Während es im altehrwürdigen Alexandra Palace in London aktuell bei der Steeldart-Weltmeisterschaft der Profis hoch her geht, läuft bei den Dettelbacher Mac Leods noch der Ligaspielbetrieb. Freilich stehen die Amateure nicht so im Rampenlicht wie die deutschen Profis Max Hopp oder Nico Kurz im „Ally Pally“. Doch mancher Mac Leods-Crack wie Christian Gößwein konnte da heuer in einer Sternstunde leistungsmäßig mit den Profis mithalten. Gößwein gelang ein Neun-Darter.
Ein Neun-Darter ist seltener als ein Hole in One im Golf oder einem 300er-Spiel im Bowling. Neun Darter heißt: Ein Spieler braucht nur drei Aufnahmen, also nur neun Pfeile, um den Score von 501 am Ende mit einem Doppel-Out genau auf Null auszuchecken. Das schaffte der 40-Jährige heuer in einer Bundesliga-Begegnung gegen ein Team aus Wildflecken. Dabei startete der Maurer mit drei dreifachen Zwanzigern (180 Punkte), dann ließ ihn sein Fingerspitzengefühl auf die dreifache 19 wechseln, die er traumhaft sicher dreimal traf (171 Punkte). Einmal in Fahrt gekommen, versenkte er zwei weitere Pfeile in den schmalen Ring der dreifachen 19 und mit der doppelten 18 machte er den Neun-Darter perfekt. In ganz Deutschland gibt es unter den mehreren Millionen Dartern keine 20, denen je ein Neun-Darter gelang.
Einzig Las Vegas fehlt noch
Der Ansbacher spielt mit einer Unterbrechung – von 2014 bis 2018 trat er für die Ansbach Rebells an – sein neuntes Jahr bei den Mac Leods, die ihre Heimspiele im Bistro Peanuts im Schützenhaus von Pächter und Teammanager Steffen Drescher austragen. Gößwein hat als Erfolge jeweils zwei bayerische Meistertitel im Einzel und Triple Mix bei den Steeldartern vorzuweisen, zudem schaffte er es schon bis ins Einzelfinale des German Masters. Im E-Dart hat er heuer zwei süddeutsche Meistertitel errungen, aber einen großen Traum hegt er noch: Mit dem Mac Leods nach Las Vegas zum Mannschafts-World-Cup fliegen zu dürfen.
Da ist er in Dettelbach an der richtigen Adresse, denn wo Steffen Drescher drauf steht, ist Erfolg drin. Der heutige Bistro-Chef und Automatenaufsteller war selbst in den Jahren 1993 und 1997 Weltmeister im offenen Einzel und startete mit den Mac Leods eine große Erfolgsstory. Die 1991 in Mainstockheim gegründeten Mac Leods gewannen seit den 1990er Jahren zweimal die Bundesliga-Meisterschaft, holten sich acht Mal den Sieg bei der Deutschen Liga-Mannschaft-Meisterschaft und krönten sich international mit dem dreimaligen Gewinn des Mannschafts-World-Cup in Las Vegas. Dieses Jahr belegten die Dettelbacher den dritten Platz auf nationaler Ebene und scheiterten kurz vor dem Erlangen des Las-Vegas-Tickets. „Dann greifen wir halt nächstes Jahr erneut an“, sagt Gößwein unaufgeregt und hegt weiter seinen großen Traum.
Lukas Wenig zieht London vor
Dagegen träumt sein Mannschaftskamerad Lukas Wenig vom „Ally Pally“. Er spielt zwar erst seit sieben Jahren Dart und betreibt diese Sportart erst seit zwei Jahren intensiv – aber erfolgreich. Der Kitzinger spielte im vergangenen Jahr mehrere Turniere des Dart Weltverbandes Professionell Dart Corporation (PDC) und qualifizierte sich auch für ein Qualifikationsturnier in Hildesheim für die Jugend-Weltmeisterschaft. Dort hatte er Lospech und scheiterte an Deutschlands Nummer drei, Martin Schindler. Heuer bekam der 25-Jährige die Teilnehmerkarte für die European-Tour des PDC und machte Fortschritte. Auf nationaler Ebene holte sich der Feinwerkmechaniker den bayerischen und auch deutschen Meistertitel im offenen Einzel. Im kommenden Jahr will er weiter Gas geben und dann auch beim Masters of Masters, wofür ihm Steffen Drescher die Lizenz gesponsert hat, eine Duftmarke hinterlassen.
Mac Leods peilen Meisterschaft an
Mit den Mac Leods sind Gößwein und Wenig in der Erfolgsspur. Nach dem dritten Platz in diesem Jahr greifen sie in 2020 erneut an und sind neben Gößwein und Wenig mit Daniel Schneider, Mirko Hörnlein, Lukas Leingessl, Sascha Schneider, Axel Liesecke, Ben Behnke und Andreas Denkanin gut aufgestellt. Drescher war bis 2010 noch selbst aktiv gewesen, seitdem beschränkt er sich auf die Aufgaben des Teamchefs und Managers. „Mit acht DM-Titeln haben wir wie auch die Darthaie aus Nidderau die meisten Mannschaftstitel in Deutschland errungen und würden natürlich gerne wieder die Liga-Mannschafts-Meisterschaft gewinnen“, sagt Drescher. Denn die wäre das Ticket nach Las Vegas.