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Augsburg
Jetzt kann Weltmeister Tasiadis seinen Titel verteidigen
Der Augsburger Sideris Tasiadis hat die deutsche Qualifikation im Kanuslalom erfolgreich absolviert. Nun richtet sich sein Blick nicht nur auf die WM in London.
Andrea Bogenreuther
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:12 Uhr

Großer Paddelerfolg für die Local Heros aus Augsburg: Die Slalomkanuten Noah Hegge, Elena Lilik, Sideris Tasiadis und Hannes Aigner sowie die Wahl-Augsburger Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach), Jasmin Schornberg und Stefan Hengst (beide KR Hamm) qualifizierten sich mit eindrucksvollen Rennen auf ihrer Heimstrecke am Eiskanal für einen Platz in den Teams des Deutschen Kanu Verbands (DKV). Dank ihrer Leistungen bei der Qualifikation in Markkleeberg und Augsburg werden sie alle bei den großen Wettkämpfen wie der WM in London, den European Games in Krakau und den Weltcups um Medaillen kämpfen, aber auch schon um die Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2024 in Paris.

Einer mit besten Chancen darauf ist Canadier-Weltmeister Sideris Tasiadis von Kanu Schwaben Augsburg. Der 33-Jährige hatte mit zwei Siegen in Markkleeberg einen blitzsauberen Einstieg in die Qualifikation geschafft, auf seiner Heimstrecke landete er nach einer etwas riskant gewählten Linie im ersten Finalrennen auf Rang vier. Dennoch reichte es für den abgeklärten Routinier da bereits zum vorzeitigen Einzug ins deutsche Canadier-Trio. Am Sonntag legte er noch einen dritten Platz nach. 

Sideris Tasiadis peilt in Paris seine vierte Olympiateilnahme an

So zog Tasiadis zufrieden Bilanz: "Die Qualifikation war der erste Schritt zu den Olympischen Spielen im nächsten Jahr. Bei der Weltmeisterschaft in London können wir den Quotenplatz für Olympia herausfahren. Und man kann die ersten Pluspunkte sammeln. Wenn man bei der WM unter die ersten Sechs kommt, wird man damit belohnt, das finde ich ganz gut", sagte Tasiadis, der alles auf seine vierte Olympia-Teilnahme ausgerichtet hat und deshalb entspannt einen Haken unter das gelungene Pflichtprogramm Nationale Qualifikation setzte. 

Schwaben-Kanutin Elena Lilik macht es im Canadier spannend

Etwas nervenaufreibender verliefen die Tage für seine Vereinskollegin von Kanu SchwabenAugsburg, die Doppelstarterin Elena Lilik. Während ihre Kajak-Qualifikation frühzeitig fix war, machte sie es im Canadier Einer trotz zweier Siege in Markkleeberg spannend. Am ersten Renntag am Eiskanal brummten ihr die Richter für ein scheinbar nicht korrekt gefahrenes Tor eine 50-Sekunden-Strafe auf und sie verpasste das Finale. Mit leichtem Groll im Bauch, aber höchster Konzentration ging die 24-Jährige am nächsten Tag in das alles entscheidende Rennen - und fuhr im Finale souverän mit 5.50 Sekunden Vorsprung zu ihrem dritten C1-Sieg.

Überglücklich sprang sie danach ihrem Ehemann Leon in die Arme und klatschte strahlend ihren Vater, den Kajak-Bundestrainer Thomas Apel, ab. "Am Morgen war ich schon sehr aufgeregt und mir war schlecht, weil ich wusste, es zählt noch mal. Aber ich bin sehr glücklich, wie ich das noch mal so runtergefahren habe", sagte Lilik, die gestand, dass sie das Heimwochenende emotional und mental doch sehr mitgenommen hatte.

Kraft dafür, die schwierige Situation im Canadier noch so gut zu lösen, gab ihr der Fakt, dass sie in der zweiten Bootsklasse, dem Kajak Einer, ebenso vorzeitig qualifiziert war wie ihre Teamkollegin Ricarda Funk, die amtierende Weltmeisterin und Olympiasiegerin vom KRV Bad Kreuznach. Die beiden Top-Athletinnen dominierten die K1-Qualifikation mit ersten und zweiten Plätzen derart, dass sie am Sonntag nicht mehr zittern mussten, auch wenn Lilik da ein weiterer Sieg und Funk ein weiterer zweiter Platz gelang. Entsprechend zufrieden war die erkältete Funk mit den Ergebnissen. "Ich bin happy, dass die Quali geschafft ist und ich sie mit einem Null-Fehler-Lauf abschließen konnte. Das Gefühl versuche ich mitzunehmen", sagte die vom Husten gebeutelte Athletin, für die "jetzt erst einmal ein bisschen Ruhe angesagt" ist, damit sie sich auskurieren kann. Den dritten Platz im K1 der Frauen sicherte sich wie im vergangenen Jahr die Weltmeisterin von 2009, Jasmin Schornberg vom KR Hamm. 

Kajakspezialist Noah Hegge gelingt mit starken Läufen die vorzeitige Qualifikation

Im Kajak Einer der Männer war Noah Hegge von Kanu SchwabenAugsburg das Maß aller Dinge. Er zeigte an allen vier Wettkampftagen so überzeugende und konstante Leistungen, dass er sich ebenfalls vorzeitig qualifizierte. Seinen zwei zweiten und einem ersten Platz fügte er im letzten Rennen trotzdem noch einen Sieg hinzu, womit er im zweiten Jahr im Nationalteam der Leistungsklasse das Boot Nummer eins stellt. "Auf alles, was jetzt kommt, kann man sich nun in Ruhe vorbereiten", sagt er mit Blick auf die anstehenden internationalen Auftritte. "Es war immer mein Ziel, national Bester zu werden und mich in jedem Training zu verbessern."

Hart umkämpft waren die Rangierung hinter ihm. Letztendlich qualifizierten sich mit dem Augsburger Hannes Aigner und dem Hammer Stefan Hengst die bisherigen Nationalfahrer. Auch wenn Aigner bis dahin kräftig zittern musste. Nach den enttäuschenden Rängen vier und sechs in Markkleeberg fand er erst am Eiskanal wieder zu seiner Form, legte zwei zweite Plätze nach und rutschte so noch ins Nationalteam. Mit dem hauchdünnen Vorsprung von einem Punkt vor Samuel Hegge (Kanu SchwabenAugsburg), dem Bruder von Noah Hegge. Da einem Protest der Schwaben wegen einer möglichen Torstabberührung von Aigner nicht stattgegeben wurde, hatte der nach weiteren bangen Minuten des Wartens seine Qualifikation und sein WM-Ticket endgültig in der Tasche. 

Nach langem Zittern gibt es ein Happy End für AKV-Kanute Hannes Aigner

"Es war wirklich schwierig, im vierten Rennen immer noch die Spannung hochzuhalten und nicht den Kopf in den Sand zu stecken", räumte Aigner ein, dass er sich nach dem verpatzten Auftakt in einer schwierigen Situation befunden hatte. "Am Ende ist man im Wasser auf sich allein gestellt, da kann der Support von außen noch so gut sein. Ich musste mich darauf verlassen, dass ich die Fähigkeiten habe, den Lauf runterzufahren. Das hat heute zum Glück noch ganz knapp gereicht. Jetzt ist es für mich erst einmal zu einem Happy End gekommen", war der zweifache Familienvater sichtlich erleichtert. 

Aufgrund von gesundheitlichen Rückschlägen hatte der erfahrene Kanute zwei Trainingslager verpasst und konnte auch danach nicht wie gewünscht trainieren. Die Folgen erlebte er in Markkleeberg, weshalb der Druck für den K1-Weltmeister von 2018 und zweifachen Olympiamedaillengewinner in Augsburg entsprechend groß war. "Aber ich kann auch unter Druck noch meine Leistung abrufen", hob Aigner seine mentale Stärke hervor. Beste Voraussetzungen also für die großen Aufgaben, die in dieser Saison auf die Kanuslalom-Elite warten. 

Die Nationalteams im Überblick:

  • Kajak Einer Männer:Noah Hegge (Kanu SchwabenAugsburg), Stefan Hengst (KR Hamm), Hannes Aigner (Augsburger Kajak Verein)

    Kajak Einer Frauen: Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach), Elena Lilik (Kanu SchwabenAugsburg), Jasmin Schornberg (KR Hamm)

    Canadier Einer Männer:Sideris Tasiadis (Kanu SchwabenAugsburg), Franz Anton (KC Leipzig), Timo Trummer (KC Zeitz)

    Canadier Einer Frauen:Elena Lilik (Kanu SchwabenAugsburg), Andrea Herzog (KC Leipzig), Nele Bayn (KC Leipzig)

Zeitplan Deutsche Meisterschaft Kayak Cross am Montag, 1. Mai: 9 Uhr Time-Trials, 11 Uhr Halbfinale, 11.20 Uhr Viertelfinale, 12.15 Halbfinale, 12.50 Uhr Finale 

Hören Sie sich dazu auch den Podcast mit Spitzen-Kanutin Ricarda Funk über die Kanuslalom-WM in Augsburg an:

 
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