Für Radovan Suchy war es eine „turbulente und anstrengende Runde“ in Rödelsee. Eigentlich wollte er sich auf seine Rolle als Spieler konzentrieren, aber dann trat beim Handball-Drittligisten nach drei Spielen Trainer Fritz Zenk zurück – und Suchy sprang ein. Erst am letzten Spieltag fand die monatelang Berg- und Talfahrt ein gutes Ende: Der TSV Rödelsee schaffte zum zweiten Mal als kleinster der 102 Vereine in den drei höchsten deutschen Handball-Ligen den Klassenverbleib. Ein Spagat, der Spielern, Trainer und Verein manches abverlangt, wie der Slowake sagt. „Du brauchst erst einmal die Charaktere, die wollen und die nicht diese Null-Bock-Generation vertreten.“
Radovan Suchy: Nach dem letzten Spiel in Friedberg war jeder glücklich, dass es vorbei ist. Ich kann die freien Nachmittage und Abende wieder genießen, weil sie nicht mit Trainingseinheiten voll sind. Zudem muss ich mich nicht auf ein Spiel vorbereiten. Ich kann auch mal im Garten sitzenbleiben.
Suchy: Natürlich. Ich hatte gedacht, dass wir die Sache schon vorher klarmachen. Leider kam es anders. Aber das ist das erste, was du merkst: diese Erleichterung. Das hat man schon in der Halle in Friedberg gespürt, diese psychische Entlastung und auch die Freude, dass wir es endlich geschafft haben.
Suchy: Gott sei Dank ist es vorüber! Ich hätte es am letzten Spieltag nicht so einfach erwartet. Ich war fast den ganzen Samstag vor dem Spiel nicht ansprechbar.
Suchy: Die Runde war wirklich turbulent. Für mich galt es, ständig zwischen hopp oder top zu entscheiden. Zunächst hatte ich als Spieler für die Runde zugesagt – mit der Bedingung, dass ich mehr Zeit für meine Regeneration nehmen und weniger trainieren kann. Dann musste ich plötzlich noch mehr machen. Ich spürte, dass es vor allem psychisch sehr belastend war. Körperlich ging es bis auf einige wenige Spiele.
Suchy: Es lief einfach, aber das sind Momentaufnahmen. Alle waren gesund, wir bekamen einen Lauf – und dann bist du plötzlich vorn. Ich habe gewarnt, dass ein Tief oder Verletzungen kommen würden, das wusste ich. Auch, dass es am Saisonende ein paar unerwartete Ergebnisse geben würde. Es wollte ja aus finanziellen Gründen keiner aufsteigen, das machte die Sache schwierig.
Suchy: Glaube ich nicht. Die jungen Spieler dachten wohl, das ist schön. Es waren eher im Umfeld Leute, die meinten, wir könnten in der dritten Liga jetzt vorne mitmischen. Das ist nicht so. Wir müssen das Positive aus dieser Runde sehen: Wir haben zwei, drei Punkte mehr geholt als vergangene Saison. Dass am Ende trotzdem so eng wurde, lag einfach an der Tatsache, dass diese Klasse sehr ausgeglichen war.
Suchy: Ja. Ein Sportler geht nie mit dem Vorsatz in die Saison, gegen den Abstieg zu kämpfen. Man muss das Ziel so formulieren, dass man sich in der Mitte bewegen will. Klappt es, ist es prima. Am Schluss zählt der Klassenverbleib – das war mir als Trainer bewusst. Es könnte nur etwas früher sein.
Suchy: Ja, das sieht man in der Liga. Ganz vorn stehen Mannschaften, die 14, 15 gleichwertige Akteure haben. Die können wechseln, ohne dass sich am Niveau etwas ändert. Wir hatten manchmal bloß zwei Mann auf der Bank sitzen. Da musst du schon vorher taktisch schauen: Wie und wann wechsle ich, dass es keinen Einbruch gibt.
Suchy: Sehr groß. Wir konnten am Anfang im Training immer Sechs ge-gen Sechs spielen. Das war die Phase, in der wir sehr gut spielten, da lief es. Dann verletzte sich einer, ein anderer hörte auf, und schon mussten wir bei den Einheiten improvisieren. Dazu kam, dass wir ein Konzept finden mussten, wenn Bostjan Hribar ausgeschaltet war. Da haben wir lange gesucht.
Suchy: Zweifel hatte ich so nicht direkt. Irgendwann dachte ich, dass es vielleicht für die jungen Spieler und das Umfeld nicht verkehrt ist, wenn es nicht klappt. In der Bayernliga gewinnst du mehr, kannst dich entwickeln. Das ist auch für das Publikum gut. In Kitzingen bist du nur interessant, wenn du gewinnst, egal welche Liga.
Suchy: Zum Teil. Dabei müssen wir stolz sein, dass wir in so einem kleinen Dorf dritte Liga spielen. Dass du da weniger gewinnst als vorher, verstehen viele nicht. Innerlich war ich immer überzeugt, dass wir die Klasse halten.
Suchy: Du brauchst erst einmal die Charaktere, die wollen und die nicht die Null-Bock-Generation vertreten. Sie haben sich früh ausgesucht, das Maximum zu erreichen. Da spreche ich mal Maxi Häckner an, der hat die Einstellung. Dann muss die Chemie zwischen den Leuten und dem Trainer stimmen, vor allem in Rödelsee. Da musst du sensibel sein. Wir trainieren hochklassig, entlohnen aber niederklassig. Der Trainer ist fast ein Profi. In der Liga musst du Leistung bringen, dazu ist viel und hartes Training nötig.
Suchy: Bostjan hat eine Wahnsinns-Saison gespielt. Er ist der, der vorangeht. Auch Thomas hat das hervorragend gemacht, aber er hat als junger Torwart noch nicht die Konstanz. Ich würde aber nicht die beiden herausheben. Rok Ivancic zeigte im letzten Spiel in Friedberg, warum er einmal Nationalspieler war. Und auch Julius Weinhardt hat toll gespielt. Die Entwicklung zeigte bei allen nach oben. Nur auf Rechtsaußen hat es ein bisschen gefehlt.
Suchy: Es ist schwer, so einen Spieler zu ersetzen. Es war schon Glück, dass wir so einen Spieler zu diesen Bedingungen bekommen haben. Wir sind im Moment am Arbeiten, haben auf der Königsposition Dennis Orf und Maxi Sauerhammer. Aber Unterstützung eines Erfahrenen täte den beiden gut.
Suchy: Ich hatte zuvor noch mit ihm gesprochen, wie es aussieht, was wir zusammen machen können. Er sagte, er wisse noch nicht. Dann hörte ich, dass er geht. Ich kann es immer noch nicht verstehen. Es wird in Marktsteft schwer für ihn, aber es ist seine Entscheidung.
Suchy: Wir haben besprochen, dass der Juni noch frei bleiben wird. Aber ich habe Trainingspläne verteilt für die Zeit bis dahin, die jeder selbst absolvieren sollte. Wir treffen uns zweimal die Woche freiwillig zum Joggen oder um als Mannschaft was zu machen. Du musst als Spieler ein gewisses Level halten, sonst wird es wahnsinnig schwer.