Am Samstag flimmerte auf Sat1 Profiboxen über den Bildschirm. In der Nacht blamierte sich Arthur Abraham vor 16 000 Zuschauern in Las Vegas und verlor seinen WBO-Gürtel im Supermittelgewicht gegen Gilbert Ramirez (Mexiko). Seine 1,4-Millionen-Börse kassierte der gebürtige Armenier natürlich trotzdem. Tagsüber hatten 150 Zuschauer in der Kitzinger Florian-Geyer-Halle insgesamt 31 Kämpfe der dritten Auflage des Frieder-Dollinger-Gedächtnisturniers gesehen. Die jugendlichen und erwachsenen Faustkämpfer – darunter auch einige weibliche Kraftsportler – aus mehreren Bundesländern boten sauberen und ehrlichen Amateurboxsport.
Gerade wenn Boxer vom Boxteam Tommy und den Sportfreunden WVV Würzburg im Ring standen, kam richtig Stimmung auf der gut besetzten Tribüne auf. Die Würzburger nutzten gerne den Vorteil der räumlichen Nähe und brachten junge Leute zum Einsatz, die teilweise ihre ersten offiziellen Kämpfe austrugen. Von Ausrichter KSV Kitzingen feierte der junge Kasache Vlad Vassilchenko seine Wettkampfpremiere. „Ich bin überhaupt nicht nervös und gehe es locker an“, gab sich er 16-Jährige unbedarft vor seinem Kampf gegen Mohammad Qurbani (BC Feuchtwangen).
Vassilchenko spielte einst Fußball, wollte sich dann im Frieder-Dollinger-Boxcenter nur seine Fitness holen, ehe er dann nach ersten Trainingseinheiten für sich entdeckte: „Das macht Spaß bei den KSV-Boxern.“ Gegen den Gegner aus Feuchtwagen unterlag der Kitzinger, was aber keine Überraschung war, denn Qurbani brachte körperliche Vorteile und mehr Kampferfahrung mit. Vlad war auch angezählt worden und überlegte hernach mit seinen Trainern, ob er kommendes Wochenende bei der Frankenmeisterschaft starten wird.
Erstmals vor heimischer Kulisse agierte Tamim Sakhizada, der seit einem halben Jahr Wettkämpfe bestreitet und zuletzt Erfolge als nordbayerischer Vizemeister gefeiert hatte. Der unbegleitete Flüchtling aus Afghanistan lieferte am Samstag im Kampf gegen Behyar Weis (Boxring Suhl) nach Meinung von KSV-Abteilungsleiter Maik Dressler eine „gute Leistung“ ab. Der Kampf habe aber auch gezeigt, dass Tamim Sakhizada noch an der Technik arbeiten muss.
Maik Dressler hatte das Turnier im Jahr 2014 ins Leben gerufen im Gedenken an seinen im Jahr 2013 verstorben Vorgänger Frieder Dollinger. „Hier geben wir jungen Leuten Gelegenheit, sich zu beweisen und erste Wettkampferfahrung zu sammeln“, schilderte Dressler die Intention des Turniers. In Verbindung mit der Ehrerweisung an Kitzingens einstigen „Mister Boxsport“ bildet das Turnier auch beste Werbung für den Amateurboxsport. „Mit Unterstützung von Sponsoren und dem Förderverein 'Boxen in Bayern' kommen wir mit einer schwarzen Null raus“, erklärte Maik Dressler und bedankte sich bei den vielen Helfern, die die Ausrichtung mit ermöglichten.
„Das machen die Kitzinger hervorragend“, lobte Hans Bales, Bezirkssportwart des Bayerischen Amateurboxverbandes, den Ausrichter. Zumal der KSV der einzige Verein in Unterfranken neben den von Bales geführten Sportfreunden WVV Würzburg ist, der noch solche Turniere veranstaltet. „Hier passt einfach alles“, geriet er ins Schwärmen.
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