Für Thomas Beer schließt sich ein Kreis. „Es ist gewisse Genugtuung für mich, dass ich als Spielertrainer den Abstieg wieder repariert habe“, sagt der 35-Jährige nach einer Saison, in der er anfangs keinen leichten Stand hatte. Hin und her gerissen ist er zum guten Ende seiner Zeit in Kleinlangheim. Anfangs haftete der Makel des Abstiegs wie eine schwere Last an ihm als Trainer. Ein schwieriges erstes Jahr hatte er hinter sich, es gab Stimmen, die den eher ruhigen und besonnen wirkenden Typen nicht für falschen Mann hielten. Es sei normal, dass ein Trainer hinterfragt werde, wenn er absteige, meint Beer. Im Nachhinein beurteilt er den Abstieg als „wichtige Erfahrung“, die jeder einmal machen sollte.
Viele im Verein für Leibesübungen hätten die Sache realistisch gesehen, doch mancher bedachte nicht, dass der VfL in den vergangenen zwei Jahren sechs zum Teil führende Akteure verloren hatte. Kein Stenger, Girscht, Bergner oder Lukas Golombek mehr. Prompt fand sich Kleinlangheim am Boden, in der Kreisklasse, wieder. Als dann auch noch Michael Linz sowie Gregor Golombek adieu sagten und der als hoffnungsvoller Angreifer geholte Oliver Lussert mit einer schweren Verletzung schon in der Sommer-Vorbereitung aufgeben musste, stand Arthur Eberhardt plötzlich als einziger Führungsspieler allein auf weiter Flur. „Wir hatten dreizehn oder vierzehn Leute, mit denen wir uns durchgekämpft haben“, erinnert sich Thomas Beer.
Leicht hatte es der Trainer wirklich nicht, auch wenn die Erwartung vor der Runde angeblich nicht zu hoch geschraubt war. „Wir wussten nicht, wo wir stehen würden und wie stark die Liga sein würde. Der Aufstieg war kein Muss, aber wir haben ihn gerne hin genommen“, schaut Sportleiter Ralf Müller heute umso lieber zurück. Der kleine Kader entwickelte sich zur verschworenen Einheit, deren Moral und Charakter Beer rühmt. Vor allem in der Rückrunde habe das Team gut mitgezogen. Vom neunten Spiel an hat Kleinlangheim nur noch einmal verloren: fünf Runden vor dem Ende gegen den ersten Verfolger Herlheim/Zeilitzheim. Es folgten denkwürdige Spiele, bei denen einem als erstes die Begegnung mit dem FC Fahr einfällt. Nach siebzig Minuten lag der VfL bei sengender Hitze 0:2 zurück. „Da hat keiner mehr einen Pfifferling auf uns gesetzt. Du fängst an zu zweifeln, löst den Libero auf, bringst einen vierten Stürmer, und nach dem 1:2 liefen die Beine von ganz allein“, sagt Beer, der kurz vor Ultimo mit einem verwandelten Freistoß zum 3:2-Sieg traf. „Er hat fast nur wichtige Tore geschossen. In der Rückrunde hat man gemerkt, er will mit allem, was er hat, den Aufstieg erreichen“, erläutert Sportleiter Müller.
Mehr Bedeutung maß Trainer Beer der Partie vorher gegen Stammheim bei. Denn nach dem 1:3 in Herlheim musste das Team zeigen, ob es nach dem Rückschlag wieder im Stande ist aufzustehen. „Wir haben richtig gut gespielt und 5:3 gewonnen.“ Ein bisschen gezittert hätten die Knie schon vor der entscheidenden Partie gegen Heidenfeld am Pfingstsamstag. „Die Anspannung war riesig. Wir haben 1:0 geführt, dann kam auf einmal ein Bruch.“ Vor der Halbzeit gelang Sven Radler das wichtige 2:1 – wieder einmal Radler. Der Torjäger habe häufig den Unterschied zum Gegner ausgemacht. Dreißig Tore erzielte der „körperlich unheimlich robuste, stets präsente Stürmer“ (Beer). Radler und Ba- der schossen den Vorsprung auf 4:1, die Party konnte steigen. Die Schlussviertelstunde sei dann zum Genießen gewesen. Gefeiert wurde über Pfingsten. „Einige haben das Wochenende bis Montag im Sportheim verbracht“, sagt Sportleiter Ralf Müller. Ihm, dem oft genialen Mittelfeldstrategen, blieb im zweiten Teil der Saison nur die Zuschauerrolle, da er aufgrund einer erneuten Knieverletzung nicht spielen konnte.
Erhobenen Haupts kann sich Beer aus Kleinlangheim verabschieden. Er wird zur kommenden Saison Trainer des A-Klassen-Klubs SpVgg Münsterschwarzach. Zeitig stand fest, dass er gehen würde. Um die sportliche Zukunft des VfL muss ihm nicht bange sein. Als Spielertrainer kommt Thorsten Selzam, der lange Jahre die Tore des Landesliga-Klubs FT Schweinfurt schoss. Im Gefolge hat Selzam seinen Mitspieler, den Schallfelder Thorsten Seufert. Auch die Golombek-Zwillinge Lukas und Gregor kehren wohl zu ihrem Heimatverein zurück. „Sie werden in der Kreisliga mit dem Abstieg sicherlich nichts zu tun haben, sondern eher für manche Überraschung sorgen“, sagt der scheidende Trainer Beer.