zurück
Fußball
Der FV Opferbaum sieht Rot
redsp
 |  aktualisiert: 26.11.2013 16:13 Uhr

Einige der Beteiligten werden sich am vergangenen Samstag nach dem Schlusspfiff der Partie Spfrd. Stettbach/Eckartshausen gegen den FV Opferbaum (5:3) in der A-Klasse Schweinfurt 1 verwundert die Augen gerieben haben. Hatten die Gäste die Partie tatsächlich mit nur fünf Spielern beendet? Hatten sie. Doch nicht etwa Verletzungspech sorgte für diesen kuriosen Umstand, sondern sage und schreibe sechs (!) Platzverweise für den FV.

Dabei hatte alles ruhig angefangen. Opferbaum dominierte gegen den Tabellenvorletzten das Geschehen, der 2:0-Pausenstand war für die Gastgeber schmeichelhaft. „Sie haben sich die Niederlage selbst zuzuschreiben. Zum Beginn der zweiten Halbzeit hätte es schon 4:0 stehen können“, gab Stettbachs Abteilungsleiter und Aushilfstorwart Rainer Königer zu Protokoll und fügte an: „Man hat früh gemerkt, dass der Schiedsrichter kleinlich war, aber die Gästespieler haben trotzdem immer gemeckert. Da muss man sich dann eben zurückhalten.“

Anders bewertete Opferbaums Abteilungsleiter Christoph Krapf die Situation: „Ich habe mich früh gefragt, was mit dem Schiedsrichter los ist – spätestens, als er einem offensichtlich verletzten Spieler von uns sagte, er solle endlich aufstehen.“ Einen heißblütigen Spieler, so Krapf, hätte man bald ausgewechselt, um eine Gelb-Rote Karte zu vermeiden – die er nach seiner Rückeinwechslung dennoch kassierte. „In der zweiten Hälfte hat der Schiri nur noch für den Gegner gepfiffen und trat extrem arrogant auf“, so der FV-Funktionär. Trotzdem hätte sein Team das Spiel sportlich für sich entscheiden können. Stattdessen kamen die Gastgeber zum 2:2.

Als Knackpunkt in der Partie beschrieben beide Vereinsvertreter den 4:3-Führungstreffer für Stettbach, als der Heimstürmer vor dem Tor wuchtig seinen Körper gegen seinen kleineren Opferbaumer Gegenspieler einsetzte. „Ein klares Foul“, befand Krapf, dessen Mannschaft spätestens jetzt mit dem Unparteiischen aus der Schiedsrichtergruppe Schweinfurt im Dauerclinch lag.

Doch selbst nach dem ersten Platzverweis (70., Gelb-Rot, Unsportlichkeit) war Opferbaum in Unterzahl noch einmal zum 3:3-Ausgleich (75.) gekommen – bis der Schiedsrichter glatt Rot zeigte (78.). „Unser Spieler lief rückwärts und hatte seinen Gegner gar nicht gesehen. Dieser holte dann aus und schlug mit dem Ellenbogen Richtung Unterleib“, beschrieb Stettbachs Abteilungsleiter Königer die Situation. Sein Gegenüber Krapf sah die gleiche Szene anders: „Unserem Spieler wurde auf die Hand getreten, und als er sie weggezogen hat, hat der Schiedsrichter das als Tätlichkeit ausgelegt.“

„Ich bin seit 20 Jahren Schiedsrichter, aber eine solche Anhäufung von unbelehrbaren Spielern habe ich noch nicht erlebt.“
Schiedsrichter Andreas Rückert

Es folgten 15 turbulente Minuten, in denen Königer mit den FVlern sogar mitfühlte: „Sie haben sich ungerecht behandelt gefühlt, und der Schiedsrichter hat maßlos übertrieben. Für jeden Kommentar gab es Gelb.“ Krapf: „Es war am Ende so unübersichtlich, dass ich nicht einmal genau sagen kann, wofür es die ganzen Platzverweise überhaupt gab.“

Schiedsrichter Andreas Rückert (TSV Röthlein) will die Anschuldigungen nicht auf sich sitzen lassen: „Das Spiel hatte schon chaotisch begonnen, beide Mannschaften zeigten keine geordnete Spielführung. Es kam zu mehreren Zweikämpfen, die mit Gelb geahndet werden mussten. In der zweiten Halbzeit wurde es noch schlimmer, als die Gastgeber aufholen und die Gäste noch mehr Tore schießen wollten“, sagt Rückert zwei Tage später. Andauernd sah er sich eigenen Angaben zufolge Unsportlichkeiten der Gäste ausgesetzt und „hätte auch noch eher durchgreifen können. Ich habe versucht, mit den Spielern zu reden und diplomatisch zu agieren, fand dafür aber kein Verständnis. Zunächst habe ich auch vieles durchgehen lassen, aber irgendwann hatte ich einfach genug von den Unsportlichkeiten“, so Rückert, der bei den Spielern aus Opferbaum in Bezug auf seine Entscheidungen von einem „Gedächtnisverlust“ sprach. „Die Karten waren unstrittig, aber die Spieler hatten anscheinend nach ihrem Fehlverhalten vergessen, was sie eigentlich getan hatten.“

Die Bilanz der kuriosen Partie: Die Sportfreunde machten noch den fünften Treffer (88.), Opferbaum stand nach einer Roten und fünf Gelb-Roten Karten am Ende nur noch mit fünf Spielern auf dem Platz. „Ich werde einen Bericht an den Schiedsrichterobmann schicken, denn so werden wir uns unseren Ruf nicht ruinieren lassen“, war Krapf noch am Montag verärgert, worauf Rückert gelassen reagierte: „Ich biete meine Hilfe gerne an, wenn es um die Aufarbeitung des Spiels geht. Ich bin seit 20 Jahren Schiedsrichter, aber eine solche Anhäufung von unbelehrbaren Spielern habe ich noch nicht erlebt.“

Der Unparteiische hatte den Platz mit Begleitschutz verlassen – und zumindest die Fußballregeln befolgt. Diese erlauben zwar nicht, ein Spiel mit weniger als sieben Spielern zu beginnen – zu beenden aber schon, wie Thomas Müther, Pressesprecher des Bayerischen Fußballverbands (BFV), der Main-Post auf Nachfrage bestätigte. So besagt die BFV-Spielordnung (§39, Absatz 2): „Der Schiedsrichter kann auf Verlangen des Spielführers einer der beiden Mannschaften ein Spiel abbrechen, wenn diese weniger als sieben Spieler auf dem Feld hat und das Ergebnis für den Gegner lautet. In diesem Fall erhält der Gegner die Punkte.“ Der Schiedsrichter muss das Spiel also nicht beenden.

„Wir wollten die Partie zu Ende bringen, schon allein, um uns die Strafe für einen Abbruch zu sparen“, war sich Opferbaums Krapf der Regularien bewusst. Sorgen um das Verhältnis der beiden Teams muss man sich indes nicht machen: „Wir haben uns nach dem Spiel die Hände gereicht und miteinander gesprochen. Opferbaum hatte ja kein Problem mit uns, sondern mit dem Schiedsrichter“, so der Stettbacher Königer.

Lange im Gedächtnis bleiben wird diese Partie zweifellos – und an Stammtischen als beliebte Anekdote die Runde machen: „Damals, in Eckartshausen, das war total verrückt . . .“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
A-Klasse Schweinfurt 1
Bundesamt für Verfassungsschutz
FV Opferbaum
Gedächtnisverlust
Leiter von Firmenunterabteilungen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top