Christian Volkamer wollte nicht mehr um den heißen Brei herum reden. "Wir haben das Niveau für diese Liga nicht", urteilte der Spielertrainer des Fußball-Bezirksligisten SC Schwarzach, nachdem seine Mannschaft und er beim Auswärtsspiel in Bergrheinfeld mit 1:9 untergegangen waren. Da spielte nicht etwa der Letzte beim Ersten, sondern der Letzte beim Vorletzten.
Elf Spiele, elf Niederlagen, sieben Tore geschossen, 56 kassiert. So sieht die bisherige Horror-Saison der Schwarzacher in Zahlen aus. 0:7, 1:6, 0:7, 0:6 und 1:9 ergaben in der Summe das, was Fußballer salopp eine "Schießbude" nennen. Beim 3:4 im Heimspiel gegen Eltmann waren die Schwarzacher fast mal dran an einem Punkt. Doch wie der Fußballer Jürgen "Kobra" Wegmann einst philosophierte: "Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu." In der Nachspielzeit traf der Gegner. Satz mit x, wieder nix.
Nicht der einfachste Weg
Gewohnt, zu leiden, waren die Schwarzacher also schon. Aber die deftige Niederlage in Bergrheinfeld, das zuvor in einer ähnlich verzwickten Lage steckte, sei "noch mal ein großer Knick" gewesen, findet Volkamer, der sich dort "etwas ausgerechnet" hatte. Auf dem Platz fielen die Schwarzacher aber derart auseinander, dass allen klar war, "dass wir tätig werden müssen".
In der Woche danach wurde viel gesprochen: der Trainer, die Vereinsführung, der Mannschaftsrat, die Spieler. Intern natürlich, denn wenn Ärger und Frust auf den Tisch kommen, geht das Außenstehende erst einmal nichts an. "Natürlich haben wir überlegt, wie wir in dieser Situation weitermachen wollen", gibt Volkamer zu. "Bei Misserfolg ist der Trainer immer der Erste, der hinterfragt wird." Der 37-Jährige kennt das Geschäft.
Darüber habe er sich auch selbst Gedanken gemacht. Er will sich aber durchbeißen. Man dürfe schließlich "nicht immer den einfachsten Weg gehen". Er weiß, dass es Angenehmeres gibt, als sich jeden Sonntag vom Gegner den Rucksack füllen zu lassen. Ablenkung findet er nach den bisher meist ernüchternden Spielen zu Hause: "Ich beschäftige mich viel mit Fußball. Aber die Familie darf das nicht stören. Sonntags ab 20 Uhr muss es dann mal gut sein."
Team steht zum Trainer
Spieler und Trainer wollen gegen den in Fußballer-Kreisen umzustoßenden Bock anrennen. Gerade die Jungen seien motiviert und würden sich weiterentwickeln wollen. Das motiviere auch ihn, sagt Volkamer. Und dass sich der Mannschaftsrat für ihn ausgesprochen habe.
Was zur sportlichen Misere geführt habe, liege ohnehin in der Vergangenheit, erklärt Volkamer. "Nur wir müssen das jetzt ausbaden", sagt er und bezieht Co-Trainer Mike Adrow mit ein. In den vorherigen Jahren habe der Verein wohl zu sehr auf auswärtige Spieler gesetzt und Einheimische verprellt. Jetzt sind die einen und die anderen weg. Dass es für die Bezirksliga wohl nicht mehr reiche, habe er "schon nach der zweiten Einheit in der Vorbereitung" geahnt.
Was bedeutet das für die Zukunft? "Früher in die Planungen einsteigen und schon jetzt Gespräche mit Spielern führen", sagt der Trainer. Das ist nun vor allem die Aufgabe von Peter Zay. Der 43-Jährige, der vor 25 Jahren selbst mit dem SV Stadtschwarzach in der Bezirksliga spielte, als Stürmer gefragt war und so bei damals namhaften Adressen wie Sulzfeld und Erlach landete, ist seit August Sportvorstand des Klubs.
Kleine Schritte zum Erfolg
In den Gesprächen geht es wohl auch um die Spielklasse. "Normalerweise steigen wir ab", sagt Volkamer. Wichtig sei es, in so einer Phase als Verein zusammenzuhalten und die Gemeinschaft auf und neben dem Platz zu stärken. Und in kleinen Schritten zu denken: Diesen Tipp hat er von einem Freund bekommen, der als Trainer schon mal in so einer Lage war. Auch, wenn es im Fußball ums Ergebnis nach 90 Minuten geht, gibt Volkamer nun "Teilziele" aus: kein Gegentor in der ersten halben Stunde oder Gegentore nach Standards verhindern.
Aber was, wenn es mit dem ersten Punkt oder sogar dem ersten Sieg klappen sollte? Schließlich ist das der Moment, für den die Schwarzacher Spieltag für Spieltag ihre Stutzen hochziehen. Hat er daran schon gedacht? "Dann feiern wir! Denn jeder Punkt wird in dieser Saison etwas Besonderes sein." Oder wie es Fredi Bobic einmal versuchte zu formulieren: "Man darf jetzt nicht alles so schlechtreden, wie es war."