Jens Keller macht den Fans des 1. FC Nürnberg Hoffnungen auf ein besseres Jahr, als es das letzte war. "Die Mannschaft hat verinnerlicht, wie ich mir vorstelle, dass wir Fußball spielen. Ich sehe uns auf einem sehr, sehr guten Weg", sagte der Trainer des Tabellen-16. der 2. Bundesliga vor dem Auftritt am Donnerstag (20.30 Uhr) beim Hamburger SV. Einschränkungen machte Keller, der im November Nachfolger des beurlaubten Damir Canadi geworden war, allerdings auch. "Wir spielen bei einem der Topfavoriten. Es kann passieren, dass das Ergebnis nicht so ausfällt wie gewünscht. Aber ich glaube nicht, dass die Mannschaft wegbrechen wird", sagte der 49-Jährige.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum FCN nach der Winterpause:
Er sollte es, denn ein Abstieg mit diesem Kader wäre unverzeihlich. "Das Leben ist kein FC Bayern. Das Leben ist eher wie der Club", sinnierte Thomas Grethlein, der Aufsichtsratsvorsitzende, beim Neujahrsempfang des Vereins. 2019 sei alles andere als ruhmreich gewesen, "aber wir werden uns bald aus unserer Situation befreien". Noch steht der Club auf dem Abstiegsrelegationsplatz, nur zwei Punkte vor dem Vorletzten Wiesbaden-Wehen. Aber Rang elf ist auch nur zwei Zähler entfernt.
Beim FC Arsenal hatte er so gut wie nie gespielt, aber in der Nürnberger Innenverteidigung scheint der junge Grieche Konstantinos Mavropanos (22) gleich erste Wahl zu werden. Der Leihspieler, Typ resoluter Abräumer, dürfte nach den Eindrücken der Vorbereitung neben Georg Margreitter gesetzt sein. Der Däne Asger Sörensen und Lukas Mühl müssten dann zusehen. Der zweite Neuzugang Philipp Heise, der von Norwich City ausgeliehen wurde, startete gleich mit Oberschenkelproblemen und braucht noch Zeit. Nach Hamburg wird der 28-Jährige nicht mitreisen.
Es gibt weiter keine Idealbesetzung für die Sechser-Position. Johannes Geis ist weiter vorne im Mittelfeld besser aufgehoben, Kapitän Hanno Behrens wird für den Spielaufbau gebraucht. Möglicherweise kriegt Fabian Nürnberger, der eigentlich Linksverteidiger ist, nach gelungenen Testspielen beim Start in Hamburg den Job vor der Abwehr. "Er hat es sehr, sehr gut gemacht", lobt Trainer Keller die Vorbereitung des 20-Jährigen. Besonders motiviert wäre Nürnberger, wurde er doch beim HSV ausgebildet. Die Transferliste schließt am Freitag, vielleicht findet sich doch noch ein geeigneter Neuzugang, der aber für Hamburg und das Heimspiel am Sonntag gegen Sandhausen noch kein Thema wäre.
Christian Mathenia ist zurück. Vier Monate nach seinem Kniescheibenbruch soll er gegen seinen Ex-Verein HSV wieder zum Rückhalt werden. Der Österreicher Andreas Lukse ist nach seinem Muskelfaserriss ebenfalls wieder einsatzfähig und sitzt auf der Bank. Insofern ist es verkraftbar, dass sich die skurrile Verletzungsserie der Nürnberger Torhüter im Trainingslager fortsetzte. Felix Dornebusch zog sich einen Innenbandanriss im Ellenbogen zu. Für ihn persönlich ist das bitter, weil der nachverpflichtete Schlussmann sogar als Anwärter auf die Nummer 1 anstelle von Mathenia galt.
Der Portugiese Iuri Medeiros hat noch Trainingsrückstand, Enrico Valentini muss nach seinem Innenbandriss am Knie noch passen.
Von seinen 130 Pflichtspielen, meist im defensiven Mittelfeld, hat er auch gute gemacht. Aber das Phlegma, das man ihm immer nachsagte, schien zuletzt wieder größer geworden zu sein. Nun hat der dienstälteste Nürnberger Profi den Club verlassen. Ondrej Petrak, seit 2014 beim FCN, hat sich an den Liga-Konkurrenten Dynamo Dresden ausleihen lassen. Alexander Fuchs, der gar keine Rolle mehr spielte, hat sich Drittligist Spvgg Unterhaching angeschlossen.
Immerhin lassen sie darauf hoffen, dass der Club 2020 im Abschluss erfolgreicher wird als im letzten Jahr. Der Schweizer Mittelstürmer Michael Frey und Robin Hack, der herausragende Spieler der Vorrunde, sind im Angriff gesetzt. Aber auch Fabian Schleusener, Felix Lohkemper und Adam Zrelak nach seinem Kreuzbandriss scheinen gut in Fahrt zu sein. Und wenn es um die Verwertung von Standards geht, dann könnte Kapitän Hanno Behrens wieder mehr in den Vordergrund rücken.
Nach der unrühmlichen 0:4-Heimpleite im Hinspiel legte der Club wegen der Zweifel an der Identität von HSV-Angreifer Bakery Jatta Protest gegen die Wertung ein. Das nahmen dem FCN nicht nur die Hamburger übel. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass am Donnerstag die Bude brennt“, sagte HSV-Sportvorstand Jonas Boldt. „Ich glaube, dass wir mit dem Gegner noch eine Rechnung offen haben.“
Zufrieden mit der Vorrunde waren die Hamburger nicht. Sie standen über die Winterpause zwar auf dem zweiten Aufstiegsplatz, aber der bestens besetzte Kader und der erfahrene Trainer Dieter Hecking hätte eigentlich für eine überlegenere Rolle sorgen sollen. Nun wurde nochmals aufgerüstet. Der finnische Stürmer Joel Pohjanpalo, eine Leihgabe von Bayer Leverkusen, und Mittelfeld-Antreiber Louis Schaub, der vom 1. FC Köln kam, dürften gegen den Club gleich auflaufen. Im Volksparkstadion ist der HSV eine Macht: sechs der acht Heimspiele bisher wurden gewonnen.