In der Tabelle der Kreisliga trennen den SSV Kitzingen und den SV Sickershausen Welten, im Moment 23 Punkte. Auch in Sachen Ambitionen liegen die beiden Vereine weit auseinander. Doch das wird im zweiten Nachbarschaftsduell zwischen dem großen Titelfavoriten und dem Aufsteiger an diesem Samstag (14 Uhr) keine allzu große Rolle spielen. Zu sehr sind die beiden Klubs miteinander verbandelt. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch daneben.
Groß ist Thomas Beers Vorfreude auf die Rückkehr an die frühere Wirkungsstätte. Sechs Jahre trainierte der heute 47-Jährige den SV Sickershausen, ehe er vergangene Saison bei den Siedlern anheuerte. „Das ist für mich mein absolutes Highlight-Spiel, weil ich dem Verein vieles zu verdanken habe. Es wird sicherlich sehr emotional“, sagt der Übungsleiter. Schon für das Hinspiel hatte er seinen Urlaub unterbrochen, um dabeisein zu können, wenn es gegen seinen „Jugendverein“ geht.
Wie damals Anfang August, als sich die Kitzinger lange Zeit sehr schwer taten mit dem forschen Neuling und letztlich mit 1:0 schmeichelhaft siegten, werde es wieder eine intensive Partie, glaubt Beer. Die Tabellensituation werde dabei eher keine Rolle spielen, obwohl der Spitzenreiter natürlich als Favorit ins Lokalderby geht – selbst wenn die Siedler ausgerechnet die Generalprobe verpatzten und in der Nachspielzeit auf heimischem Platz dem ETSV Würzburg unterlagen.
Erstmals in dieser Saison verließen die Kitzinger somit das Feld als Verlierer, nachdem sie zuvor dreizehn ihrer vierzehn Partien gewonnen hatten. „Diese Niederlage war sehr ärgerlich, weil das Siegtor aus meiner Sicht irregulär war. Aus der Bahn werfen wird es uns aber nicht“, sagt Beer, dessen Team die Liga bislang überraschend deutlich dominiert. Für den SSV-Trainer ist der Höhenflug besonders dem breiten Kader zu verdanken, mit dem sein Team schon mehrere schwerwiegende Ausfälle kompensiert hat. Die spielerische Klasse hatten die Siedler bereits im Vorjahr. Daher kommt für Beer nur die Deutlichkeit der Dominanz überraschend, nicht aber, dass seine Mannschaft um den Aufstieg mitspielt. Denn das habe sich abgezeichnet.
Durchbrechen konnte die Überlegenheit der Siedler in der Vorrunde bisher nur der SV Sonderhofen. Im direkten Duell bot der erste Verfolger dem Tabellenführer bei dessen einzigem Unentschieden Paroli. Auch tabellarisch hält der Klub aus dem Ochsenfurter Gau, trainiert vom SSV-Vizevorsitzenden Christian Hofrichter, einigermaßen Schritt; der Rückstand beträgt acht Punkte. Beer warnt vor Leichtsinn: „Eine Saison ist nicht im Dezember vorbei. Daher müssen wir auch in den kommenden Spielen die nötige Galligkeit an den Tag legen. Wir müssen jedes Mal hochkonzentriert agieren.“
Das gilt auch für Sonntag, wenn es gegen den SV Sickershausen geht, wo nun Beers Vorgänger beim SSV, Wolfgang Beischmidt, auf der Bank sitzt. Auch Beischmidt, der drei Jahre die Siedler trainierte, erwartet ein enges, intensives Duell. Schon im Hinspiel schnupperte er mit seinen unbekümmerten Aufsteigern an einem Punktgewinn. Letztlich belohnten sie sich beim 0:1 nicht für den spielerischen Aufwand. Wie damals werde es auch diesmal emotional zugehen, sagt der 48-Jährige. Für ihn persönlich werde es aber ein Spiel wie jedes andere, das vornehmlich seine Spieler und die – hoffentlich zahlreichen – Zuschauer genießen sollen.
Das können die Sickershäuser allemal. Schließlich sind sie nach einem schwierigen Start und drei Niederlagen mittlerweile in der Kreisliga angekommen und haben sich dort auf mittlerer Ebene etabliert. Beischmidt zieht eine positive Zwischenbilanz. „Bis jetzt haben wir unsere Ziele erreicht. Wir stehen dort, wo wir auch am Ende der Saison stehen wollen.“ Besonders in den Duellen mit der direkten Konkurrenz um den Klassenverbleib punkteten seine Schützlinge konstant, wussten auch fußballerisch zu überzeugen. Der Neuling hat sich ein Polster von acht Zählern auf den ersten unteren Relegationsplatz geschaffen.
Vor allem auf die mannschaftliche Geschlossenheit und defensive Stabilität kann der Trainer wie im Aufstiegsjahr zählen. Erst in den vergangenen Wochen sei es wegen mehrerer verletzungsbedingter Ausfälle etwas schwieriger geworden. Doch könne sein Team an einem guten Tag mit jedem mithalten. Dem SSV Kitzingen sollte dies für das Rückspiel eine Warnung sein.