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Fußball-Bezirksoberliga
Engels Flugschau führt zum Absturz
Und das soll ein Spiel eines Tabellenletzten gegen den Zweiten gewesen sein? Mancher rieb sich verwundert die Augen, wie entschlossen und diszipliniert der TSV Abtswind dem TuS Frammersbach begegnete.
Zeit zum Nachdenken: Torwart Dominik Engel wusste, dass er die Niederlage seiner Abtswinder begünstigt hatte. Nach einem Frammersbacher Freistoß in der Nachspielzeit reagierte er falsch.
Foto: FOTO Michael Kämmerer | Zeit zum Nachdenken: Torwart Dominik Engel wusste, dass er die Niederlage seiner Abtswinder begünstigt hatte. Nach einem Frammersbacher Freistoß in der Nachspielzeit reagierte er falsch.
Von unserem Mitarbeiter Michael Kämmerer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:05 Uhr

Als die Minute der Abschlussprüfung gekommen war, wollte der Absolvent nicht nur ausreichend bestehen. Er wollte mit Prädikat abgehen und durch eine Großtat die Aufsichtspersonen im Publikum beeindrucken. Schließlich war er sich seiner Stärke sicher. Also flocht der Prüfling in seine praktische Ausführung ein übermütiges Schauelement, was dazu führte, dass er seine Grundkenntnisse vergaß. Die Leistungskontrolle beendete er mit einem Ungenügend – durchgefallen. So ging es Dominik Engel.

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Der neunzehn Jahre alte Torhüter des TSV Abtswind sollte sich bewähren. Ein Freistoß in der Überhangzeit der Begegnung mit dem TuS Frammersbach war Gegenstand der Probe. Statt aus dem Stand den Ball zu boxen oder mithilfe seiner Körperlänge von 1,94 Metern zu fangen, entschied Engel sich in einer für seinen Klub unsicheren Zeit für eine Risikoanleihe: Im Stile eines abwehrbereiten Stuntman griff er zur Akrobatik und patschte das Leder an die Lattenunterkante, von der es hinter die Torlinie tropfte. Der Flugeinlage folgte eine harte Landung und Abtswinds nächste Niederlage. „Ich bin durch die Hölle gegangen“, sagte Engel, nachdem er im Anschluss an die Partie minutiös seine einstudierte Parade-Rolle geschildert hatte. „Ich hatte mich richtig auf den Ball gefreut und wollte anschließend jubeln.“ Stattdessen musste er sich eigenhändig trösten. Abtswind und seine Torhüter – in dieser Saison eine Position mit Pannenpotenzial. „Im Moment haben wir ein Torwartproblem“, sagte Trainer Carsten Weiß nach dem in letzter Sekunde verlorenen Match. An den Spieltagen zuvor hatte sich Thomas Klaus die Fehlgriffe gegönnt. Dominik Engel aus Gerolzhofen, vormals in der Jugend des FC Schweinfurt 05 und zwanzig Jahre jünger als sein Mitbewerber, debütierte am Samstag in der Bezirksoberliga. Sein erstes Mal hätte er bereits eine Woche früher haben können: Auf der Anreise nach Lengfeld hatte Engel die falsche Ausfahrt auf der Würzburger Stadtautobahn genommen und war anschließend in einen Verkehrsstau geraten. Die Partie begann ohne ihn.

Vielleicht war es besser für das Selbstbewusstsein, dass er das 2:10-Debakel nicht erlebte. Trainer Weiß hatte daraus für das Treffen mit Frammersbach nur limitierte personelle Konsequenzen ziehen können. Andernfalls hätte er weniger als elf Akteure aufbieten müssen. Allein Leon Grunasi war aus Gründen der Disziplin aus dem seelenlosen Ensemble verbannt worden. „Carsten Weiß ist ein Trainer, der ausmistet und sich nicht reinreden lässt“, hieß es aus der Mannschaft. Lustlosigkeit wie gegen Lengfeld war den Abtswindern dieses Mal nicht anzulasten: Sie machten 75 Minuten, was Weiß wollte. Immerhin pflegte Razvan Paunescu ein Stück Kultur, die beide Teams sonst vernachlässigten. Der emsige Rumäne in Abtswinds Diensten, allzeit zum Anspiel willig und zum Dribbling bereit, zeigte auffallend gutes Spielverständnis, obgleich er mit seinen Mitspielern radebrechend Englisch kommuniziert. In der zehnten Minute steckte Paunescu den Ball zum 1:0 ins kurze Eck, nachdem er den sachlich und örtlich in dieser Angelegenheit zuständigen Innenverteidiger Sebastian Puglisi überfordert hatte. Im zweiten Durchgang traf Paunescu lediglich den Pfosten (66.). In den gleichsam seltenen Szenen der Gästen stand Abtswinds Defensive klapprig. Frammersbachs Spielertrainer Alexander Kirsch prüfte nach einer halben Stunde zweimal Torsteher Engel und bezwang ihn beim 1:1 in der 78. Minute, da Vedat Osmani die falsche Stellung eingenommen hatte. „Durch den Platzverweis sind wir besser geworden“, sagte Kirsch über das schlechteste Saisonspiel seines Teams. Christian Spahn hatte wegen einer zweifelhaften Schwalbe Gelb-Rot bekommen (58.). „Den Sieg haben wir nicht verdient“, meinte Kirsch gleichwohl. Felix Schanbachers 2:1 war vielmehr Dominik Engel beizumessen.

Abtswind: Dominik Engel; Paul Fleischmann, Tobias Werner, Axel Zehnder (64. Velibor Teofilovic), Martin Schwab, Christian Schwalb (34. Vedat Osmani), Alexander Krüger, Frederik Weiß, Slawomir Janowicz (77. Stéphane Dormoy), Sascha Cäsar, Razvan Paunescu.

Frammersbach: Torsten Alsheimer; Felix Schanbacher, Sebastian Puglisi (38. Matthias Meidhof), Julian Lindner, Christian Spahn, André Kunkel, Christian Müller, Martin Wolf, Alexander Kirsch, Steffen Aloe (63. Jens Boller), Florian Hach (72. Christoph Fischer).

Schiedsrichter: Markus Windisch (SpVgg Heßdorf).

Gelbe Karten: Teofilovic, Cäsar, Krüger; Kunkel, Fischer.

Gelb-Rote Karte: Spahn wegen unsportlichen Verhaltens (58.).

Zuschauer: 120.

Tore: 1:0 Razvan Paunescu (10.), 1:1 Alexander Kirsch (78.), 1:2 Felix Schanbacher (90.+1).

Online-Tipp

Weitere Impressionen vom Auftritt der Abtswinder finden Sie im Internet unter: www.mainpost.de/sport/kitzingen

 
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