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Fußball
Ein Mann bringt die Frauen in die Spur
Sichtlich zufrieden: Maurizio Orofino startete mit drei Siegen in Frickenhausen.
Foto: Hans Rössert | Sichtlich zufrieden: Maurizio Orofino startete mit drei Siegen in Frickenhausen.
Redaktion
 |  aktualisiert: 07.09.2017 20:00 Uhr

(ast) Seit Maurizio Orofino das Ruder bei den Fußball-Frauen des TSV Frickenhausen übernommen hat, gewinnen diese plötzlich wieder. „Wenn du dreimal gewinnst, dann glaubt dir die Mannschaft“, sagt Orofino über seinen geglückten Start. Der 36-Jährige, der zuvor Männermannschaften bis zur Kreisliga trainiert hat, sieht den Grund für den neuen Schwung nicht nur im Neue-Besen-Effekt.

Gegen drei weitere Interessenten gewann Orofino das Rennen um den Trainerposten, als Nachfolger von Katharina Scheffauer, die ihr Amt aus eigenem Willen niederlegte. Seit 2008 hatte Scheffauer die Frickenhäuser Frauen trainiert, bis sie zu Beginn dieser Runde merkte, dass es nicht mehr ging. Auch, um die eine oder andere Spielerin wach zu rütteln, habe sie das Handtuch geworfen, wie sie später sagte. Mit den fehlenden Erfolgserlebnissen war bei einigen Spielerinnen auch der Spaß aus geblieben.

Erfolg und Spaß sind mit Orofino wieder gekommen. Warum der Ball bei ihm auf einmal wieder häufiger in die richtige Richtung rollte, führt der Würzburger auf die eher traditionelle Schiene zurück, die er zunächst bei seinem ersten Engagement in einer Frauenmannschaft eingeschlagen hat. „Ich lege viel Wert auf Disziplin, Pünktlichkeit und Zuhören. Den nötigen Einsatz und das Engagement muss man mitbringen.“ In drei Wochen könne er noch nicht so viel ändern, es gelte, die Hausaufgaben zu machen. Also zog er bei den Grundlagen die Zügel an. Kondition und Kraft, mehr Konkurrenzkampf, anstatt taktischer Finessen wie der Viererkette.

Dieses taktische Mittel verteufelt er nicht, wenngleich er ihm abschwor. Orofino stellte von der Scheffauerschen Kette wieder auf das klassische System mit Libero um, „denn für eine Kette brauche ich die entsprechenden Spielertypen. Die Verteidiger wissen nicht so recht, wie man Druck über außen macht“, sagt er. Orofinio bevorzugt ein 3-5-2-System und lässt immer mit zwei Angreiferinnen spielen. Gerne will er seine Mannschaft etwas offensiver ausrichten, doch zuallererst müsse die Abwehr, das Spiel von hinten heraus, funktionieren, so sein Credo.

Frickenhausens frischer Wind geht auch von ihm aus. Er versuche, „die Mädels in jeder Trainingseinheit zu fordern. Es geht wieder um die Plätze, das haben die Spielerinnen gemerkt“, so Orofino. Gegen Reitsch setzte er bereits nach 30 Minuten ein Zeichen mit einem Wechsel in diese Richtung, weil er mit der Leistung einer seiner Kickerinnen nicht einverstanden war. Allerdings verfolge er nicht nur die harte Schiene, wie er betont. Anfangs habe er jede Spielerin eine Art Steckbrief über sich schreiben lassen, damit er sie besser kennen lerne und sich auf sie einstellen könne. „Ich bin sehr kommunikativ und spreche viel mit den Spielerinnen.“

Ein wenig umstellen musste sich Orofino schon auf die Gepflogenheiten der weiblichen Wesen, wie er zugibt. Frauen seien eben auch beim Fußball sensibler. „Wenn irgendwas nicht so funktioniert, kann ich ihnen nicht so einen Anpfiff verpassen, wie ich es bei den Männern machen würde“, hat er gemerkt. Der Übungseifer seiner Spielerinnen gefällt ihm bisher. „Sie haben nicht so viele Ausreden, wie es bei den Männer oft der Fall ist“, nennt Orofino einen weiteren Unterschied.

Gelernter Stürmer ist er, der in der Jugend des Würzburger FV das Fußball-Einmaleins gelernt hat. Nach Stationen beim SV 09 Würzburg, Post SV Sieboldshöhe und Eibelstadt trat er bereits mit 26 Jahren seinen ersten Posten als Spielertrainer an, damals beim SV Greußenheim. Später war er unter anderem bei der SG Margetshöchheim und beim SV Kleinochsenfurt tätig, zuletzt pausierte er für ein Jahr. Bei Männer-Mannschaften seien eher Spielertrainer gefragt. Aktiv auf dem Feld mitmischen könne er wegen ständiger Probleme mit der Achillessehne und den Sprunggelenken nicht mehr.

Das Angebot, mit Frickenhausen eine Frauenmannschaft zu betreuen, habe ihn gereizt. „Man lernt nicht aus, das ist auch eine Art von Selbsterfahrung für mich.“ Orofino schaute sich ein Spiel des TSV an, es folgte ein erfolgreiches Probetraining, wo er den besten Eindruck aller Kandidaten hinterließ und den Zuschlag erhielt. Zunächst läuft sein Kontrakt bis Ende der Saison. An deren Ende soll der Erhalt der Landesliga für den TSV stehen. Was das angeht, ist Orofino optimistisch. „Potenzial steckt in der Mannschaft, auch individuelle Klasse.“ Auf ihrem Weg weiter nach oben wollen die Frickenhäuserinnen diesmal beim FC Schweinfurt 05 die nächsten Punkte einfahren. Dann wären bei Maurizio Orofino aller guten Dinge vier, statt drei.

 
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