Drei Weltcup-Stationen liegen bereits hinter den deutschen Slalomkanuten und -kanutinnen, mit den Europameisterschaften am Wochenende erreicht die Saison aber nun ihren ersten Höhepunkt. Denn in Krakau werden von Donnerstag bis Sonntag nicht nur die wichtigen EM-Titel im Kajak Einer, Canadier Einer und Kayak Cross ausgefahren, sondern für die Delegation des Deutschen Kanu Verbands (DKV) geht es um eine erste Standortbestimmung für die WM im Herbst in London und die Olympischen Spiele im Juli 2024 in Paris. Entsprechend ambitioniert sind die drei gebürtigen Augsburger im Team: Elena Lilik und Sideris Tasiadis von Kanu SchwabenAugsburg sowie Hannes Aigner vom Augsburger Kajak Verein.
Eine schöne Zugabe in diesem Jahr: Die Kanuslalom-EM ist erstmals eingebettet in die European Games, die die Wettkämpfe in 29 Sportarten vereinen. Dafür bevölkern derzeit 7000 Athletinnen und Athleten aus 49 Nationen die zweitgrößte polnische Stadt. Bereits am vergangenen Donnerstag sind die deutschen Kanutinnen und Kanuten angereist, um sich einzuleben und auf der Wettkampfstrecke zu trainieren. Am Montag folgte der Umzug ins Athleten-Dorf.
European Games 2023: Kanute Hannes Aigner leidet unter einer Bauchmuskelzerrung
Ein Umstand, der Canadier-Weltmeister Sideris Tasiadis ein bisschen an das Flair Olympischer Spiele erinnert - in etwas kleinerem Stil. "Ich freue mich sehr darüber. Wir sind jetzt akkreditiert und eingezogen und haben unsere Deutschland-Einkleidung bekommen. Das ist alles ein wenig ähnlich." Zeit für die anderen Wettkämpfe in der Stadt aber werden die Slalomkanuten nicht haben, am Donnerstag stehen für sie bereits die ersten Medaillenentscheidungen in der Mannschaft an.
Ob AKV-Kanute Hannes Aigner dran teilnehmen kann, steht derzeit noch nicht fest. "Seit dem Weltcup in Prag habe ich mit einer Zerrung an den Bauchmuskeln zu kämpfen", berichtete er während der Vorbereitung in Krakau. "Das war bei den Weltcups in Prag und Tacen nicht weiter dramatisch und hat mich nicht daran gehindert, eine einigermaßen gute Leistungen einzufahren. Hier musste ich am Donnerstag aber das Training abbrechen." Bis Montag konnte er aufgrund der Schmerzen nicht mehr trainieren, begab sich stattdessen in ärztliche Behandlung. "Ich hoffe, dass ich es noch schaffe, allerdings sind die Erwartungen an den Wettkampf nun etwas gedämpft. Die Hoffnung ist natürlich da, dass ich an den Start gehen kann. Aber momentan steht das noch in den Sternen", so Aigner.
C1-Weltmeister Sideris Tasiadis aus Augsburg legt Fokus voll auf die EM
Der Rest des DKV-Teams konnte sich hingegen schon mit dem EM-Kurs anfreunden. Auch Sideris Tasiadis war mit den Trainingsläufen zufrieden: "Hier und da hat sich die Strecke geändert, seit ich 2018 das letzte Mal da war. Aber mittlerweile ist das Gefühl für den Rhythmus da", berichtet er. Als amtierender Weltmeister im Canadier Einer geht er als einer der Favoriten an den Start. Den Weltcup auf seiner Heimstrecke am Augsburger Eiskanal hat Tasiadis in diesem Jahr gewonnen, in Prag verpasste er das Finale und die dritte Station in Tacen, Slowenien, ließ er bewusst aus, um sich stattdessen mit einer weiteren Trainingswoche voll auf Krakau zu konzentrieren. "Ich wollte den Fokus mehr auf die EM legen und mit einem freien Kopf anreisen, um heiß darauf zu sein, diesen Wettkampf zu fahren", sagt er. Schließlich können die EM-Ergebnisse später noch bei der Olympia-Quotenplatz-Vergabe wichtig sein. Falls die Deutschen sich nicht alle Plätze bei der Weltmeisterschaft in London Ende September sichern sollten, würden dann die Ergebnisse der European Games herangezogen werden.
Alle drei Weltcups hat hingegen seine Vereinskameradin Elena Lilik in Vorbereitung auf die Titelkämpfe bestritten - mit großem Erfolg. Die Doppelstarterin ist mit zwei Weltcupsiegen im Rücken - im K1 in Augsburg und im C1 in Tacen - angekommen und gehört mit zu den Sieganwärterinnen in den Frauendiszplinen. Die 24-Jährige selbst macht sich dadurch allerdings keinen Druck. "Ich glaube, man hat mich vielleicht hier und da mehr auf dem Schirm als in den letzten Jahren. Aber da ich ja noch recht jung bin, ist die Favoritenrolle nicht so vorherrschend. Ich habe diese nie angenommen und von daher ist das für mich kein Thema", bemüht sich Lilik, das Drumherum auszublenden.
2020 hat sie die Strecke in Krakau noch bei der U23-Europameisterschaft gepaddelt, jetzt gilt es, den Kurs gegen die internationale Elite möglichst perfekt zu befahren. "Die Strecke ist physisch sehr anstrengend. Sie ist sehr gradlinig, hat keine Kurven wie in Augsburg und auch keinen Rundlauf wie in Markkleeberg. Die Walzen haben sich im Vergleich zu früher ein bisschen verändert. Und man kann da definitiv sehr schwierige Kombinationen reinhängen", erwartet Elena Lilik extrem anspruchsvolle EM-Kurse.
Der Zeitplan der European Games 2023:
- Donnerstag, 29. Nov. Juni: 14.35 Uhr Medaillenentscheidung K1 Männer und Frauen Teams
- Freitag, 30. Juni: 13.30 Uhr Medaillenentscheidung C1 Männer und Frauen Teams
- Samstag, 1. Juli: 13.30 Uhr Finale K1 Männer und Frauen
- Sonntag, 2. Juli: 11.15 Uhr Finale C1 Männer und Frauen, 16 Uhr Finale Kayak Cross Männer und Frauen