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FUßBALL: A-KLASSE
Wie Ülkemspor Kitzingen sein Image aufpolieren will
Der Kitzinger Fußballklub mit vorwiegend türkischen Spielern verfolgt in den nächsten Jahren ambitionierte sportliche Ziele. Wie der A-Klassist diese erreichen will.
Steffen Forstner
 |  aktualisiert: 09.03.2020 02:10 Uhr

Sportlich tiefe Spuren hat der FV Ülkemspor Kitzingen in den letzten Jahren auf der hiesigen Fußballlandkarte nicht hinterlassen. Zudem kam es in der Vergangenheit bei Partien des Klubs auch einmal paarmal zu unschönen Szenen, die dem verein einen schlechten Ruf einbrachten.

Nach dem Willen der Verantwortlichen soll damit ab sofort Schluss sein. „Wir wollen nicht mehr, dass die Gegner sagen: Wir spielen gegen die Türken. Sie sollen sagen: Wir spielen gegen Ülkemspor Kitzingen“, hofft Ülkemspors Sportleiter Mehmet Magrali künftig auf ein Mehr an Respekt von der Konkurrenz. Und wie könnte dieser Respekt besser erreicht werden als durch sportlichen Erfolg? Diese Frage haben sich auch die Verantwortlichen gestellt und im Ergebnis ein Projekt ins Leben gerufen, das den Verein innerhalb der nächsten drei Jahre im besten Fall bis hinauf in die Kreisliga hieven soll.

Ein Klub, der aktuell in der A-Klasse 3 gegen den Abstieg kämpft und erst im Sommer, nachdem er fünf Jahre lang in die Niederungen der B-Klasse abgetaucht war, in diese zurückgekehrt ist, will also – ab Sommer gerechnet – binnen drei Jahren zweimal aufsteigen. Was auf den ersten Blick utopisch anmutet, hält Magrali für ein realistisches Szenario. Dass sich aber vom Reden allein kein sportlicher Erfolg einstellt, darüber ist sich der Sportleiter im Klaren. Deshalb hat er sich mit seinen Mitstreitern auf die Suche nach Personal begeben, das die Erfolgsaussichten des Projekts erhöht. Herausgekommen ist bei Magralis Casting ein durchaus beachtliches Potpourri.

Wichtigstes Puzzlestück: der Trainer. Bereits in der anstehenden Rückrunde wird Tolga Arayici für die Geschicke bei Ülkemspor verantwortlich sein. Für den 30-Jährigen, derzeit noch als Spieler bei Kreisligist Bayern Kitzingen aktiv, ist es die erste Trainerstation und eine willkommene Herausforderung. „Ich hatte auch Angebote aus der Kreisklasse und Kreisliga. Aber einfach kann jeder“, sagt Arayici, der es als besonders reizvoll empfindet, zu versuchen, einen Klub aus dem sportlichen Schattendasein zu führen.

Arayici wird Spielertrainer

Die abermalige Anfrage Ülkemspors, wo viele Freunde Arayicis spielen, kam da gerade recht. Bereits in den Vorjahren hatten die Verantwortlichen ihr Glück bei Arayici versucht, jetzt gab der Umworbene endlich sein Ja-Wort. Bislang habe er immer noch höhere Ziele mit den Bayern gehabt, für die er auch schon in der Landesliga auflief, aber nun sei der richtige Moment für den Einstieg ins Trainergeschäft gekommen, so der neue Übungsleiter.

Durch sein Engagement als Coach stehen Arayici stressige Wochen und Monate bevor. Schließlich wird er in der Rückserie parallel noch als Spieler für die Kitzinger Bayern auf dem Rasen stehen und sich erst ab Sommer vollumfänglich der Aufgabe bei Ülkemspor – dann als Spielertrainer – widmen. Ideal sei die Konstellation zwar nicht, aber die Verantwortlichen am Bayernplatz hätten ihm erklärt, dass sie bis Saisonende auf ihn zählen würden“, sagt Arayici. Dem wollte sich der Mittelfeldspieler aus alter Verbundenheit zu seinem Jugendklub nicht widersetzen.

Und so war Ideenreichtum bei der Frage vonnöten, wie man der Tatsache Rechnung tragen könnte, dass die Bayern bis zum Sommer bei zeitlichen Überschneidungen Vorrang auf Arayicis Agenda genießen. Die Lösung: ein spielender Co-Trainer, der schon in der Rückrunde bei Ülkemspor einsteigt. In Mathias Brunsch konnte Arayici, wie er selbst sagt, „eine Granate“ für diese Aufgabe gewinnen. Die beiden kennen sich schon lange und spielten auch in der laufenden Saison wieder zusammen bei Bayern Kitzingen, für die Brunsch ebenso wie Arayici schon in der Landesliga kickte. Darüber hinaus kann der Abwehrmann Bayernliga-Erfahrung beim TSV Abtswind vorweisen.

Erstes Ziel Klassenerhalt

Ülkemspor greift bei der Spielerakquise also ins obere Regal. Einer, der ebenfalls in diese Kategorie passt, ist Jörg Otto. Selbst wenn der 33-Jährige zuletzt nicht aktiv war, blickt auch er auf Stationen in Kitzingen und Abtswind zurück. Nun hat sich Otto in der Winterpause ebenfalls Ülkemspor angeschlossen. Hinzu kommen in Daniel Koch (Repperndorf), Mandela Leio (Albertshofen), Labeeb Malik (Hohenfeld) und Baris Yildirmis (zurück nach Pause) vier weitere Zugänge in der Winterpause.

Sie sollen dazu beitragen, dass Ülkemspors ehrgeizige Ziele nicht schnell einen herben Dämpfer erleiden. Nichts anderes wäre schließlich der direkte Wiederabstieg in die B-Klasse. Nur drei Zähler trennen den Klub derzeit von der gefährdeten Zone. Deshalb liegt Arayicis kurzfristiges Hauptaugenmerk zunächst einmal natürlich darauf, in der Rückrunde die Klasse zu sichern. Der neue Coach, der für sich hinsichtlich des Ziels Kreisliga ein Zeitfenster von vier bis fünf Jahren gesetzt hat, betont, dass ein möglicher Abstieg nicht das Ende des Projekts bedeuten, aber eine deutliche zeitliche Verzögerung nach sich ziehen würde.

Ein weiteres potenzielles Hindernis sind die Disziplinprobleme aus der Vergangenheit, denen Arayici Einhalt gebieten möchte. „Ich habe früher auch schon mal überreagiert, wenn böse Worte von außen kamen. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass man so etwas am besten mit seiner Leistung auf dem Platz begegnet.“ Wenn die stimmt, könnte die hiesige Fußballlandkarte bald um einen Farbtupfer reicher sein.

MathiasBrunsch
Foto: Verein | MathiasBrunsch
Der FV Ülkemspor Kitzingen hat sich für die nahe Zukunft ehrgeizige sportliche Ziele gesteckt. Derzeit kämpft der Klub in der A-Klasse 3 Würzburg gegen den Abstieg. Auf unserem Bild aus dem Oktober 2019 versucht FV-Spieler Yusuf Aksu (links) den Ball bei einem Freistoß über die Mauer der SG Buchbrunn-Mainstockheim (Zweiter von links Norbert Dappert) zu zirkeln.
Foto: Hans Will | Der FV Ülkemspor Kitzingen hat sich für die nahe Zukunft ehrgeizige sportliche Ziele gesteckt. Derzeit kämpft der Klub in der A-Klasse 3 Würzburg gegen den Abstieg.
 
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