
Er lacht, scherzt oder plaudert mit seinen Spielpartnern. Costantino Rocca wirkt entspannt. Nicht einmal das ungemütliche Wetter – es windet und ist wolkenverhangen über dem Kitzinger Golfplatz – kann dem Italiener die Laune vermiesen. Zu viel Spaß hat er daran, den kleinen weißen Ball in die 108 Millimeter großen Löcher zu versenken. Zwar will auch das nicht immer perfekt gelingen, die unterfränkische Gastfreundschaft genießt er aber dennoch in vollen Zügen.
Kurztripp nach Unterfranken
„Es ist sehr schön hier. Der Platz ist in sehr gutem Zustand. Es war toll, mit dem Präsidenten zu spielen. Auch meine Partner waren fantastisch. Ich habe den Tag sehr genossen“, freute sich Rocca, dessen Turnierteilnahme den Abschluss eines Kurztrips nach Unterfranken bildete. Angereist war der Italiener, zusammen mit seiner Frau Antonella, bereits am Samstagabend, um die Frau seines alten Freundes Nicolino di Camillo, der als erster Pizzabäcker Deutschlands gilt, aber leider vor vier Jahren verstarb, zu besuchen: „Janina ist der Grund, weshalb ich hier bin.“
Denn vor 30 Jahren hatten sich Di Camillo und Rocca in Portugal kennengelernt und stets guten Kontakt gepflegt. Der Wahl-Würzburger war es auch, der Rocca in den Golfclub Kitzingen brachte. Denn die Anlage nahe der ehemaligen Larson Barracks war lange Zeit die einzige in der Umgebung der Domstadt. Seitdem kommt der aus Bergamo stammende Rocca, der auch Ehrenmitglied im Golfclub ist, immer wieder gerne nach Unterfranken, wenn es seine Zeit erlaubt zwischen all den Terminen und Turnieren. Besonders die Freundlichkeit der Leute schätzt der Ausnahmegolfer, der mit dem Sieg gegen den damals 21-Jährigen Tiger Woods im entscheidenden Einzel des Ryder Cups 1997 bekannt wurde. Zudem war Rocca der erste Italiener, der für den Ryder Cup nominiert wurde, und kann ferner 17 Turniersiege aufweisen.
Nicht selten wird der 62-Jährige daher auch als „lebende Legende“ bezeichnet. „Ich habe einige gute Turniere gespielt, einige gute Sachen gemacht. Tiger Woods hatte damals einfach einen schlechten Tag und ich einen guten“, freut sich Rocca zwar darüber, bleibt aber dennoch bodenständig und nahbar. Eigenschaften, die auch Jürgen T. Knauf, dem Vorsitzenden des Kitzinger Golfclubs imponieren: „Er ist absolut sympathisch. Er kam heute morgen auf mich zu und hat mich begrüßt, als würden wir uns schon ewig kennen. Seine Lockerheit war schon sehr beeindruckend.“
Aber nicht nur sein Auftreten hinterließ Eindruck. Auch wie Rocca Golf spielte, faszinierte Knauf: „Es war spannend zu sehen, wie er mit großer Ruhe und einem lockeren Schwung weit und präzise golfte.“ Für den Unternehmensberater sei es eine Ehre gewesen, mit ihm spielen zu dürfen. Dabei war es gar nicht so einfach, den Ausnahmegolfer nach Kitzingen zu locken. Einen alles andere als fachmännisch übersetzten Brief schickte Knauf im vergangenen Jahr nach Italien, um Rocca davon zu begeistern, ein professionelles Turnier am Maindreieck zu spielen. Trotz dessen Zusage sei es aber alles andere als einfach gewesen, einen Termin zu finden. Schließlich hat Rocca diverse Sponsorenturniere und spielt auf der Europa Tour.
„Koryphäe“ auf dem Platz
Doch die Bemühungen lohnten sich und im März sagte der 62-Jährige für die Veranstaltung am vergangenen Montag zu. „Wir haben das Turnier dann aus dem Boden gestampft. Normalerweise brauchen wir schon mehr Vorlauf“, setzte Knauf alle Hebel in Bewegung. Mit Erfolg. Aus ganz Deutschland reisten professionelle Golfer an, um mit Rocca zu spielen. Denn mit einer „solchen Koryphäe“ auf dem Platz zu stehen, sei etwas Besonderes, zumal der Italiener genau in das Bild des Golfclubs passt. Sportlich sympathisch und mit Herz. Ebenso wie sich auch Rocca an diesem Montag präsentierte.