
Weitere Rekordmarke für den FC Bayern München. Diesmal allerdings für den Nachwuchs. Was bei den bisherigen 17 Auflagen des Hallenfußball-Norit-Cups in Dettelbach noch keiner Mannschaft gelungen ist, erreichten die U 16-Junioren. Sie schafften die Titelverteidigung. Dazu war im Finale ein hartes Stück Arbeit notwendig, denn der Nachwuchs vom FSV Mainz 05 ließ sich erst nach Verlängerung mit 3:2 in die Knie zwingen.
Hinterher hatten es die Bayern eilig. Kaum war der Pokal überreicht, winkte bereits Trainer Sebastian Dremmler seine Schützlinge hektisch in Richtung Umkleidekabine. Knapp 40 Minuten später mussten sie am Bahnhof in Würzburg sein, um ihren Zug zurück in die Landeshauptstadt noch pünktlich zu erwischen. Sogar das obligatorische Sieger-Mannschaftsfoto musste deswegen ausfallen, erstmals in der 18-jährigen Turniergeschichte.
Nicht auszudenken, hätte es in der Maintalhalle auch noch eines Neunmeterschießens bedurft, um den diesjährigen Gewinner des deutschlandweit zweitgrößten Hallenturniers für diese Altersstufe zu ermitteln. Während sich seine jungen Kicker rasch umkleideten, hatte der Trainer, übrigens der Sohn des Ex-Bayern-Nationalspielers Wolfgang Dremmler, wenigstens noch Zeit für eine kurze Bilanz der beiden Tage. „Wenn man über zwei Tage nur fünf Gegentore kassiert, ist das schon klasse. Ich denke, wir waren die herausragende Mannschaft hier. Deswegen bin ich sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft.“ Dremmlers U 16 tritt im Winter nur zu zwei Hallenturnieren an, eines davon eben in Dettelbach, „weil es uns gut in den Zeitplan passt“.
Gut gepasst hätte der Turniersieg auch dem FSV Mainz 05, doch deren Trainer Sascha Meeth zeigte sich hinterher nur bedingt enttäuscht. Seine Kicker mussten sich als Gruppendritter erst in der Zwischenrunde für das Feld der besten Acht qualifizieren, was ihnen drei Spiele mehr bescherte als den Bayern. Trotzdem hatten sie den Favoriten am Rand einer Niederlage. „Wenn du 20 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit den Ausgleich bekommst, bist du etwas enttäuscht. Aber wenn man die Leidenschaft gesehen hat, mit der meine Jungs gekämpft haben, war das schon toll. Die Bayern sind insgesamt verdienter Sieger“, gratulierte Meeth artig.
Im Finale hatten es die Mainzer dank ihrer cleveren Defensivstrategie den Bayern sehr schwer gemacht. Die Münchner drückten mächtig. Lukas Mai verpasste bereits nach 20 Sekunden mit einen Kracher ans Lattenkreuz nur knapp die Führung. Die gelang den Mainzern nach fünf Minuten und einem Konter, als sich zwei Bayern-Akteure unglücklich anschossen. Per Flachschuss glich Maximilian Zaiser zum1:1 aus. Kurz vor der Halbzeit überstanden die Mainzer eine Zeitstrafe gegen Kannet Hannor-Lopez unbeschadet.
Eine Minute vor dem Abpfiff wähnte der FSV mit dem 2:1 durch Raphael Assibey-Mensahs Kopfball-Abstauer den Pokal wohl schon bei sich. Doch kurz nach dem Anstoß prallte ein Distanzschuss vom aus Arnstein stammenden Münchener Manuel Wintzheimer von der Bande an FSV-Torwart Steinbach und ins Tor zum 2:2. Wintzheimer erwies sich insgesamt im Turnier mit zwölf Toren als treffsicherster Schütze. Gleich zu Beginn der Verlängerung nutzte der beste Spieler der Veranstaltung, Meritan Shabani, einen Mainzer Abwehrfehler zum 3:2, das die Bayern über die Zeit brachten.
Recht eng war es auch zuvor in den Halbfinals des Turniers zugegangen. Jeweils im Neunmeterschießen hatten sich der FSV Mainz 05 (gegen den 1. FC Nürnberg) und auch die Bayern (gegen den VfB Stuttgart) durchgesetzt. Nürnbergs Trainer Michael Bischof, der bereits zum fünften Mal in Dettelbach teilnahm, lobte das Turnier. „Das Niveau hier ist immer sehr gut.“ Durch die neuen Regeln mit den direkten Freistößen agierten die Mannschaften vorsichtiger, es habe weniger Fouls und Verletzungen gegeben, stellte er fest.
Mit dem Ex-Profi Dieter Frey hatte Bischof einen prominenten Mann an seiner Seite. Der einstige Spieler, der für den FC Bayern, den SC Freiburg, Werder Bremen und Nürnberg in der Bundesliga kickte, ist erst seit kurzem im Betreuerstab der Club-U 16. „Das macht Spaß, aber bisher fehlte mir die Zeit. Ich unterrichte an der Nürnberger Bertold-Brecht-Schule Mathematik und Wirtschaft/Recht“, erzählte Frey. Mit Heiko Gerber war ein weiterer Ex-Profi (Chemnitz, Bielefeld, Nürnberg, Stuttgart, Ingolstadt, Ulm) in der Maintalhalle. Er trainiert den Nachwuchs des VfB Stuttgart.
Den Klubs gefiel das Turnier-Wochenende. „Es ist phänomenal, was der kleine Ort hier auf die Beine stellt, das ist ein Top-Turnier! Wir fühlen uns pudelwohl und kommen gerne wieder“, sagte der Mainzer Trainer Sascha Meeth. So etwas hörte der zweite Vorsitzende des Ausrichters SC Dettelbach, Ralph Peckmann, gerne. „Es ist das 18. Turnier, wir sind erwachsen geworden.“ Organisator Patrick Markert verlebte ein insgesamt ruhiges Wochenende, beinahe ohne Zwischenfälle. Ausnahme war der Verzicht von RB Leipzig auf das Zwischenrundenspiel gegen Borussia Dortmund. Eine frühere Heimfahrt war dem Nachwuchs aus dem Osten lieber als ein bedeutungsloser sportlicher Vergleich.
Die Veranstaltung war einmal mehr ausverkauft. „Wir hätten diesmal wieder pro Tag gut und gerne hundert Karten mehr als die 250 verkaufen können.“ Markert durfte sich außerdem über ein Geschenk des Turniersiegers freuen: Ein Original-Trikot des FC Bayern München.
Die Statistik zum Norit-Cup
Endstand
1. Bayern München (3:2 n. Verl. gegen FSV Mainz 05), 3. VfB Stuttgart (5:4 n. 9-m-Schießen gegen 1. FC Nürnberg), 5. Borussia Mönchengladbach (3:1 gegen SpVgg Greuther Fürth), 7. FC St. Pauli (4:2 gegen FC Augsburg), 9. 1. FC Köln, 10. FC Schweinfurt 05, 11. SV Werder Bremen, 12. Arminia Bielefeld, 13. SC Freiburg und Borussia Dortmund, 15. RB Leipzig, 16. Dettelbach und Ortsteile.
Auszeichnungen
Torjäger: Manuel Wintzheimer (12, FC Bayern München). Bester Torwart: Jerome Weisheit (VfB Stuttgart).
Bester Spieler: Meitan Shabani (FC Bayern München, von links).