Als das Unterfrankenduell zwischen dem Würzburger FV und dem TSV Abtswind längst abgepfiffen war, saß Christian Steinmetz noch in der Abendsonne auf dem Rasen nahe der Tribüne. Auf seinem Schoss lag sein erst wenige Wochen junger Sohn Finn, dahinter standen Mama Lena und die Schwiegereltern. Sie schienen den Abtswinder Abwehrspieler, der bis 2017 für den WFV aufgelaufen war, über die 2:4 (1:1)-Niederlage an alter Wirkungsstätte hinwegzutrösten. „Ich habe fast mein ganzes Fußballerleben hier verbracht. Da waren heute viele Emotionen dabei“, sagte Steinmetz, der im Sommer über die Zwischenstation SV Bütthard wieder in die Bayernliga zurückgekehrt ist.
Das Würzburger Publikum war ihm wohl gesonnen, seine Vorderleute zuvor eher nicht. Immer wieder hatten sich bei den Gästen im Mittelfeld große Lücken aufgetan, in welche die Blauen beherzt hineinstürmten. „Der WFV hat absolut verdient gewonnen“, sagte Steinmetz nach der dritten Pleite nacheinander: „Wir schaffen es derzeit einfach nicht, in der Umkehrbewegung stabil zu stehen. Das geht auf diesem Niveau so nicht.“
Dabei hatte es für die Grün-Weißen vielversprechend begonnen. Mit ihrem ersten ordentlichen Angriff gingen sie in Führung. Der erst 19-jährige Severo Sturm, der genau wie Steinmetz fußballerisch an der Mainaustraße ausgebildet worden ist, erzielte den ersten Treffer (23.). Wirklich Sicherheit gab das Tor den kriselnden Gästen nicht; allen voran WFV-Stürmer Fabio Bozesan schien im Strafraum Narrenfreiheit zu haben. Ein eigener Treffer glückte dem 18-Jährigen jedoch nicht.
Dafür drehten Eric Schnell-Kretschmer (40.) und Moritz Lotzen (50.) das Match kurz vor und kurz nach der Pause zugunsten der Hausherren. Doch den Abtswindern gelang durch den eingewechselten Philipp Hummel nach Vorarbeit von Sturm noch der 2:2-Ausgleich (64.). Er gehe mit gemischten Gefühlen aus dem Spiel heraus, erklärte WFV-Kapitän Benjamin Schömig trotz des Erfolges. „Denn wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht.“ Zufrieden wirkte er hingegen, weil „wir mittlerweile gefestigt sind und uns derzeit auch von den Tiefschlägen nicht rausbringen haben lassen.“ So konnten die Zellerauer das 2:2 fast postwendend kontern.
Paul Obrusnik wirbelte über die linke Seite in Richtung Strafraum, wurde von TSV-Spieler Max Hillenbrand zunächst außerhalb, dann innerhalb am Trikot gezogen. Der Schiedsrichter entschied auf Strafstoß. Beim WFV eine Sache des Ex-Abtswinders Cristian Alexandru Dan, der berufsbedingt erst zur zweiten Halbzeit für Kevin Röckert kam.
Den Elfmeter konnte TSV-Torwart Felix Reusch zwar noch abwehren, bei Dans Nachschuss aber war er machtlos – 3:2 (66.). Und der WFV machte weiter Dampf: Nach einem Schömig-Pass sprintete der frisch hinein gekommene Patrick Hofmann in einen der Freiräume, die Gäste-Spieler Steinmetz so aufregten. Mit einem Kunstschuss erzielte Hofmann das 4:2 (70.).
Der Abtswinder Angriff war dagegen zu lasch. Dem Ex-Lengfelder Igor Mikic gelang nicht viel; nach einer guten Stunde war für ihn Schluss. Auch der 34-Jährige war übrigens einst in der WFV-Jugend zu Hause. „Die Würzburger hätten schon in der ersten Halbzeit drei Tore machen können“, gestand TSV-Trainer Mario Schindler und bemängelte: „Wenn du dich so präsentierst, dann wird es eng. Da brauchen wir nicht um den heißen Brei reden.“ Man habe Bayernliga-Qualität vermissen lassen; das sei eine 0 bis minus 1 gewesen.
Bei den Blauen hingegen dürfte der Wert auf einer Skala bis 10 hingegen irgendwo zwischen 7 und 9 gelegen haben. Mit dem Sieg über Abtswind ist der WFV an den Kräuterdorf-Fußballern vorbei auf den achten Platz gesprungen.