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LEICHTATHLETIK
Marika Heinleins außergewöhnlicher Hochzeitstag
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 10.06.2019 02:10 Uhr

Bis sich Marika Heinlein von ihrem neuerlichen Lauf-Erlebnis erholt hatte, dauerte dann doch etwas. Der „L'Ultr'Ardeche“, ein 222 Kilometer langes Rennen mit 4 477 Höhenmetern in Frankreich, hinterließ bei ihr nicht nur einige Blasen an den Füßen, sondern auch einen bleibenden Eindruck. „Es war grenzwertig, heftiger als der Spartathlon“, lautete die Meinung der zierlichen Läuferin einige Tage später in ihrem Buchladen in Wiesentheid.

Im Süden des Nachbarlandes ließ sie Mitte Mai die Mischung aus Kälte, teils heftigem Regen und steilen An- und Abstiegen wieder einmal an ihre körperlichen Grenzen gehen. „Es ist eine wunderschöne, romantische Gegend. Man läuft auf kleinen Sträßchen und fast nur auf Asphalt. Ich kann ganz gut Berge laufen, aber das war schon hart“, berichtet eine beeindruckte Heinlein nach ihrer Rückkehr.

Als bei der Ultraläuferin aus dem Wiesentheider Ortsteil Geesdorf die Anfrage einging, an der Veranstaltung teilzunehmen, hatte sie nicht lange überlegt. Ein Lauf über 222 Kilometer mit einigen Bergen in einer herrlichen Gegend in Frankreich – das hörte sich interessant an.

Ihr Hochzeitstag fiel außerdem genau in diese Zeit. „Warum nicht ein paar Tage Urlaub machen und dabei eine neue Strecke entdecken“, fragte sich Heinlein möglicherweise. Also machte sie sich mit ihrem Mann Bruno und dem Wohnmobil auf in diese traumhaft schöne Gegend zwischen St. Etienne und der Provence mit ihren herrlichen Schluchten.

Beide trafen bereits zwei Tage vor dem Rennen ein und schauten sich dort erst einmal die Strecke rund um Alboussiere an. Start war schließlich am Samstag in aller Frühe um sechs Uhr. Da sei ihr noch nicht bewusst gewesen, was auf sie zukommen sollte. Wenig später begann der Regen, der Marika Heinlein und 120 weitere Läufer beinahe bis ins Ziel begleiten sollte. Insgesamt 4 600 Höhenmeter galt es zu passieren.

„Das nasskalte Wetter war schon heftig. Ich habe nur einmal meine Regenjacke getauscht. Mehr hätte auch nichts gebracht, weil du gleich wieder durchgeweicht bist“, blickt Marika Heinlein zurück. Irgendwann habe ihr der Regen dann nichts mehr ausgemacht. „Ich habe schon gemerkt, dass ich an meine Grenzen gehe. Es gab aber nie den Moment, wo ich sagte, ich höre auf.“

Zusammen mit ihrem Mann Bruno, der ihr als Streckenposten half, die teils recht kleinen Hinweisschilder zu finden, biss sich Marika Heinlein durch. Am nächsten Tag gegen 19 Uhr erreichte sie das Ziel in Alboussiere nach rund 37 Stunden Laufzeit. Mit ihr schafften das nur 49 Männer und fünf Frauen. Die anderen gaben auf.

Das Gefühl, es geschafft zu haben, überwog am Ende die Kälte und den Regen bei der 56-jährigen Ultraläuferin. Gefallen hat ihr das ganze Drumherum durchaus, bis auf das Wetter. Ob sie es in der Ardeche noch einmal versuchen wird, lässt sie offen. Erst einmal steht Ende September „ihr“ Spartathlon an.

 
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