Die Gemeinde Altenberg im östlichen Erzgebirge ist unter den regelmäßig dort gastierenden Bobfahrern nicht gerade als Hot Spot für Nachtschwärmer bekannt. Doch bei der Weltmeisterschaft schuf ein Sponsor Abhilfe und installierte ein „Deutsches Haus“, wie man es von Olympischen Spielen kennt, im Kleinformat. Johannes Lochner, Florian Bauer, Christopher Weber und Christian Rasp konnten ihre Silbermedaille im Viererbob also gebührend feiern. „Es ging länger“, sagt Rasp, ohne in Einzelheiten zu gehen.
Dass auch Silber ein Grund zum Feiern war, steht außer Frage. Zwar hatte Pilot Lochner vor der WM burschikos geäußert, er wolle dem Lokalmatador Franceso Friedrich gerne „ins Wohnzimmer scheißen“. Das klappte nicht, der interne Rivale wurde erneut Doppelweltmeister, auch wenn er im Viererbob nach vier Durchgängen nur fünf Hundertstelsekunden Vorsprung auf Lochner herausgefahren hatte. Doch als zweitbester Pilot der Bobwelt die Saison zu beenden – auch im Zweier hatte Lochner mit Weber als Anschieber Silber geholt – ist eine gute Sache. Besonders, weil Bundestrainer Rene Spies in diesem Winter starken Druck auf Lochner aufgebaut hatte und der WM-Start des Berchtesgadeners im Zweier zwischendurch am seidenen Faden gehangen hatte.
Kripps muss nach dem ersten Tag aufgeben
„Wir wussten nach dem Training, dass es knapp wird. Es hätte auch schlechter ausgehen können“, unterstreicht Christian Rasp. Nach dem ersten Tag hatte der Bob mit dem Unterfranken aus Mainbernheim (Lkr. Kitzingen) auf der letzten Anschieber-Position noch auf Position drei gelegen und Friedrich nur auf vier. Aber die Abstände der Top-5 waren so hauchdünn, dass das wenig besagte. Der führende Nico Walther wurde am Ende Dritter und trat anschließend wegen seiner Wirbelsäulenverletzung vom Herbst vom Leistungssport zurück. Der zweitplatzierte Kanadier Justin Kripps musste am Oberschenkel verletzt aufgeben, der Lette Oskars Kibermanis konnte auf der am zweiten Tag schnelleren Bahn nicht mehr ganz mithalten und wurde Vierter.
Ein wenig gegrübelt haben Rasp und seine Mitstreiter bei der Feier schon, wo sie die umgerechnet 1,5 Meter Rückstand auf Friedrich liegen gelassen hatten. „Ganz klar am Start, da hat uns der Franz konstant fünf Hundertstel aufgebrummt, das ist zu viel“, sagt jedoch Rasp. Die Startzeiten seiner Crew waren gut, aber eben nicht so gut wie die von Friedrich. „Wir mussten uns in dieser Saison in vielen Rennen beweisen, da war es schwer, zur WM noch etwas draufzupacken. Dazu kam meine Oberschenkelverletzung mit den sechs Wochen Pause“, sagt der 30-Jährige.
Zum Abschluss noch ein Trainingslager in Lake Placid
Lochner, Rasp und Co. werden kommende Woche nochmals in die Bobs klettern. In Lake Placid (USA), wo 2021 die WM ausgefahren wird, gibt es ein vorbereitendes Trainingslager der deutschen Bobfahrer und Skeletonis. Nur Überflieger Friedrich, der darf sich jetzt schon Urlaub gönnen.