Fünf Jahre lang hatte Gerhard Bemerl sich eine Pause vom Fußball genommen. Es folgte ein kurzes Gastspiel beim SV Hoheim, dann ereilte ihn der Anruf eines alten Weggefährten. Harald Schmitt am anderen Ende der Leitung versuchte dem 48 Jahre alten Familienvater den Trai- nerposten in Willanzheim schmackhaft zu machen. Mit Schmitt, Spitzname Turbo, kickte Bemerl beim SV Heidingsfeld in der Landes- und Bay-ernliga.
Nach Trainern wie Richard Brohm erlebte der aus Lengfeld stammende Bemerl dort auch Werner Lorant, der in Heidingsfeld seine Trainerkarriere startete. „Er hatte sein Konzept, und davon ließ er sich nicht abbringen. Lorant war nicht so der Typ, mit dem man sprechen konnte als Spieler. Für untere Klassen war er nicht so geeignet“, sagt Bemerl heute. Nach 13 Jahren Heidingsfeld zog er im Alter von mit 32 Jahren los, um als Spielertrainer seine Erfahrung weiter zu geben. Auf den Stationen wie Himmelstadt, SV 09 Würzburg, DJK Würzburg oder Winterhausen wurde er einmal Mei- ster (an letzter Station). Heute hat es den in Kürnach wohnenden Bemerl nach Willanzheim verschlagen, und er hat seinen Schritt nicht bereut. Er spricht von einem gut geführten Verein mit einem Team, in dem fast nur Einheimische spielen und mithelfen, wo es nötig ist. Nicht der unbedingte Erfolg steht dort im Mittelpunkt. Die kleine, heile Fußballwelt scheint dort in Ordnung. „So scheint es nicht nur, so ist es auch“, hat Bemerl in den gut neun Monaten seiner Tätigkeit erfahren. Überraschend schnell hat er sich bei seinem neuen Verein eingefunden.
Erstmals seit vielen Jahren ist der Klub vor dieser Runde zurück in die unterste Klasse gerutscht, Bemerl ist dabei, den Betriebsunfall zu reparieren. Die Voraussetzungen dazu stimmen. Niemand hat den Verein nach dem Abstieg verlassen, vier Juniorenspieler aus dem eigenen Nachwuchs sind dazu gekommen. 25 Mann standen im ersten Training parat. Bemerl ist stolz auf „eine junge, willige Trup- pe, die mit Begeisterung bei der Sache ist“.
Bis auf Thomas Schmitt, Andreas Schmer und Torjäger Markus Stöcker sind alle Spieler unter 25 Jahre jung. Zwei der jüngsten hat Bemerl bereits integriert: Libero Roland Ganz sowie Alexander Flennert, „ein klasse Fußballer, aber ein wenig phlegmatisch“, wie er sagt. Nicht nur sie zeigen dem Trainer, dass „in Willanzheim Potenzial da ist“. Was das spielerische Können anbelangt, sei die Mannschaft zu stark für die A-Klasse, „aber wenn es zur Sache geht, wenn geklopft wird, dann sind sie unsicher. Wir müssen den Kampf noch mehr annehmen.“ Gerade wenn der Gegner zu zehnt in der Abwehr stehe wie zuletzt beim 0:0 in Sickershausen, bekomme seine Elf Probleme. Mehr über die Außen solle das Spiel getragen werden, fordert der Trainer, der einst selber stürmte. Die aktive Laufbahn aber ist nach einem Bandscheibenvorfall und einer Knie-Arthrose passé.
Um den Aufstieg nicht zu gefährden, muss der SV am Sonntag einen Sieg bei Überraschungs-Spitzenreiter VfR Bibergau landen. Dann wäre die Mannschaft punktgleich auf Augenhöhe. „Sollten wir verlieren, würde es bei sechs Punkten Rückstand schwierig werden“, sagt Bemerl. Ins offene Messer möchte er dort mit seiner angriffslustigen Mannschaft nicht rennen.