Tabellenführung mit der verheißungsvollen Aussicht auf den Sprung in die Landesliga: Im Fußball sind das für gewöhnlich nicht die Zutaten, die nach einem Wechsel auf der Trainerposition schreien. Und doch gehen Fußball-Bezirksligist TSV/DJK Wiesentheid und sein Trainer Hassan Rmeithi ab sofort getrennte Wege. Damit endet eine Zusammenarbeit nach 21 Monaten, die sportlich eigentlich sehr erfolgreich verlief. Schließlich führt Wiesentheid in der laufenden Spielzeit das Tableau der Bezirksliga-Ost an und steht sechs Spieltage vor Ende der wegen Corona verlängerten Saison auf dem Sprung in die Landesliga. Insofern kommt die Nachricht von der vorzeitigen Scheidung zwischen Verein und Erfolgscoach durchaus überraschend.
Bereits Anfang Oktober hätten er und sein Co-Trainer Ralf Habl entschieden, den Klub zum Saisonende den Rücken zu kehren, sagt Rmeithi auf Nachfrage dieser Redaktion. In den letzten Wochen sei jedoch nochmal eine neue Dynamik in die Sache gekommen, sodass man sich nach intensiven Gesprächen mit den Verantwortlichen entschlossen habe, den Schritt sofort zu vollziehen. Es habe schlicht keinen Sinn mehr gemacht, die Zusammenarbeit noch auszudehnen. Man sei auf keinen gemeinsamen Nenner mehr gekommen. „Ich denke, wir haben viel bewegt in Wiesentheid und versucht, hier etwas aufzubauen. Dies fortzusetzen, wird in Zukunft aber ganz schwierig werden,“ führt Rmeithi aus.
Mit dem vom Verein vorgezeichneten Weg, künftig verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen zu wollen, habe das aber nichts zu tun, versichert der Ex-Coach. Vielmehr habe der Klub abseits des Rasens, im organisatorischen Bereich, erheblichen Nachholbedarf. „Für die Landesliga muss auch das Drumherum stimmen und du brauchst Leute, die den Weg mitgehen. Das umzusetzen, ist nicht gelungen,“ findet Rmeithi. Er sei ein Trainer, der gerne langfristig und vorausschauend plane. Doch fehlte ihm bei den Steigerwäldern die entsprechende Perspektive. „Ich sehe in Wiesentheid keine Zukunft für den Fußball,“ macht Rmeithi seine Haltung deutlich. „Vielleicht bekommen sie noch die Kurve, aber im Moment machen sie in der Entwicklung eher Schritte rückwärts.“
Kurzfristig sieht Rmeithi die Mannschaft trotz des personellen Aderlasses der letzten Monate – unter anderem verließen Leistungsträger wie Kapitän Andreas Ganzinger (Funktionärsstab KFC Uerdingen), Fazdel Tahir (Forst) oder Eray Cadiroglu (Hausen) den Verein – dennoch in der Lage, den Landesliga-Aufstieg zu schaffen. Die Qualität sei nach wie vor vorhanden, erst recht, wenn zuletzt länger fehlende Stützen wie Jonathan Popp oder Kai Zierock zurückkehrten, so Rmeithi, der selbst noch keine konkreten Pläne für die Zukunft hat. Gespräche mit potenziell neuen Vereinen seien noch nicht geführt worden. Dafür sei ja auch noch genügend Zeit. Entscheidend für ein neues Engagement sei derweil nicht die Liga, sondern, „dass es sich um eine Aufgabe mit Perspektive handelt, bei der man wieder etwas aufbauen kann,“ betont der 35-Jährige.
Nachfolger bereits gefunden
Einen Schritt weiter sind indes bereits die Wiesentheider in Sachen Zukunftsplanung. Denn der Nachfolger Rmeithis steht fest – genauer gesagt die Nachfolger. Künftig wird ein gleichberechtigtes Trainergespann, bestehend aus Christian Lorey und Eduard Wellmann, die sportlichen Geschicke bei der DJK leiten. Als ehemalige Wiesentheider Spieler, die sich im Klub bestens auskennen, sieht Abteilungsleiter Elmar Wächter Lorey und Wellmann als ideale Lösung für die Zukunft. „Wir wollten etwas Neues machen. Beide kennen die Strukturen im Verein und stehen voll hinter unserem Koanzept,“ nennt Wächter die Vorzüge des neuen Trainerduos.
Auf Rmeithis Abschied will er nicht mehr im Detail eingehen, spricht lediglich von „einer Trennung in beiderseitigem Einvernehmen und Meinungsverschiedenheiten bezüglich der künftigen Ausrichtung,“ die dazu geführt hätten. Auf die Frage, ob vor dem Hintergrund der jüngsten personellen Entwicklungen ein möglicher Landesliga-Aufstieg für den Verein überhaupt noch erstrebenswert sei, antwortet der Funktionär: „Wir versuchen aus den restlichen Spielen das Bestmögliche rauszuholen. Ob es dann klappt, werden wir sehen.“
Ärgernis Wintertransfers
Die Corona-Pandemie habe dem Verein in den letzten Monaten nicht geholfen. Vor allem die Tatsache, dass der Verband auch nach Ende des regulären Wintertransferfensters im Januar noch Vereinswechsel von Spielern erlaubte, stößt Wächter sauer auf. „Da hätte ich einen Riegel vorgeschoben.“ So hätten Konkurrenten nämlich die Chance genutzt und Wiesentheider Spieler – teilweise auch mit monetären Anreizen – gelockt. Da nütze auch das Vetorecht, das sein Verein gehabt hätte, um Transfers zu verhindern, nichts. „Die Spieler kommen dann ja sowieso nicht mehr. Was hilft es also, wenn wir ihnen Steine in den Weg legen?,“ so Wächter, der damit rechnet, dass der DJK in den verbleibenden Saisonpartien weitere Spieler aufgrund der engen Verbundenheit zu Rmeithi nicht mehr zur Verfügung stehen werden.
Un den sind die Spieler so was von charakterlos und verlassen während der laufenden Runde den Verein.
Pfui, so macht Sport keine Spaß