Zum ersten Mal überhaupt startete Amelie Dornberger kürzlich im deutschen Triathlon-Mekka in Roth auf der langen Strecke im Triathlon. Mit Erfolg, die 29-Jährige aus dem Prichsenstädter Stadtteil Altenschönbach wurde mit ihrer Zeit von neun Stunden, 37 Minuten und 51 Sekunden Erste in ihrer Altersklasse W 25. Hinter ihr lagen im Ziel 3,8 Kilometer Schwimmen, 170 Kilometer Radfahren und 42,1 Kilometer Laufen.
Im Gesamtklassement erreichte die Sportlerin einen respektablen 19. Platz bei den Frauen. Von der Zeit her hätte sie auch die Qualifikation für den Ironman in Hawaii in der Tasche. Für Amelie Dornberger ist das aber nicht nur finanziell nicht machbar. Umso beachtlicher ist die Leistung, wenn man bedenkt, dass in Roth einige Athletinnen am Start waren, die den Sport professionell betreiben. Die Altenschönbacherin dagegen arbeitet Vollzeit als Physiotherapeutin, Triathlon ist ihr Hobby.
Ein Paar mit einem gemeinsamen Hobby
Dieses Hobby hat sie gemeinsam mit ihrem Freund Florian Staudt. Der aus Obervolkach stammende war auch erstmals in Roth im Rennen der Männer mit dabei. Er erreichte das Ziel 8.48,11 Stunden, was für ihn Platz 61 im Gesamtklassement bedeutete. Staudt ist bereits seit zehn Jahren Triathlet, auf der langen Distanz hatte sich der Polizeibeamte zuvor allerdings noch nicht versucht.
Der Sport, das Training, das zuvor zwei Jahre lang den Tagesablauf der beiden prägte, rückt für das Paar in den Tagen danach erst einmal in den Hintergrund. Sie sind gerade dabei, sich in Amelies Dornbergers Heimat, dem 360-Einwohner-Dorf Altenschönbach, gemeinsam ein Haus zu bauen. "Der Rohbau steht so gut wie. Ich bin froh, dass wir dafür jetzt Zeit haben", sagt Amelie Dornberger.
Mehr als zwei Jahre hatten Amelie Dornberger und Florian Staudt für ihr Ziel Roth trainiert. "Als wir dort 2019 zum Zuschauen waren, hat uns das fasziniert. Wir haben uns gleich danach dort angemeldet", schilderte es die junge Sportlerin. Dass es wegen Corona mehr als zwei Jahre dauern sollte, bis es endlich klappte, machte das Ganze schwierig. Wegen des Hausbaus, nicht so sehr wegen des Trainings.
Für beide gehörte Sport schon von klein auf dazu. Amelies Vater Bernd, selbst ein erfolgreicher Läufer und auch gut auf dem Rennrad unterwegs, begeisterte die Tochter früh für beides. 2017 gingen beide beim Triathlon in Kitzingen an den Start, dabei leckte sie Blut.
Vom Kampf- zum Ausdauersport
Florian Staudt kam als Kind über Fußball zum Kampf- und Kraftsport, irgendwann las er von einem Triathlon in Arnstein und meldete sich einfach mal an. Mittlerweile geht er nicht nur seit 2011 für die TG Schweinfurt in der Zweiten Bundesliga im Triathlon an den Start. Den Sport machte er sich zum Beruf, Staudt ist für die Ausbildung künftiger Polizisten in der Selbstverteidigung zuständig. Dazu gibt er auch privat Kurse.
Kennengelernt hat sich das Paar, wie könnte es anders sein, beim Sport, vor knapp drei Jahren. Die Leidenschaft dafür verbinde einfach. Es sei schon ein Vorteil, wenn man da gleich ticke. "Wenn wir Urlaub haben, fahren wir Alpenpässe mit dem Rad hoch, jeden Tag einen. Eine Woche einfach nur am Strand liegen, das könnte ich nicht", sagt Amelie Dornberger und schmunzelt.
Zur Vorbereitung auf Roth holten sich beide Rat bei Helga Schartel, einer befreundeten Trainerin. Sie erstellte die Trainingspläne, gab Tipps zur Ernährung. Das Wichtigste dabei sei die Disziplin gewesen. Arbeiten, trainieren, schlafen, so sah der Tagesrhythmus der beiden häufig aus. Ab und zu fand die erste Einheit auch mal früh um fünf Uhr vor der Arbeit statt. Gutes Zeitmanagement sei sehr wichtig, dazu gehöre auch das Vorkochen für den nächsten Tag, so Florian Staudt.
Ihre 20 Stunden Training pro Woche zogen beide durch, oft auch getrennt. Nur Schwimmen wurde schwierig in Corina-Zeiten, weil die Schwimmbäder zu hatten. Mit Trockentraining oder auch mal bei zwölf Grad Wassertemperatur in den Baggersee behalfen sich beide. "Unser Schlüssel war die Kontinuität. Wichtig war auch die Trainerin, wir haben ihren Plan abgearbeitet", berichten beide.
Ohne Startnummer aufs Fahrrad
Der Wettkampf in Roth lief nicht ohne Probleme. Bei Amelie Dornberger ging die Startnummer beim Radfahren kaputt, die Helfer versuchten beim Wechsel, sie zu flicken. Das dauerte, sie lief erst mal ohne die Nummer los. "Ich dachte erst, ich werde disqualifiziert. Dann brachte einer der Helfer die geflickte Nummer unterwegs", erzählte sie. Florian Staudt musste sich beim Marathon mit richtig schweren Beinen irgendwie ins Ziel kämpfen.
Ihre Höhen und Tiefen hatten beide im Wettkampf im Ziel war alles vergessen. Das Gefühl beim Erreichen sei unglaublich, das könne man nicht beschreiben, sagten beide. "Wenn du das geschafft hast, dann weißt du, du kannst alles im Leben erreichen. Grenzen existieren nur im Kopf", beschreibt Florian Staudt, was ihn der Triathlon gelehrt hat. Ob diese Erkenntnis nun auch auf den Hausbau zutrifft?