„Sie ist technisch sehr gut und denkt mit“, bescheinigt Norbert Henneberger seinem Schützling Sophie Steigleder, die er in seiner Tennisschule trainiert. Schon nach ein paar Vorhandschlägen und Rückhandschwüngen wird dem Beobachter klar: Da steht ein Rohdiamant auf der Tennisanlage der Turngemeinde Kitzingen, der des Schliffes bedarf und danach noch mehr strahlen kann.
Sophie Steigleder kommt aus Dettelbach und kam durch ihre Eltern zum Tennis. Doreen und Thomas Steigleder, der sich auch als Fußballtorwart einen Namen gemacht hat, frönen seit langem in Dettelbach ihrem Hobby. Mit sechs Jahren schwang Sophie erstmals den Tennisschläger. Weil Dettelbach keine Jugendmannschaft hatte, schloss sie sich im Jahr 2010 der TG Kitzingen an. Die Jugendliche betreibt ihren Sport nicht verbissen, der Spaß am Spiel steht bei ihr immer im Vordergrund. Deswegen begnügt sie sich mit zwei Trainingstagen pro Woche und verzichtet auf Zusatzeinheiten.
„Ich bin eine Angriffsspielerin“ sagt die Gymnasiastin des Kitzinger Armin-Knab-Gymnasiums, wo sie auch in der Schulmannschaft spielt. Langatmige Ballwechsel, Aschenschach oder Tempo drosselnde Slicebälle sind nicht die Tennis-Welt der Sophie Steigleder. Vielmehr zieht sie die Vorhand genau so durch wie die Rückhand, bringt Power ins Spiel und sucht den Angriff am Netz, um mit Volleys zu punkten. Dabei kommen der 14-Jährigen ihre Körpergröße von 1,68 Meter mit einer entsprechenden Reichweite und Leichtfüßigkeit zugute. Die Rechtshänderin besticht mit ihrer Spielintelligenz. Bezirksjugendwart Clemens Purkop schwärmt von ihr: „Sie hat ein unglaubliches Talent, zu erahnen, was mit dem Ball passiert“.
Damit sie gefordert wird, spielt die 14-Jährige in der aktuellen Medenrunde nicht in ihrer Altersklassenmannschaft der TGK, sondern bei den U18-Mädels in der Bezirksliga (2:3-Siege) und auf Position Nummer drei bei den Damen. Dort hat sie in der Bezirksklasse 1 eine Bilanz von 4:1-Siegen. Heuer gelang der Dettelbacherin der Durchbruch, als sie sich im Januar den unterfränkischen Hallentitel und im Mai den Freilufttitel holte. Da sie relativ wenige Turniere bestreitet, fehlten ihr die Ranglistenpunkte für die bayerischen Jugendmeisterschaften am kommenden Wochenende in Augsburg.
Doch vor ein paar Tagen kam die frohe Botschaft aus München, dass der Bayerische Tennisverband Sophie Steigleder per Wildcard die Startberechtigung für die Landesmeisterschaften zugestanden hat. Auf Grund fehlender Ranglistenpunkte reist die Jugendliche der TG Kitzingen als Außenseiterin an und kann unbeschwert aufspielen. Nicht nur ihre Eltern und der Trainer sind sehr gespannt, wie sich die Hobbyreiterin beim Dettelbacher Reit- und Fahrverein in Augsburg schlagen wird.
„Vielleicht kommt Sophie dadurch auf den Geschmack“, sinniert Trainer Norbert Henneberger. Denn wenn es nach dem Tennislehrer ginge, würde die Dettelbacherin ihr Trainingspensum ausweiten und auch mehr Turniere in ihrem Kalender haben. „Lernen, sich gut zu bewegen und Bälle zu erlaufen“, beschreibt der erfahrene Übungsleiter eine der Komponenten, die bei Sophie Steigleder noch verbesserungswürdig sind. Er muss es wissen. Schließlich hat er schon so manches Talent wie Irina Delitz und Lena-Marie Hofmann, die zeitweise als Profispielerinnen unterwegs waren, unter seinen Fittichen gehabt. Er ist derjenige, der auch bei Sophie Steigleder für den richtigen Schliff zuständig ist und hofft, dass sich das Talent noch mehr reinhängt.