris Führich (Borussia Dortmund), Johannes Geis (Ziel unbekannt), Tomas Ostrak (TSV Hardtberg).