Dieser Sommer könnte ein nahezu perfekter werden für Stefan Weiglein. Der Kapitän des FC Geesdorf, beruflich Obstbaumeister im eigenen Betrieb, hat die sportliche Ernte mit seiner Mannschaft in Form des Meistertitels in der Bezirksliga Ost bereits voll eingefahren. Der Dorfverein stößt mit der Landesliga nun in eine neue fußballerische Dimension vor.
Zuhause auf den Feldern, bei Erdbeeren, Kirschen, Äpfeln und den weiteren Früchten, könnte es für Weiglein ebenso ein recht erfolgreiches Jahr geben. „Es hängt fast zu viel dran. Wenn nicht noch ein Unwetter kommt, sieht es gut aus“, berichtet er von den heimischen Anbauflächen.
Dieser Tage durften sich die Geesdorfer Kicker im Wiesentheider Rathaus ins Goldene Buch der Gemeinde eintragen für ihren Erfolg, der einen weiteren Meilenstein in der Historie des Klubs aus dem fußballverrückten 400-Einwohner-Dorf darstellt. Vor neun Jahren begann der Aufschwung, damals mit dem Titel in der A-Klasse. Stefan Weiglein gehört neben Thomas Lordo und Alexander Huller zu einem Trio, das den gesamten Weg von damals auf dem Spielfeld mitgegangen ist. Zudem kickte Stefan Weiglein mit fünf, sechs weiteren Mitspielern aus der aktuellen Mannschaft, die etwas jünger sind, bereits früher auf dem Bolzplatz. „Das ist schon verrückt. Als wir vor vier Jahren in die Bezirksliga aufgestiegen sind, haben wir gesagt, das ist das Maximale. Jetzt stehen wir in der Landesliga.“
Dass es im siebten Jahr von Spielertrainer Hassan Rmeithi klappte, darauf habe man vor der Runde intern schon ein wenig geschielt, gibt Weiglein zu. Den Grund für den vorsichtigen Optimismus lieferten nach zwei siebten Plätzen in den Jahren zuvor die Neuzugänge, fünf an der Zahl, die den Kader nicht nur nominell verstärkten. Die Konkurrenz sollte das Geschäft später beleben.
Das klappte zunächst nicht, denn der Start verlief alles andere als verheißungsvoll. In der Vorbereitung im Sommer verloren die Geesdorfer beinahe jedes Spiel, zum Auftakt setzte es ein 1:2 in Riedenberg, dann ein 1:1 gegen Dampfach. „Mein Vater meinte damals, so wird das nichts. Aber irgendwie ging ein Ruck durch die Mannschaft. Gegen Dampfach hätten wir trotz Unterzahl gewinnen müssen“, erinnert sich der Kapitän.
Mitte September strauchelte der FC erneut, daheim gegen Kellerkind Strahlungen und gleich darauf in Thulba. Eine Zeit, an die sich Weiglein wegen einer anderen Sache erinnert. Gegen Strahlungen fehlte er erstmals wegen Problemen mit der Leiste, was sich als Leistenbruch herausstellte. Eine Operation stand an, der für ihn eine Pause bis Mitte November folgte.
Weigleins Geesdorfer steckten das aber weg, auch dank des größeren Kaders. Nach vier Siegen in Serie folgte das ominöse 1:7 in Oberschwarzach, der Tiefpunkt der Runde ausgerechnet beim Lokalrivalen. „Da waren wirr überhaupt nicht auf der Höhe“, musste er als Zuschauer von außen feststellen. Danach startete der FC aber eine Serie. Bis zur Winterpause wurde der Anschluss nach oben hergestellt. Weiglein war wieder fit. Die Erfolgsserie mit neun Siegen in Folge katapultierte die Geesdorfer im Frühjahr ganz nach oben. Ende März besaß der FC nach dem 2:1-Sieg gegen Thulba schon neun Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz.
Das reichte. Vier Spieltage vor Schluss war der Titel mit dem 3:3 in Unterspiesheim unter Dach und Fach. In Angriff und Abwehr stellte Geesdorf die beste Elf. Wer ihn von den Mitspielern am meisten beeindruckt habe? „Am stärksten fand ich unsere Abwehrreihe mit Dominik Kober, meinem Bruder Simon und Uli Konrad. Gerade der Uli hatte in der Vorbereitung noch einige Kilos zu viel auf den Rippen. Aber was die drei da hinten gespielt haben, das war überragend.“ Zudem nennt Weiglein mit Sinan Bilgin einen Neuzugang, der im Mittelfeld der Geesdorfer dank seiner läuferischen Fähigkeiten und seiner intelligenten Spielweise zur festen Größe wurde. Vorne kam mit Markus Pfeufer ein Angreifer, der mit 16 Toren neben Mohamed Rmeithi (23 Tore) zum Torgaranten wurde. Damit fiel Stefan Weigleins niedrigere Trefferquote (11) im Vergleich zu den Vorjahren nicht zu sehr ins Gewicht.
Einen enormen Anteil am Titel habe natürlich Spielertrainer Hassan Rmeithi (32), der seit sieben Jahren beim Verein ist. Rmeithi schaffte es, die Neuzugänge einzubauen. Er richtete die Spielweise mit den Neuen etwas anders aus. Im Training habe er immer wieder neue Impulse gesetzt, auch auf dem Spielfeld wurde Rmeithi ein wichtiger Faktor.
Natürlich wurde der Titel in den vergangenen Wochen in Geesdorf entsprechend ausgiebig gefeiert. „Im Feiern sind wir mindestens Bayernliga“, schmunzelt Stefan Weiglein. Nicht nur er ist gespannt, was das neue Kapitel Landesliga bringen wird. Das werde eine Herausforderung, weiß er. „Wir freuen uns darauf.“