Es ist kein ganz gewöhnliches Spiel, wenn die Frauen des SV Michelfeld am Sonntag bei der zweiten Garnitur des TV Marktsteft antreten. Nicht nur, weil es das Spitzenspiel der Bezirksklasse, Zweiter gegen Erster, ist. Sondern weil in den Niederungen der Handball-Spielklassen zwei Teams aufeinandertreffen, die sich bestens kennen und verstehen. Die meisten spielten gemeinsam viele Jahre zusammen. „Sonst waren wir ein Team, jetzt geht es mal gegeneinander“, sagt Anna-Lena Dennerlein.
Das trifft auf die Dennerleins zu, denn mit Anna-Lena und Valentina spielen zwei wieder für Michelfeld. Die älteste des Trios, Nina, wird für die Marktstefter Reserve auflaufen, was für zusätzliche Brisanz sorgt. „Die Situation hatten wir noch nie. Valentina ist ja Torhüterin. Sie meinte, wenn sie einen Wurf von der Großen hält, ist ihre Karriere perfekt“, verrät Anna-Lena.
Nicht nur sie, die einst in Marktsteft das Handballspielen lernte und zuletzt bei der DJK Rimpar bis in die Bayernliga aktiv war, ist nun in die Heimat nach Michelfeld zurückgekehrt. Seit dieser Runde gibt es im 420-Einwohner-Dorf wieder eine Frauenmannschaft im Spielbetrieb, erstmals nach zehn Jahren Pause, woran Anna-Lena nicht ganz schuldlos ist.
Auf die Frauenmannschaft ist man beim Verein aus dem Marktstefter Gemeindeteil, der gerade im Handball einen Boom erlebt, ziemlich stolz. Der Gedanke, wieder eine solche in Michelfeld zu melden, entstand vor zwei Jahren bei einer Feier im wahrsten Sinn des Wortes als „Schnapsidee“, schildert Anna-Lena Dennerlein.
Nach nur kurzer Zeit nahm die Idee richtig Fahrt auf. Aus zunächst sieben Spielerinnen wurden immer mehr. Heute sind es 27, die zum Kader gehören, von der absoluten Anfängerin bis zur früheren Bayernliga-Spielerin. „Wir hätten nicht gedacht, dass so viele dabei sind. Irgendwie hat Michelfeld so eine Anziehungskraft“, wundert sich die mittlere der drei Dennerlein-Schwestern.
Unter den Spielerinnen sind nicht nur welche, die zuvor das Marktstefter Trikot trugen. „Es ist total gemischt, wir haben einige, die in der Jugend schon mal aktiv waren. Andere seit zehn Jahren nicht mehr. Es sind auch vier, fünf absolute Anfängerinnen dabei“, erzählt Anna-Lena.
So wurde vor der Saison erst einmal Regelkunde gemacht. Im Training, wie auch bei den Spielen, werden die Anfängerinnen genauso integriert. Für die jeweilige Aufstellung werde der Kader gemischt, das funktioniere schon. Kommende Runde werde man vielleicht eine zweite Mannschaft melden.
Für Anna-Lena Dennerlein, die kürzlich noch Bayernliga spielte, ist die Bezirksklasse etwas ungewohnt, wie sie zugibt. „Ich habe noch nie so niedrig gespielt, das ist auch mal ganz witzig. Man muss den Ehrgeiz schon etwas zurückschrauben, aber es macht wirklich Spaß“, sagt sie. Zumal der Erfolg in Michelfeld auch noch da ist. Bisher wurden alle vier Spiele gewonnen, die Tendenz geht deutlich in Richtung Bezirksliga, als nächster Schritt. Bei einmal Training die Woche lasse sich vor allem der Punkt Zusammenspiel noch gehörig verbessern.
Auf dem Weg zum Titel könnte vor allem die Marktstefter Reserve zum Stolperstein werden. Steht also am Sonntag ein heißes Spiel an? Ja und nein, schenken werde man sich auf dem Feld wohl nichts, aber: „Bei uns gibt es diese Rivalität nicht, wir verstehen uns alle ziemlich gut“, winkt Anna-Lena Dennerlein ab. Das gute Verhältnis beider zeigt sich auch darin, dass sich beide Mannschaften vor dem Anpfiff erst einmal zum Weißwurst-Frühstück treffen, bevor es zur ungewohnten Mittagszeit um 12.15 Uhr auf dem Spielfeld losgeht.
Zum Spiel der Frauen dürften wohl auch etliche Fans in die Halle kommen. „Danach feiern wir auch zusammen, egal wie es ausgeht“, ist sich Anna-Lena Dennerlein sicher. Das große Saisonziel der Michelfelder Frauen steht so oder so fest: Die Abschlussfahrt nach Mallorca am Saisonende. „Das ist unser Ansporn“, schmunzelt sie.