Mit Beginn dieser Saison wird im Ochsenfurter Fußball ein neues Kapitel aufgeschlagen. FC und SV 72 Ochsenfurt stellen zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine gemeinsame Mannschaft, besser: drei Mannschaften. Mit jeweils einem Team für die Kreisklasse, A-Klasse und B-Klasse geht der Ochsenfurter FV nämlich in die Runde.
Nicht nur Hans Mahlmeister, einer der beiden Trainer, erwartet den Start in einer Mischung aus Spannung und großer Vorfreude. Er hatte in den vergangenen Wochen an der Seite Mario Rothemels die Aufgabe, aus dem riesigen Spielerreservoir der beiden Vereine eine Mannschaft zu formen. Aus 58 mach elf, oder besser: 22 – so hieß die Aufgabe, die sich den erfahrenen Übungsleitern stellte. 58 Spieler standen auf der Liste der Kandidaten, die zur Besetzung der jeweiligen Mannschaften in Frage kamen. Für das innovative Projekt sollten in der Vorbereitung möglichst viele ihre Chance bekommen. „Es hat fünf Wochen gedauert, bis wir den Kader schließlich gefunden hatten. Bei den Spielen haben wir versucht, jedem eine Chance zu geben, sich zu zeigen. Da musst du eben auch mal mit schlechten Ergebnissen rechnen“, so beschreibt Mahlmeister die sportlichen Startschwierigkeiten. Schon ein Vierteljahr lang hatte er sich mit Mario Rothemel ausgetauscht, wie man das gemeinsame Projekt in Ochsenfurt anzugehen gedenke.
Kurz vor dem ersten Spieltag sei die „Findungsphase“, wie es Hans Mahlmeister nennt, noch nicht ganz abgeschlossen. Mancher Außenstehende werde hohe Erwartungen an seine Mannschaft haben, aber die dämpft der 33-Jährige erst einmal. Im ersten Jahr wolle man die Ansprüche nicht gleich zu hoch setzen. „Wir dürfen ja nicht vergessen, dass beide Klubs vorige Saison große Probleme hatten“, gibt Mahlmeister zu bedenken. „Der eine stieg aus der Kreisklasse ab, der andere zog sich gerade noch aus der Schlinge. Wenn da einer kommt und sagt, ihr müsst aufsteigen, dann antworte ich, du spinnst.“ Er könne damit leben, wenn am Ende ein fünfter oder sechster Platz in der Bilanz stehe. Fürs Erste schon, pflichtet Rothemel bei. „Im ersten Jahr möchten wir uns akklimatisieren, im zweiten Jahr angreifen.“
Der 39 Jahre alte Rothemel soll als Spieler auf dem Platz mithelfen, damit das noch zarte FV-Pflänzchen entsprechend gedeiht. Die Mission in Ochsenfurt bezeichnet Rothemel als seine „bislang größte sportliche Herausforderung“. Er und sein Pendant Mahlmeister haben beim FV für zwei Jahre zugesagt, um dort etwas aufzubauen.
Als Auswärtiger blickt der aus Versbach stammende Rothemel absolut neutral auf das Projekt, wie er sagt. Ob der Spieler nun vom FC oder vom SV stamme, habe ihn nicht zu interessieren brauchen. „Anfangs gab es schon Grüppchenbildung, mancher hatte seine Vorurteile“, hat er in der neuen Mannschaft beobachtet. Das habe sich jedoch schnell gelegt. Rothemel und Mahlmeister sind sich sicher, dass alle an einem Strang ziehen werden.
Um den Prozess zu beschleunigen, unternahm man auch außerhalb des Sportplatzes einiges mit den Spielern. Gemeinsame Besuche auf dem Kilia-ni-Volksfest in Würzburg oder auf so manchem Weinfest im Umkreis trugen dazu bei, zu einem „eingeschworenen Haufen“ zu verschmelzen, wie Rothemel sagt. Natürlich könne die neue Formation noch nicht perfekt eingespielt sein, wenn nun zum Start der Aufsteiger Gnodstadt zum Derby kommt. Mahlmeister strahlt Zuversicht aus. „Es wächst langsam zusammen. In ein paar Wochen wissen wir, wo wir stehen.“ Los gehen wird die neue Zeitrechnung im Ochsenfurter Fußball am Sonntagvormittag – „mit einem gemeinsamen Frühstück aller drei Mannschaften. Und hoffentlich mit neun Punkten“, wie Rothemel sagt.