Seit Januar hat Tim Reiner einen neuen Job. Statt einer Viertelstunde pendelt er nun eine gute Stunde zum neuen Arbeitsplatz in Fürth, wo er seit kurzem für einen international tätigen US-amerikanischen Werkzeughersteller arbeitet. „Ich habe nicht gesucht, sondern wurde gefunden“, erklärt er seinen Jobwechsel und berichtet von einer spannenden neuen Aufgabe. Die Zeit im Auto versucht der 31-Jährige zu nutzen, telefoniert und organisiert – das eine oder andere Gespräch dreht sich dabei auch um Fußball. Dass sich auch dieser Job gut mit seinem Hobby vereinbaren lässt, ist auch den mittlerweile wieder funktionierenden Strukturen im sportlichen Bereich zu verdanken, die Bayern Kitzingen vor etwas mehr als einem Jahr geschaffen hat.
Mit Thomas Hofmann bildet Reiner dort ein Trainerduo. „Allein könnte das keiner von uns beiden bewerkstelligen, deshalb ergänzen wir uns sehr gut“, sagt er. Die Vorbereitungszeit mit mehreren Einheiten pro Woche und Testspielen sei zeitlich eine Herausforderung. Diesen Einsatz erwartet er auch von seinen Spielern: „Jeder muss noch ein paar Prozent mehr wollen. Wer den Anspruch hat, in der ersten Mannschaft zu spielen, muss genau das auch mit seiner Trainingsbeteiligung zeigen.“ Am 25. Januar starteten die Bayern die Vorbereitung. Zwei Testspiele absolvierten sie bislang, gewannen gegen den Kreisligisten Gemünden mit 4:0 und rangen dem Bezirksligisten Oberschwarzach ein achtbares 2:2-Unentschieden ab. Tests gegen Wiesentheid (16. Februar, 16 Uhr), Creglingen (17. Februar, 14 Uhr) und Dettelbach (23. Februar, 16 Uhr) sind noch geplant, bevor die Saison am 3. März in Giebelstadt (Anstoß um 12 Uhr) weitergeht.
Dass sich in diesem Winter erstmals die Möglichkeit bietet, den neuen städtischen Kunstrasenplatz für Training und Tests zu nutzen, bezeichnet Reiner als Privileg: „Das versuchen wir den Jungs auch verständlich zu machen. Normalerweise müssten wir auf Asphalt ausweichen, wenn der Rasen nicht bespielbar ist.“ Nach einer sehr guten ersten Trainingswoche ließ die Beteiligung etwas nach: „Das haben wir durchaus kritisch angesprochen. Wir bieten hier Möglichkeiten, wie sie nur wenige andere haben, deshalb erwarten wir auch, dass wir sie als Mannschaft nutzen.“ Dennoch, das räumt Reiner ebenso ein, sei die Beteiligung für die Kreisliga auf einem durchaus hohen Niveau, da sich mindestens 13 bis 14 Spieler zum Training versammeln.
Zur Winterpause belegen die Bayern den dritten Platz, vier Punkte hinter Sonderhofen als Zweiter. „Der zweite Platz ist definitiv kein Muss. Die gesamte Saison sehen wir als Stabilisierung, nachdem wir im Sommer fast bei null gestartet waren“, sagt der Spielertrainer. Das habe sich anfangs in den noch schwankenden Ergebnissen niedergeschlagen. In den folgenden Wochen trat die Mannschaft gefestigter auf und blieb zuletzt sieben Spiele ungeschlagen. „Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden“, sagt Reiner und fährt fort: „Wir wollen so lange wie möglich vorne dabei sein, schließlich spielen wir, um zu gewinnen.“ Das Rückspiel gegen Sonderhofen findet zu Hause statt. Auch in den Stadtderbys gegen Tabellenführer SSV und Aufsteiger Sickershausen haben die Bayern noch Heimrecht.
Reiner lässt die Überlegung zu, ob eine sofortige Rückkehr in die Bezirksliga eventuell zu früh käme und ob der Mannschaft ein weiteres Jahr gemeinsamer Entwicklung auf dem aktuellen Niveau guttäte. Jedoch scheut er es nicht, über einen möglichen Aufstieg zu sprechen: „Der Verein könnte die Bezirksliga auf jeden Fall stemmen. Mit dem aktuellen Kader würde ich uns das auch sportlich zutrauen.“ Die Entwicklung im Umfeld beschreibt er als sehr positiv, aber hat dennoch einen Wunsch: „Es wäre schön, wenn sich ein paar Leute mehr ehrenamtlich im Verein engagieren würden.“ Dass sich die Kitzinger Bayern wieder auf einem guten Weg befinden bestätigen ihm auch die Gespräche, die sich um den Spielbetrieb ergeben.
Der eine oder andere Zuschauer, der in den letzten Jahren dem Bayernplatz ferngeblieben war, sei dort wieder anzutreffen. Mit Richard Maaß gibt es auch einen Neuzugang, der bereits seit Oktober mit der Mannschaft trainierte, aber erst in der Winterpause seine Spielberechtigung erhielt. Zuvor war der 30-Jährige auf ähnlichem Niveau in Bonn aktiv, spielte dort zuletzt beim 1. FC Godesberg. „Er ist uns in die Arme gelaufen“, schiebt Reiner einen Beleg für die positive Außendarstellung des Vereins nach: „Seine Freundin hat uns empfohlen.“