
Für Radovan Suchy ist Schluss als Trainer beim Handball-Bezirksoberligisten TSV Rödelsee. So steht es auf der Internetseite des Vereins, der mit bisher fünf Punkten aus der aktuellen Saison derzeit auf Platz neun rangiert, in unmittelbarer Nähe zu den Abstiegsplätzen. Mit dem Tabellenstand hat die Trennung allerdings nicht unbedingt zu tun.
Es ist das Ende einer Ära, denn der 41-jährige Slowake gehört mit einer kurzen Unterbrechung seit der Saison 2001/2002 nahezu untrennbar zum Verein. Suchy machte alle Höhen und Tiefen der letzten Jahre mit, vom Aufstieg in die Bayernliga, später in die Dritte Liga, bis hin zum freiwilligen Rückzug der Mannschaft 2016, nach drei Jahren in der Spielklasse. Er übernahm im September 2014 in der Dritten Liga das Traineramt von Fritz Zenk. Suchy hielt dem Verein auch nach dem Rückzug 2016 die Treue.
Bereits vor zwei Wochen – vor dem Spiel des TSV in Giebelstadt – hatte er dem Verein mitgeteilt, dass er von seinem Posten zurücktreten werde. Ein Schritt, der ihm nicht leicht gefallen sei, wie er mit etwas Abstand meint. Den Ausschlag hätten gleich mehrere Gründe – sportliche, wie auch persönliche – gegeben, um das Ende nach einiger Überlegung zu verkünden. „Ich hatte schon in der Woche zuvor Vorstand Dietmar Chrischilles gebeten, ob er mich freistellen möchte. Wir waren uns einig, aber er wollte, dass ich bis Weihnachten durchziehe.“ Nach einer Woche Bedenkzeit habe er sich zu dem Schritt entschieden, so der 42jährige.
Die Gründe sind vielfältig
„Ich will es nicht an einem Grund festmachen, es kamen eben viele Faktoren zusammen“, sagt der Sportlehrer. Der einst ambitionierte Verein hatte mit ihm seine sportliche Heimat in der Bezirksoberliga gefunden, bereits im Vorjahr sei trotz Platz drei am Ende nicht alles rund gelaufen. Drei Leistungsträger verabschiedeten sich mit Thomas Paul, Michael Burger und Moritz Reichhard vom ohnehin recht engen Kader, hinzu kam nur Bastian Demel. Die Vorbereitung im Sommer sei quasi ausgefallen, die Runde lief entsprechend. Für ihn sei damit klar gewesen, dass Ende der Runde Schluss ist.
Das Ziel, junge Akteure aus der Landesliga-A-Jugend einzubauen, habe auch nicht recht funktioniert, so Suchy. Bis auf Jan Baumann hätten diese den Willen vermissen lassen. „Du musst immer betteln und nachfragen, ob sie Lust haben. Ich bin keine Mutter Teresa, ich bin gewohnt,dass A-Jugendliche geil darauf sind, bei den Herren mitzuspielen“, moniert er.
Als weiterer und vielleicht entscheidender Schritt zum Aufhören sei noch etwas anderes für Suchy hinzugekommen, wie er zugibt. Im Sommer hätten ihm die Ärzte geraten, bis auf weiteres keinen Sport zu machen, ein schwerer Schlag für den Slowaken, der beruflich als Sportlehrer tätig ist und einst Profi-Handball spielte. „Mich kann man sich eigentlich nicht ohne Sport vorstellen. Ich muss den Kopf frei kriegen, mehr mit der Familie und dem Hund unternehmen. Das funktioniert einigermaßen.“ Er fühle sich aktuell bestätigt, dass sein Entschluss zum Aufhören nun „zur richtigen Zeit“ gekommen sei.
Nicht nur TSV-Vorstand Dietmar Chrischilles bedauert das im Verein. Er berichtet auch, dass ihn Radovan Suchy vor einiger Zeit gefragt habe, ob der TSV überhaupt einen Trainer brauche, bei der geringen Beteiligung beim Üben. „Wir haben eben keine Mannschaft, die verbissen trainiert.“ Eine Lösung, wie es weitergeht, hat der TSV gefunden. So wird der bisherige Co-Trainer Thomas Endriß die Mannschaft bis Saisonende übernehmen, Thomas Schneider habe sich bereit erklärt, ihn zu unterstützen.
Schwierige sportliche Situation
Dass die sportliche Situation auch nicht ganz einfach sei, dessen sei man sich bewusst, so der Vorstand. „Der Tabellenplatz ist schlecht, es sind in diesem Jahr noch drei Spiele, wir möchten noch vier Punkte holen, auch wenn es nicht einfach wird.“ Ziel müsse sein, den Klassenerhalt unbedingt zu schaffen.
Ehrende Worte zu Radovan Suchys Abschied fanden Chrischilles und der TSV Rödelsee auf der Internetseite des Klubs. So heißt es dort: „Dein Engagement als Trainer, Spieler und Freund ist aller Ehren wert, mit unserem Dank können wir deine Arbeit in den vergangenen knapp 20 Jahren nicht belohnen, nur die Wertschätzung dir gegenüber zum Ausdruck zu bringen!“