Vieles deutet darauf hin, dass der TSV Abtswind in neue Dimensionen vordringen wird. Mit sieben Zählern Vorsprung steht das extrem gut besetzte Team an der Spitze der Landesliga. Spätestens mit dem Aufstieg in die Bayernliga wäre der Klub das alleinige fußballsportliche Vorzeigeobjekt des Kitzinger Landkreises. „Im Moment beschäftige ich mich damit überhaupt nicht“, behauptet Trainer Jochen Seuling und verweist in Zukunftsfragen auf den Macher des Vereins. Christoph Mix, der Manager und Sponsor, will Abtswind dahin bringen, wo der Klub bisher nicht gewesen ist. „Wenn die Mannschaft ihr Ziel erreicht, dann gehen wir den Schritt“, sagt der 61 Jahre alte Kräuterhändler. „Aber wir erzwingen nichts, stellen für die Bayernliga nichts auf den Kopf.“ Doch ohne Verstärkungen wird es nicht gehen. Mix schweben zwei bis vier Neuzugänge vor.
Auch am Sportgelände, das künftig Kräuter-Mix-Arena heißt, tut sich etwas: Seit kurzem gibt es eine überdachte Tribüne für den Stadionsprecher und die Medien. Eine elektronische Anzeigetafel soll über den Winter aufgestellt werden. Sportlich haben die Abtswinder vorigen Samstag mit dem 2:1 (1:0)-Sieg über den TSV Kleinrinderfeld den nächsten Baustein gesetzt. „Man kann direkt neidisch werden, wenn man sieht, welche Möglichkeiten in Abtswind bestehen“, sagte Kleinrinderfelds Trainer Harald Funsch.
Mit zwei Treffern zeichnete sich wieder einmal Pascal Kamolz aus. Dass es schlussendlich drei Punkte wurden, war seinem Geniestreich in der 87. Minute geschuldet. Mit einem unerwarteten Heber aus zwanzig Metern überwand der 27 Jahre alte Stürmer den im Juli von Abtswind nach Kleinrinderfeld abgewanderten Torhüter Jan Nirsberger. „Ich habe einige Male gesehen, dass er weit vor dem Kasten steht“, sagte Kamolz. Und trotzdem zählte Nirsberger zu den Besten seines Teams: Mehrmals entschärfte er Eins-gegen-Eins-Situationen. Kurz vor Ende des ersten Durchgangs wischte er sogar einen Freistoß von Sven Gibfried aus dem Eck.
Jammern hätten die Abtswinder nicht dürfen, falls die Begegnung mit dem ehemaligen Bayernligaklub in einem Remis oder gar einer Niederlage geendet wäre. In der zweiten Halbzeit beherrschte Kleinrinderfeld das Treiben – spielerisch und läuferisch. Immer wieder mündeten Ballverluste in Tempogegenstöße der Gäste. Am kritischsten wurde es für Abtswind in der 84. Minute: Bei einem dieser Konter schob Simon Sommer den Ball aus fünf Metern völlig frei am Tor vorbei. „Heute hatten wir auch mal das nötige Glück“, stellte Abtswinds Trainer Jochen Seuling fest.
Es war nur eine Szene, welche die Spannung und die Dramatik eines guten Spitzenspiels ausmachte. Tragisches hatte sich derweil zur Pause zugetragen: Beim Gang in die Umkleide stolperte Abtswinds Angreifer Peter Mrugalla über einen Fußabstreifer. Mit dem Gesicht fiel er in die berstende Glasscheibe der Kabinentür. Eine blutende, umgehend geklammerte Schnittwunde an der Wange war die Folge.
Bis zum nächsten Schock dauerte es nicht lange: Tobias Werner, in der Innenverteidigung zuletzt nicht frei von Fehlern, hatte einen Freistoß unmittelbar am Strafraum verursacht. Torhüter Irnes Husic forderte noch von seinen Vorderleuten, die Beine zusammenzuhalten – und doch war ein Mitspieler in der Mauer hochgesprungen und hatte Kleinrinderfelds Dennie Michel die Lücke aufgetan (47. Minute). Doch das Spiel verzieh den Abtswindern ihre Fehler, die am Samstag häufiger als sonst auftraten. „Mir war wichtig, dass wir nicht in einen Hurrastil verfallen“, sagte Trainer Seuling. „Statt gut auszusehen, wollten wir lieber Konter vermeiden.“ Der Führungstreffer war anstelle einer gepflegten Kombination der Konfusion entsprungen: Jörg Ottos Freistoß drückte der zuletzt stark aufspielende Verteidiger Sven Gibfried per Kopf aufs Tor. Im folgenden Getümmel wurde Pascal Kamolz angeschossen. Der Ball landete daraufhin im Netz.
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind – TSV Kleinrinderfeld 2:1 (1:0)
Abtswind: Irnes Husic; Daniel Hey, Tobias Werner (63. Frederik Weiß), Przemyslaw Szuszkiewicz, Sven Gibfried, Jonas Wirth, Constantin Paunescu, Michael Seuling (79. Albert Fischer), Jörg Otto, Peter Mrugalla (46. Jürgen Endres), Pascal Kamolz.
Kleinrinderfeld: Jan Nirsberger; Kevin Engert, Manfred Leonhart, Manuel Jäger, Simon Sommer, Timo Rappl, Bastian Götzfried, Benedikt Engert (88. Marco Kramosch), Dennie Michel, Julian Meyer (77. Maximilian Haag), Pascal Rausch.
Schiedsrichter: Thorsten Rössle (Ansbach).
Zuschauer: 230.
Gelbe Karten: Werner, Otto, Kamolz; Götzfried, Rappl, Meyer.
Tore: 1:0 Pascal Kamolz (27., nach Freistoß von Jörg Otto), 1:1 Dennie Michel (47., direkter Freistoß), 2:1 Pascal Kamolz (87., Heber aus zwanzig Metern).