Der Gau hat seine eigenen Gesetze – wer wüsste das besser als Albin Roth? Viele Jahre hat er beim SV Gaukönigshofen Fußball gespielt, zwei Jahrzehnte hat er dort Nachwuchsarbeit betrieben, und seit neun Monaten versucht sich Roth als Trainer der ersten Mannschaft in der Kreisklasse.
Er weiß, dass Vereinstreue im Gau noch mehr ist als eine Floskel und dass die Klubs hier noch weitgehend auf das Wort der Spieler zählen dürfen. Das ist beruhigend für all die, die genügend Spieler haben. Für alle anderen ist es ein Problem. Denn die Bereitschaft, die Seiten zu wechseln, ist hier nicht sonderlich hoch. „Man muss mit dem auskommen, was man hat“, sagt Roth. „Wir zahlen hier alle nichts. Wenn, dann geht es über Beziehungen.“
Noch hat der SV Gaukönigshofen, und das wird wohl die nächste Zeit so bleiben. Aber der Kampf ums Überleben wird härter werden. „Es gibt etwa 10 000 Menschen im zentralen Gau“, sagt Roth, nicht mehr als das Potenzial einer Kleinstadt. Es gibt aber eine Reihe von Fußballklubs: den SV Sonderhofen, die SpVgg Giebelstadt, den SV Gelchsheim, die DJK Riedenheim, den FC Hopferstadt oder den SV Tückelhausen. Und alle ringen um eine immer knapper werdende Ressource: den jungen Fußballer, der ihnen die Existenz sichert.
In Gaukönigshofen sollen im Sommer wieder vier Nachwuchsspieler in die erste oder zweite Mannschaft wechseln. Das Potenzial dürfte reichen, um mit beiden Teams über die nächsten Jahre zu kommen. Große Sprünge werden unter diesen Voraussetzungen aber kaum möglich sein.
Während die Reserve als Tabellenerster der B-Klasse immerhin in Aufbruchstimmung steckt, muss der Verein froh sein, mit seiner ersten Garde nicht aus der Kreisklasse zu purzeln. Seit einer Woche ist Gaukönigshofen dort Letzter, und um zu begreifen, wo die Probleme liegen, genügt ein Blick auf die Trefferbilanz: 21 Tore stehen nach 22 Spielen zu Buche, das ist absoluter Minuswert in der Klasse. Roth und andere erklären sich die chronische Abschlussschwäche vor Gegners Tor mit einer entscheidenden Personalie: Vergangenen Sommer hat Heiko Esser den Verein nach drei Jahren und 76 Pflichtspieltreffern verlassen. Es sei für beide Seiten besser so gewesen, sagen Insider.
Mit dreißig Toren in seiner Premierensaison weckte der höherklassig erfahrene Spielertrainer die Sehnsucht nach mehr in Gaukönigshofen. Nach dreizehn Spieltagen stand der Klub in der Kreisklasse ganz vorne. Doch es war ein Versprechen, das Esser und seine Schützlinge nicht einlösen konnten, nicht in der ersten Saison, die sie als Fünfte beendeten, und nicht in den zwei nächsten Runden. Als Esser im Sommer 2014 ging, hatte er den SV Gaukönigshofen, der sich zuletzt 2002 in der A-Klasse aufhielt, mit Mühe vor dem Abstieg bewahrt.
Roth übernahm die Mannschaft in einer nicht einfachen Situation. Aber er kannte die meisten Spieler aus seiner Zeit als U17- und U19-Trainer, er kannte den Verein aus seinen Jahren als Spieler und als Trainer. Zwischendrin hatte er mal drei Jahre pausiert, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass Roth ein „Kind des Vereins“ ist, wie er selbst sagt. Ihm lag viel daran, „die Mannschaft weiterzuentwickeln“, und auch wenn die Tabellensituation etwas anderes sagt, ist Roth davon überzeugt, dass ihm das gelungen ist.
Was der Mannschaft fehle, sei das „gewisse Etwas“, ein Erfolgserlebnis, das die Blockade und Verunsicherung löse; ein Glücksschuss, einfach mal ein abgefälschter Ball, der im Tor einschlägt, wie es Bibergau demonstriert hat zuletzt; so ein dreckiger Sieg, der Emotionen freisetzt im Abstiegskampf und das Zutrauen in die eigene Stärke, das offensive Spiel, wieder wachsen lässt.
Der letzte Sieg ist fast fünf Monate her. 1:0 gewann Gaukönigshofen ge-gen Bütthard. Und danach: 1:2 gegen Eibelstadt, 2:3 gegen Biebelried, keine schlechten Ergebnisse. Sie zeigen das Bemühen der Mannschaft, aber bringen keine Punkte. „Alle sind mit dem Herzen dabei“, sagt Roth, der seinen Posten nach dieser Saison wieder räumen und sich erneut der Jugend zuwenden wird. In Jens Schmidt hat der Verein bereits den Nachfolger gefunden, einen Spielertrainer, der zuletzt beim SV Kürnach am Ball war. Roth war bereit, für diesen Fall Platz zu machen.
Seine aktuelle Mission will der 56-Jährige auf jeden Fall zu Ende führen, wenn möglich in der Kreisklasse, die er als Ideallösung für seinen Klub sieht: viele Derbys, kurze Wege, alles bestens. An diesem Sonntag erwartet seine Elf den FV Schwarzenau/Stadtschwarzach. Einen Konkurrenten im Abstiegskampf? „Mit uns die Mannschaft der Stunde auf dem Weg nach unten.“