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Leichtathletik
Jugendkult am Berg
Es war das Jahr der Rekorde. Noch nie hatten sich so viele Sportler über den Schwanberg gemacht wie diesmal bei der 25. Auflage (mehr als 1400 waren gemeldet). Und noch nie hat es ein Läufer schneller geschafft als Manuel Stöckert aus Ostheim, der die zehn Kilometer in 34:28 Minuten bewältigte.
Von unserem Mitarbeiter Robert Haass
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:05 Uhr

„Das war eine Galavorstellung von Manuel Stöckert.“ Dem Kommentar von Sprecher Georg Will beim Zieleinlauf ist nichts hinzuzufügen, als er Freitagabend den ersten Läufer beim Jubiläumslauf über den Schwanberg begrüßt. Außer einem kleinen Nachsatz vielleicht: Es war der Augenblick der jungen Athleten, die das Rennen dominierten. Denn im Kontrast zum Kitzinger Krankenhauslauf zwei Wochen zuvor, wo die Erstplatzierten in den hohen Dreißigern und noch darüber waren, ist Stöckert gerade mal zwanzig Lenze jung und die Siegerin bei den Frauen, Anna Reuter, nur ein Jahr älter. Stöckert vom TSV Ostheim, deutscher Juniorenmeister im Halbmarathon, hat zudem den aktuellen Streckenrekord deutlich unterboten und die Bestmarke des Würzburgers Oliver Dietz aus dem Jahr 2000 von 35:05 Minuten auf 34:28 verbessert. Bei den Frauen hat die in Schweinfurt studierende und aus Wallau bei Marburg stammende Anna Reuter knapp die neun Jahre alte Bestmarke verpasst. In 43:52 Minuten war sie am Ende nur sechs Sekunden langsamer als seinerzeit Monika Hampel.

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Beide Läufer waren begeistert von der anspruchsvollen, abwechslungsreichen und gut präparierten Strecke, beide wollen wiederkommen, wenn der Schwanberg ruft. „Das ist ja der Hammer“ – so kommentierte die Siegerin des Krankenhauslaufs, Claudia Schmitz, aus Rosellen (Westfalen) das Profil des Rennens. Von Schotter über Asphalt bis hin zum Wiesenweg war alles an Untergrund präsent, was das Läuferherz mehr oder weniger hochschlagen lässt. Besonders die langen Passagen bergab hatten ihr aber etwas Probleme bereitet, so dass die vorher als Favoritin gehandelte Läuferin sich mit dem zweiten Rang zufrieden geben musste.

Der „Hammer“ war natürlich auch die Beteiligung am Freitagabend. Sie beweist, dass die Popularität und der Charme des Laufes auch im 25. Jahr ungebrochen ist. 1407 Sportler waren gemeldet, 1280 liefen im Ziel ein: Die beiden Daten bedeuten ebenfalls Rekorde – und die allerwenigsten Läufer sind darauf aus, einen Rekord zu brechen, außer womöglich den eigenen. Mit Spaß unterwegs sein, gemeinsam einen schönen Lauf erleben und am Ende nach den gut zehn Kilometern glücklich in Castell ankommen – das ist für die meisten der Antrieb, sich auf die gar nicht so leichte Strecke zu machen.

Zwei Gruppen stachen in der Masse der Leichtathleten heraus: Da war einmal das „Team Castell“ mit mehr als 230 Teilnehmern. Mitarbeiter der Castell-Bank und des Domänenamts waren da ebenso vertreten wie Mitglieder der Feuerwehr oder des Sportvereins. Und eine ganz bunte Spaßgruppe hatte der Kitzinger Elio Iallonardo auf die Beine gestellt. Der Inhaber eines kleinen Kaffeehauses im Marktturm hatte wohl jeden Kunden und Bekannten angesprochen, ob sie nicht im Team „Initalia“ mitmachen wollten. So waren es über 130 Läufer, die sich mit Friedenszeichen auf Arm oder Stirn unter dem gemeinsamen Motto „Schüttel Deinen Speck!“ auf den Weg machten – mittendrin Elio Iallonardo mit einer Fahne, die einen Schwan und den Frankenrechen illu-strierte. Und unmittelbar vor der Siegerehrung setzte sich der Italiener im Casteller Schlosspark auf eine schwanenverzierte Sänfte, ließ sich von vier Mitstreitern, die alle den Wahlspruch skandierten, quer über den Weinfestplatz tragen – und überall brandete Applaus für diese gelungene Aktion auf.

Zufrieden zeigten sich am Freitagabend auch die Veranstalter des Rennens, Wolfgang Karmann und Norbert Henneberger. Sie hatten vor einigen Jahren die Organisation vom Begründer des Laufes, Franz Brosch (er war beim Start anwesend), übernommen und weitergetragen. Arbeit für den Lauf gebe es das ganze Jahr, sagte Henneberger gegenüber der Presse. Die letzten drei Wochen seien dann allerdings schon viel Arbeit. „Das soll aber keine Klage sein“, so Henneberger, denn am Schluss mache es doch viel Spaß. Allerdings sollte die Arbeit künftig auf ein paar mehr Schultern verteilt werden. Damit es auch in den nächsten 25 Jahren mit dem Schwanberglauf weitergeht. Und damit auch weiterhin viele Menschen ihren persönlichen Erfolg feiern können beim gemeinsamen Lauf über den Berg. So wie in diesem Jahr zum 25. Mal Klaus Hornig, der als einziger alle Schwanbergläufe seit 1984 mitgemacht hat. Der Rekordhalter ist inzwischen stolze 73 Jahre alt und noch lange nicht müde.

Online-Tipp

Weitere Impressionen – vom Start in Iphofen bis zum Ziel im Schlosspark Castell – finden sie bei uns im Inter- net unter: www.mainpost.de/sport/kitzingen

Der König des Klamauks: Elio Iallonardo lässt sich in einer Sänfte über den Casteller Festplatz tragen – mit Schwanenfahne in der Hand und „Schüttel deinen Speck“ skandierend.
Foto: FOTO Robert Haass | Der König des Klamauks: Elio Iallonardo lässt sich in einer Sänfte über den Casteller Festplatz tragen – mit Schwanenfahne in der Hand und „Schüttel deinen Speck“ skandierend.
Klaus Hornig hat alle 25 Schwanbergläufe seit 1984 mitgemacht. Auch nach den nach den gut zehn Kilometern am Freitag wirkte der 73-Jährige wenig erschöpft.
Foto: FOTO Robert Haass | Klaus Hornig hat alle 25 Schwanbergläufe seit 1984 mitgemacht. Auch nach den nach den gut zehn Kilometern am Freitag wirkte der 73-Jährige wenig erschöpft.
 
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    Eines der schönsten Läufe im weit und breit. Der Lauf ist mit seiner besonderen Streckenführung wirklich etwas Besonderes.

    Schade ist es, daß dieses Schotterstück (ein ausgebauter Waldweg) seit leztem Jahr dabei ist. Nicht nur, daß es für die Schuhe erhöhten Verschleiß bedeutet; der Weg ist auch nicht mehr so schön wie früher. Dann schon lieber im Matsch laufen.

    Leider hat der Rationalisierungswahn in der Forst und Landwirt-schaft auch den Schwanberg erreicht. Die Maschinen "müssen" immer schwerer werden, die Bodenverdichtung nimmt zu. Infolgedessen verschwinden immer mehr kleine Wege. Entweder dadurch, daß sie augsgebaut werden oder zuwachsen. Leider bestimmt hier nicht der Markt, sondern eine weiter ausufernde Subventionswirtschaft, was sich rentiert.

    Jeder der sich gerne in freier Natur bewegt kann diese "Agrar- und Forstindustrialisierung" vielerorts feststellen.

    Hoffentlich schadet diese Veränderung nicht dem Zuspruch dieses Laufes langfristig.
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