Es ist und bleibt ein Abenteuer für Marika Heinlein – der Lauf von Athen nach Sparta, ein Klassiker. Die Ultraläuferin aus dem Wiesentheider Ortsteil Geesdorf schaffte kürzlich zum achten Mal die Strecke, die für viele als der Lauf schlechthin gilt. In 33 Stunden und 52 Minuten bewältigte sie die 246 Kilometer von Griechenlands Hauptstadt Athen bis nach Sparta. Die Distanz beruht auf einem historischen Ereignis aus der Antike.
In der Gesamtwertung lag Marika Heinlein auf Platz 146 unter den insgesamt 265 Läufern, die in Sparta innerhalb des Zeitlimits der 36 Stunden ankamen. In der Frauen-Wertung bedeutete das Rang 28 für die 55-Jährige. Aus Deutschland hatten sich für den Wettkampf 35 Läufer gemeldet, unter ihnen nur drei Frauen. Marika Heinlein blieb nicht nur unter dem Zeitlimit – sie war auch noch um fast eineinhalb Stunden schneller als im vergangenen Jahr. Zwei Jahre vorher hatte sie wegen Erschöpfung bei Kilometer 60 aufgeben müssen. Entsprechend zufrieden war sie diesmal. „Ich habe zum achten Mal dort das Ziel erreicht. Es gibt in Deutschland nur eine Frau, die das auch schon so oft geschafft hat.“
Körperlich hatte sie diesmal keine großen Probleme, auch weil die Temperaturen in diesem Jahr angenehm zum Laufen waren. Schwierig wurde es nur an der Schlüsselstelle der Strecke, dem auf etwa 1200 Metern Höhe gelegenen Tsangas-Pass auf der Peloponnes. Bereits eineinhalb Stunden vorher regnete es. Die Läufer passieren diesen teils geschotterten, steilen und schmalen Streckenteil zum Pass nachts, so dass dort größte Vorsicht geboten ist. „Die Sichtverhältnisse“, sagt Heinlein, „waren sehr schwierig. Trotz Stirnlampe hat man fast nichts gesehen.“
Wie in den Jahren zuvor war sie die Strecke bereits einige Tage vorher abgelaufen, um sich gut darauf einzustellen. „Ich kenne den Spartathlon mittlerweile fast komplett und weiß, was mich da erwartet. An den Lauf würde ich nie leichtsinnig rangehen. Man kann sich auch nichts vornehmen.“ Am gefürchteten Tsangas-Pass sammelte Heinlein quasi eine deutsche Mitläuferin ein. Gemeinsam bewältigten sie die Strecke fast bis zum Ende. Eine neue Erfahrung, denn jeder gehe zumeist sein eigenes Tempo. „Das passte diesmal aber ganz gut“, sagt sie.
Auf den gut 80 Kilometern danach bis zum Ziel in Sparta erwarteten sie wieder ein paar kleinere Steigungen. Dazu führte die Strecke teils entlang stark befahrener Bundesstraßen, also alles andere als einfache Bedingungen. Nur die letzten 15 Kilometer vor dem Ziel sind dann gesperrt. Bei der Ankunft der Athleten auf dem Marktplatz in Sparta herrschte wieder reger Betrieb. Kinder empfingen die Läufer auf Fahrrädern zum Geleit – und im Ziel waren schon die Ehrengäste mitsamt den Popen und den Zuschauern versammelt.
„Wenn man da ins Ziel einläuft, ist das die Krönung. Da geht nichts drüber“, erzählt Heinlein und versucht so, den Mythos Spartathlon näherzubringen. Einen geflochtenen Lorbeerkranz, eine Schale Wasser aus dem Fluss und diesmal einen goldenen Strauch mit Olivenblättern gab es diesmal als Lohn für alle Ankommenden.
Noch am Samstagabend war auch die Siegerehrung. Bei den Männern gewann der Lette Alexander Sorokin in 22 Stunden und vier Minuten, bei den Frauen die Polin Patryzia Beresnowska in 24:48 Stunden. Und tags darauf spendierte der Bürgermeister dort wieder traditionell das Mittagessen für die Athleten. Noch einen Tag später fand in einem Athener Hotel die zweite Siegerehrung samt Büffet statt. Für Marika Heinlein steht fest, dass es schon im nächsten Jahr erneut zu ihrem „Nonplusultra“ nach Sparta geht.
Ihr Traum ist es, die Zehn voll zu machen – also zehnmal dort ins Ziel zu kommen. Elfmal war sie dort, achtmal hat sie bislang auch das Ziel erreicht. Es fehlen also noch zwei Ankünfte.