Die Zeit der Trennung ist vorbei. Vilo, eigentlich Viliam, Vitkovic ist froh, dass er nun alle vier um sich hat: Frau Petra, den vierjährigen Sohn Jakob und die zwei Jahre alten Zwillinge Barbora und Valentina. Mit ihnen lebt der gebürtige Slowake nun im Kitzinger Stadtteil Hoheim. Jakob hat die ersten Tage im Kindergarten hinter sich. Und Vitkovic sagt: „Wir haben uns entschieden, dass sie nach Deutschland kommen. Natürlich bin ich froh, so konnte das nicht weitergehen.“ Alltag und Handball hier, die Familie dort. Sonst musste er erst die 1100 Kilometer einfach in seine Heimat im Auto zurücklegen, um Frau und Kinder zu sehen und dann nach Rödelsee zurückkehren. Dies ist nun vorbei.
Vor sieben Jahren führte der Weg von Vilo Vitkovic nach Rödelsee, wo sein slowakischer Landsmann Dusan Suchy zwei Jahre zuvor erst als Spieler und wenig später als Trainer gestartet war. Die beiden kannten sich vorher nur flüchtig, „wir haben einige Male gegeneinander gespielt“, sagt Vitkovic. Für ihn fiel der Einstieg in Franken mit Suchys Hilfe leichter. Handballerisch lief es zunächst nicht wie erhofft. Im ersten Jahr stieg der TSV Rödelsee als Aufsteiger gleich wieder aus der Landesliga ab. Privat fühlte sich Vitkovic eher heimisch, obwohl die Umstellung von der 100 000-Einwohnerstadt Prešov auf das winzige, beschauliche Rödelsee eine Zeit lang dauerte. Vitkovic und Suchy, der aus der 50 Kilometer von Vitkovics Heimat entfernten Stadt Legoza kommt, wurden schnell gute Freunde – auch außerhalb der Turnhalle. Die beiden wohnten in Rödelsee einige Zeit zusammen. Später stieß Dusans Bruder Radovan zu der slowakischen Wohngemeinschaft dazu. „Wir sind wegen des Handballs nach Deutschland gekommen. Wir verstehen uns auf dem Feld und auch außerhalb gut“, sagt der 34-Jährige Vitkovic, bei dem sich schon früh vieles um den Handball drehte.
Vitkovic entstammt einer sportlichen Familie. Sein Onkel wurde Weltmeister im Kegeln, auch der Vater feierte in dieser Sportart manche Erfolge. Vilo startete mit zehn Jahren auf einem Sportgymnasium in der slowakischen Handball-Hochburg Prešov. Sein Talent wurde rasch erkannt, als Linksaußen durfte er später auch in der ersten Liga ran. Mit 19 Jahren begann seine sportliche Wanderschaft. Über Bardejov und weitere Stationen kam er nach Salzburg, in Österreichs zweite Liga. „Ich hatte Mitspieler, die bei der Weltmeisterschaft oder Olympia dabei waren. Da hieß es, Augen auf, zuhören und probieren“, erzählt Vitkovic.
Nicht alles lief in seiner Laufbahn schnurgerade. Salzburg verpasste den Aufstieg, Vilo machte einen kurzen Abstecher in die Heimat – ohne sein Ziel, das Ausland, aus den Augen zu verlieren. Er wählte die Ausfahrt Rödelsee, wo er nun schon einige Zeit ist. „Ich habe gar nicht gemerkt, dass die Jahre so schnell vergehen“, sagt er heute. An einen Abschied aus Rödelsee denkt er derzeit nicht. Er fühle sich wohl dort, die unruhigen Zeiten sind vorüber. Ein Wechsel sei „nicht einfach. Man muss auf die Familie und die Kinder Rücksicht nehmen.“ Zwei, drei Jahre, am besten in Rödelsee, will Vilo Vitkovic noch am Ball bleiben. Er, der Gemütsmensch, den so leicht nichts aus der Ruhe zu bringen scheint, berichtet von Zeiten, in denen er sehr hitzköpfig sein konnte. „Anfangs habe ich in der Mannschaft mit Jochen Ruß die meisten Strafen erhalten.“ Kaum zu glauben, wenn man ihn heute auf dem Spielfeld als ruhigen und eher besonnenen Typen sieht.
Vitkovic weiß, dass von ihm einiges erwartet wird, Tore zum Beispiel. „Damit muss man klarkommen. Aber Tore sind für mich nicht so wichtig. Wenn man gut spielt, kommen die Tore von allein.“ Richtig gut gespielt hat sein TSV in dieser Runde bislang nicht. „Wir haben gedacht, dass wir aus den ersten Spielen vier Punkte holen. Jetzt haben wir ein Heimspiel, da müssen wir was machen“, sagt er vor der Partie gegen den TSV Rothenburg an diesem Sonntag (15 Uhr) im Sickergrund.
Der Rückraumspieler verweist auf die vergangene Runde, als Rödelsees Motor auch erst nach anfänglichem Stottern zum Laufen kam. Vilo Vitkovic hofft nun auf die Initialzündung. „Wir müssen einfach mal gewinnen, dann läuft es auch wieder. Das spielerische Potenzial für die Bayernliga haben wir, es fehlt bloß das gewisse Etwas.“ Bei sich zu Hause hat er das. Gerne nutzt er die Zeit, um mit den Kindern noch eine Runde im Freien zu drehen. Alle drei hätten „so viel Energie“ und halten auch Papa Vilo, die „Sportskanone“, ganz schön auf Trab.