Paukenschlag beim TSV Rödelsee: Der Verein hat bereits Ende März seine Männer-Mannschaft aus der Bezirksliga zurückgezogen. Dort spielte der Klub aus der 2000 Einwohner zählenden Gemeinde im Landkreis Kitzingen, der über Jahre als eine Handball-Hochburg in Unterfranken galt und bis in die Dritte Liga nach oben marschiert war, zuletzt.
Ausgerechnet in dem Jahr, in dem der Turn- und Sportverein sein 100-jähriges Bestehen feiert, wird es keine Handball-Mannschaft mehr im Spielbetrieb geben. "Es gibt Sachen, da bist du einfach machtlos. Der Rückzug kommt natürlich zum schlechtesten Zeitpunkt, dafür gibt es aber eigentlich keinen guten", kommentiert der Vereinsvorsitzende Dietmar Chrischilles den Schritt.
Mit einem bereits dünnen Kader in die Handball-Saison gestartet
Zuletzt waren dem Verein die Spieler ausgegangen. Abteilungsleiter Jürgen Schmitt hatte bereits zwei Spiele in der laufenden Saison absagen müssen. Mit der dritten Absage, die gekommen wäre, hätte der Verband die Mannschaft schließlich aus der Wertung genommen.
"Was willst du machen? Wir hatten noch fünf Feldspieler und zwei Torleute. Auch im Sinne der Liga haben wir uns zum Rückzug entschlossen", erklärt Schmitt. Es hatte sich bereits zu Saisonstart im September angebahnt, dass es personell eine schwierige Spielzeit für die Rödelseer werden dürfte. Der TSV war mit einem dünnen Kader in die Runde gestartet, von dem auch noch Spieler wegfielen.
So riss sich etwa Pascal Burkholz die Achillessehne, noch einer fiel wegen eines Bänderrisses aus. Hinzu kam, dass einige – wie Kai Chrischilles, Niklas Hammer und Noah Hess – auswärts studieren oder eine Ausbildung absolvieren und meist nur an Wochenenden in Rödelsee sind.
Als Bezirksoberliga-Meister verzichtet Rödelsee auf den Aufstieg
Durch die Vorrunde und bis März hangelte sich der TSV noch irgendwie durch, zwei Spiele fielen wegen des Spielermangels aus. "Wir hatten schon einige reaktiviert, um eine Mannschaft stellen zu können", schildert Schmitt die Situation, die in eine Sackgasse geriet. Die dritte Absage und somit das Aus stand vor der Tür.
Ein bitterer Weg, der sich abgezeichnet hatte. Dabei liegen die Glanzzeiten des Vereins noch nicht so lange zurück. Erst 2016 waren die Rödelseer nach drei Spielzeiten in der Dritten Liga abgestiegen. Ein Berg an Schulden blieb, doch sportlich sah es zunächst gar nicht so düster aus. 2018 feierte Rödelsee noch die Meisterschaft in der Bezirksoberliga. Der TSV verzichtete aber auf den Aufstieg, weil sich die Mehrzahl der Spieler dagegen ausgesprochen hatte. "Die Jungs spielten aus Spaß, die wollten nicht mehr in die Landesliga", blickt Schmitt zurück.
Nachwuchs war kaum vorhanden, auch da der Klub in der Vergangenheit vielleicht zu wenig darauf geachtet hatte. "Wir haben uns durch die Spielgemeinschaften mit Marktsteft zu sehr zurückgelehnt und nicht so viel Wert auf eigene Leute gelegt", bekennt Chrischilles. Danach habe die Phase mit der Corona-Pandemie die Lage verschärft. Der TSV streckte seine Fühler vergebens nach einem Partner für eine Spielgemeinschaft aus.
Der Nachwuchs trägt in einer wachsenden Gemeinde die Hoffnung
Also ging es alleine weiter – doch mehr schlecht als recht. Bis jetzt. Wenn auch der TSV Rödelsee in den nächsten Jahren wohl keine Männer-Mannschaft mehr stellen könne, wie Abteilungsleiter Schmitt orakelt, bleibe der Nachwuchs als Hoffnung. "Der Ort wächst und wächst, Kinder sind genug da, die müssen wir begeistern", schaut er voraus.
Die Aufbauarbeit müsse und soll getan werden, um den Handball in Rödelsee am Leben zu halten. Bei den Kleinsten, bei den Minis und in der E-Jugend spüre man seit geraumer Zeit enormen Zulauf, sagt Chrischilles. Ein Hoffnungsträger, der das wieder aufbauen soll, ist mit Dusan Suchy ein Bekannter. Der Sportlehrer, Mann des einstigen Handball-Aufschwungs, bringt sich in Rödelsee, wo er längst heimisch geworden ist, wieder mit ein. Seine Kinder sind auch schon im Verein aktiv.