Über die Vergangenheit, die letzten zwei, vielleicht drei Jahre, wollen sie nicht mehr reden. „Es gibt für uns nur noch eine Perspektive. Wir schauen jetzt nach vorne“, sagt Spielertrainer Tim Reiner entschlossen. Bayern Kitzingen hat zwei bittere Abstiege hinter sich und steckt mitten im Umbruch. Diesen leitet Reiner mit Thomas Hofmann als Trainer im Duett ein.
Dritter im Bunde ist Erwin Klafke. Der 54-Jährige sagte kurz nach den beiden als Sportleiter zu. „Wir haben uns in den letzten Monaten akribisch, sofern es die Zeit erlaubte, auf unsere Aufgabe vorbereitet“, erklärt Reiner mit dem Hinweis, dass Hofmann und er noch mit Dettelbach und seinen Ortsteilen erfolgreich um die Meisterschaft und Klafke mit Hopferstadt bis zur Relegation gegen den Abstieg spielten.
An den Plänen, vor allem personell, war solange auch Stefan Schöderlein beteiligt. „Er hat für unsere Entscheidung ein stabiles Fundament gelegt“, stellt Reiner fest. Unter ehemaligen Bayern-Spielern, die sich auf mehrere Klubs verteilten, sei „eine Eigendynamik entstanden“, erinnert sich Klafke. Und Hofmann ergänzt: „Die Jungs haben uns überzeugt. Als die Entscheidung feststand, wussten wir, dass wir uns auf kein Himmelfahrtskommando einlassen.“
Störende Kanäle abgestellt
Von Anfang an mit in die Planungen eingebunden war Toni Orth als stellvertretender Vereinsvorsitzender. Tim Reiner lobt die Zusammenarbeit. „Wir sind die Dinge pragmatisch und zielgerichtet angegangen und konnten unsere Vorstellungen bis heute fast eins zu eins umsetzen.“ Zuständigkeiten und Kompetenzen seien klar definiert. Für beide Trainer ist Klafke erster Ansprechpartner. Wenn es über das Sportliche hinausreicht, setzen sich die drei mit Orth zusammen, und falls die Finanzen tangiert werden, ist Robert Geitz dabei. „Wir haben also genau zwei Ansprechpartner“, sagt Reiner. Und Hofmann erklärt, dass diese Praxis auch für die Spieler gelte: „Die Jungs haben drei Ansprechpartner: Erwin, Tim und mich. Alle anderen Kanäle haben wir abgestellt.“
Erfahrungen aus dem Arbeitsleben wollen Reiner und Hofmann, die in leitenden Positionen bei einem Kitzinger Technologieunternehmen beschäftigt sind, auf die Mannschaft übertragen: „Probleme lassen sich meist einfach lösen, indem man miteinander spricht“, stellt Reiner klar. Kommunikation untereinander und transparente Entscheidungen seien in manchen Situationen wichtiger als das Fachliche. Der Fokus der neuen sportlichen Leitung liegt derzeit auf der ersten und zweiten Mannschaft – und vor allem auf nachhaltigem Arbeiten.
„Wir wollen kleine Schritte gehen und nicht von heute auf morgen den gesamten Verein umkrempeln“, sagt Tim Reiner. Der sportliche Erfolg werde sich daraus von selbst einstellen: „Wir haben hier fast wieder bei null angefangen und müssen nach dem freien Fall erst einmal den Fallschirm aufspannen.“ Dass Bayern Kitzingen von der Konkurrenz teils als Meisterschaftsfavorit genannt ist, ringt dem Trio bloß ein Schulterzucken ab.
Reiner weist, obwohl er eigentlich nicht über die Vergangenheit reden mag, auf den Verlauf in Dettelbach hin. Auch dort habe erst eine Entwicklung vonstatten gehen müssen, bis dann im vierten Jahr der große Wurf gelang. Auf einen bestimmten Zeitraum möchte er sich nicht festlegen, sondern weist darauf hin, dass dieser Prozess nicht nur in eine Richtung verlaufen werde. „Es wird auch Rückschläge geben, aber wir sind darauf vorbereitet.“
In den vergangenen Wochen trainierten sie mit einem 27 Mann starken Kader, drei davon sind Torhüter. Anwesenheit und Wissbegierde bei den Einheiten gilt als Voraussetzung. Dass einige Spieler durch schwierige Zeiten hindurch bis heute dem Klub die Treue gehalten haben, rechnet das Trainerduo ihnen hoch an. „Das ist genau das, was wir charakterlich und mental wollen. Solche Eigenschaften sind uns sehr wichtig“, verdeutlicht der Spielertrainer.
Dass sich die Probleme der ersten Mannschaft vorige Saison auf die zweite übertrugen und sie beinahe in die unterste Spielklasse abgestiegen wäre, soll sich ändern. „Mit Josef Unser haben wir einen sehr guten und engagierten Trainer. An der Kaderbreite wird es in dieser Runde nicht scheitern“, sieht Reiner auch dort bessere Voraussetzungen. Und Klafke, der selbst einige Jahre die Reserve trainierte, fügt hinzu: „Sie wird mit Sicherheit nicht das fünfte Rad am Wagen sein.“ Für Reiner ist Klafke als Sportleiter mit seinen Erfahrungen „genau der richtige Mann“.
Die Aufbruchsstimmung, die Reiner, Hofmann und Klafke verbreiten, soll über den Bayernplatz hinausströmen. „Durch unsere Arbeit werden die Bayern auch wieder interessanter für die Zuschauer“, ist Klafke sicher. Im ersten Spiel der Kreisliga-Saison erwarten sie am heimischen Bleichwasen den SB Versbach. Wegen der erwartet hohen Temperaturen ist das Spiel – nach Rücksprache mit dem Gegner – auf frühen Abend, 17.30 Uhr, verlegt worden. Am Sonntag spätestens sollen Gegenwart und Zukunft die Vergangenheit verdrängt haben.