
Besser hätten die Abtswinder kaum in die Rest-Saison starten können als mit ihrem 7:1-„Heimsieg“ gegen den Tabellennachbarn FC Coburg auf dem Kunstrasenplatz in Estenfeld. Der Sieg kann Flügel verleihen und neue rechnerische Sehnsüchte nach dem Relegationsplatz wecken, der momentan nur sieben Zähler entfernt ist. In Kahl erwartet die Abtswinder nach Ansicht ihres Trainers eine kampfstarke und emotionale Mannschaft. „Die haben Typen, die dagegen halten und sich mit Macht gegen eine Niederlage wehren werden. An einem guten Tag sind sie für jede Mannschaft ein ernst zunehmender Gegner“, weiß Thorsten Götzelmann, der aber nicht selbst am Spielfeldrand stehen wird. Vertreten wird der erkrankte Übungsleiter von Torwarttrainer Timo Katzenberger.
Die Devise, die Götzelmann seinem Vertreter mit auf den Weg gibt, lautet: „Den Druck so hoch halten, dass die Kahler die Lust verlieren.“ Fehlen wird bei den Abtswindern Adrian Graf nach seiner Roten Karte gegen Coburg. „Ich habe die Szene nicht genau gesehen. Beim Spielstand von 6:0 kann ich aber auch einmal zurückziehen“, hält der Übungsleiter die Aktion rückblickend für unnötig.
Das 7:1 bezeichnet er als zu hoch. Außerdem sei Coburgs Torwart an drei Treffern beteiligt gewesen. „Bei uns ist es aber auch gut gelaufen. Ich habe schon nach ein paar Minuten das Gefühl gehabt, dass wir die packen. Die frühe Führung hat uns auch in die Karten gespielt“, blickt Thorsten Götzelmann auf einen Auftakt zurück, der nicht besser hätte laufen können.
Rückblende: In der Ausgabe vom Montag, 17. August, lautete die Überschrift des Hinspielberichtes beider Kontrahenten in dieser Zeitung: „Bayern bieten Spaß und Spektakel.“ Mit 6:1, dem höchsten Landesligasieg seit ihrem Wiederaufstieg, hatten die Kitzinger ihr Heimspiel gegen das damalige und auch aktuelle Schlusslicht gewonnen.
Ist das jetzt ein gutes Omen oder eher ein trauriger Rückblick auf Zeiten, in denen die Bayern zur Überraschungsmannschaft der Landesliga wurden? „Man kann es so oder so sehen“, erklärt Trainer Tamer Yigit, der die Runde in zwei Teile zerlegt. Die eine Hälfte beinhaltet die Begegnungen bis zum 16. Spieltag, als Kitzingen Tabellenzweiter mit 32 Punkten war „und wir mit dem Quentchen Glück und ohne große Ausfälle von Spielern einen Superlauf hatten“.
Die zweite die folgenden sechs Begegnungen, in denen es ausnahmslos Misserfolge und personelle Probleme gab. Die Kitzinger sind bei 32 Zählern stehen geblieben und dürfen die Relegationsplätze nicht aus den Augen verlieren, von denen sie nur fünf Punkte trennen.
„Die Winterpause hat uns gut getan. So konnten wir Abstand zum Fußball gewinnen“, beschreibt Yigit. In den Testspielen gegen Post Sieboldshöhe (7:1), Dettelbach und Ortsteile (6:2), Aubstadt (2:2), Uffenheim (1:1) und Marktbreit/Martinsheim (2:1) habe die Mannschaft Selbstvertrauen getankt. Er weiß aber auch, dass Testspiele nicht überbewertet werden dürfen. „Wir müssen das Hinspiel und die letzten sechs Spiele vor der Winterpause ausblenden und neu starten.“
Das klingt zwar gut, muss aber auch erst einmal auf den Platz übertragen werden. Fehlen werden in Leinach (18./13 Punkte) Johannes Dürr (Knie, Ausfall bis Saisonende), Shawn Hilgert (Leiste), Benny Straßberger (Urlaub), Yannick Feidel (Fortbildung), Severin Wagner (Bundeswehr) und Neuzugang Lukas Zobel (erneute Knieprobleme).
Der Gegner hat ein kleines Hoch aufzuweisen. Vor der Pause gelangen Siege bei Euerbach/Kützberg (2:0) und zu Hause gegen Frohnlach (2:1). Mit einem unerwarteten 1:1 beim Tabellenvierten Kickers Würzburg II starteten die Blau-Weißen ins neue Jahr. „42 Punkte sollten zum Klassenerhalt reichen“, glaubt der Bayern-Trainer. Dazu fehlen seiner Mannschaft noch zehn, Leinach 29. „Die nächsten drei, vier Wochen sind entscheidend. Danach sehen wir, ob wir ganz tief im Abstiegskampf stecken oder nicht“, blickt Tamer Yigit voraus.