In Augsburg sind Sie fast nur als Trainer der Haunstetter Drittliga-Frauen bekannt. Doch Sie haben auch selbst Handball gespielt. Wie verlief die aktive Karriere?
Vornehm: Ich habe erst mit 14 Jahren als B-Jugendlicher in Königsbrunn mit dem Handballspielen angefangen. Heutzutage hätte man in diesem Alter gar keine Chance mehr. Aber ich konnte gut werfen, zum Beispiel Schneebälle an der Bushaltestelle. Dann hat mich bei einem Turnier in Günzburg der rumänische Weltmeister Hans Moser entdeckt und mich zum FCA in die Bayernliga geholt, die damals zweithöchste Liga. Doch als ich dorthin kam, wurde der als Trainer entlassen. Deshalb habe ich dann mit dem TSV Göggingen in der Landesliga gespielt und mit dem TSV Friedberg den Aufstieg in die Bayernliga und dann in die Regionalliga geschafft. Für uns war das super gut, für mich persönlich war es dann aber schon meine sportliche Grenze.
Bis heute betreiben Sie eine Physiotherapie-Praxis auf dem Gelände des TSV Haunstetten. Der Trainer und Abteilungsleiter sorgte sich also zusätzlich noch um die Pflege seiner Handballerinnen und Handballer. Wie kamen Sie zu diesem Beruf?
Vornehm: Ich hatte in meiner aktiven Zeit eine Knieverletzung erlitten und musste zur Krankengymnastik. Nach fünf Minuten Beugen und Strecken dachte ich mir, das kann ich besser. So habe ich mich an der Fachschule in Neu-Ulm beworben und bin Krankengymnast geworden. Damals haben das fast nur Frauen gemacht, ich war einer von fünf Männern in einer Klasse von 35 Schülern.
Schon damals ging es also los, dass Sie sich im Frauenkreis recht wohlgefühlt haben?
Vornehm: (lacht) Ja, nicht nur im Beruf, ich habe komischerweise auch 90 Prozent meiner Trainertätigkeit mit Frauen verbracht. Ich kann aber wirklich nicht sagen, warum.
Aber sie haben dafür gesorgt, dass beim Neubau der Haunstetter Sporthalle in den 80er-Jahren dann auch gleich Ihre Praxis mit eingeplant wurde?
Vornehm: Ja, ich habe dem damaligen Vereinschef Albert Loderer gesagt, dass das doch eine super Idee wäre. Und seitdem ist es mit dem Verein und der Abteilung ja auch bergauf gegangen. Zumal ich immer vor Ort war und so die Trainingszeiten gut koordinieren konnte. Die Abteilung hatte Anfang der 80er-Jahre vielleicht rund 30 Mitglieder, jetzt sind wir bei über 500. Seit fast 20 Jahren können wir sogar auch alle Altersklassen der Jugendmannschaften besetzen.
Wie kamen sie dann zu Ihrer ersten Frauen-Handballmannschaft als Trainer?
Vornehm: Ich war 20 Jahre alt und die Haunstetter Frauen, die damals alle um die 30 Jahre alt waren, fanden keinen Trainer. Doch die Trainingseinstellung der Frauen war einwandfrei, sie haben alles gemacht, was ich ihnen gesagt habe. Das hat mich sehr überrascht. Sie haben von Anfang an Respekt vor mir gehabt – obwohl ich damals ja nicht einmal einen Übungsleiterschein hatte. Eine von diesen Spielerinnen wird dieses Jahr 80! Das war meine erste Mannschaft. Dann habe ich irgendwann die Jugendmannschaft übernommen und bin mit dieser bis ins süddeutsche Endspiel gekommen. Und schließlich noch in die Bayernliga aufgestiegen
Wie hat sich der Handballsport denn aus Ihrer Sicht über die Jahre geändert?
Vornehm : Durch einige Regeländerungen ist der Sport viel, viel schneller geworden. Das ist nicht immer gut, denn manchmal geht dadurch komplett die Taktik verloren. Dann rennen alle, egal, wie es steht, volle Kanone blind nach vorn. Zudem ist das Spiel viel körperlicher geworden und gefährlicher, weil es eben schneller ist. Deswegen müssen die Spielerinnen heute sehr viel mehr Wert auf Athletik legen. Früher hat man auch mal einen Rempler bekommen, aber dann hat man sich geschüttelt und ist wieder aufgestanden. Bei der Geschwindigkeit heute sind die Verletzungen gleich viel schlimmer. Man sieht leider immer weniger, dass nach System gespielt wird, wie ich das von meinen Mannschaften immer verlangt habe.
Haben sich auch die Spielerinnen im Laufe der Zeit verändert?
Vornehm: Das ist wie überall. Den Menschen sind heute andere Dinge wichtiger als früher. Wir spielen jetzt in der 3. Liga mit Leistungsanspruch, da gibt es schon die Pflicht, immer da zu sein. Aber auch hier gibt es Situationen, die früher undenkbar waren. Etwa, dass man Ende August zwei Wochen vor Saisonbeginn noch Urlaub macht. Oder dass man an einem spielfreien Wochenende einfach wegfährt und nicht trainiert. Diese Mentalität ist schon ein Problem für mich, denn ich will mich darüber nicht mehr aufregen. Ich will mich eigentlich überhaupt nicht mehr aufregen.
Deswegen haben Sie sich auch entschlossen aufzuhören. Wie war der Abschied für Sie?
Vornehm: Bei meiner Verabschiedung waren gefühlt von jeder meiner ehemaligen Mannschaften mindestens zwei Spielerinnen da, die Spalier gestanden sind. Das waren wirklich viele und alle hatten eine Geschichte über mich zu erzählen. Da sind auch langjährige Freundschaften entstanden. Das hat sich durch alle Generationen gezogen. Ich war dann emotional schon ein wenig im Tunnel, weil ich einfach überwältigt war. Denn ich bin ja eigentlich gar kein Fan davon, im Mittelpunkt zu stehen.
Sie wollen sich auch noch aus der Abteilungsleitung der Haunstetter Handballabteilung zurückziehen. Wie soll das erfolgen?
Vornehm: Bis im Jahr 2000 habe ich in der Abteilung eigentlich alles alleine gemacht. In den vergangenen 20 Jahren haben wir es dann ganz gut geschafft, die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Das ist jetzt noch wichtiger, wenn ich die Leitung abgebe. Denn ich will, dass die Jungen schneller reinkommen. Schon bei der nächsten Versammlung soll das über die Bühne gehen. Denn ich will einfach nicht mehr in vorderster Front stehen und die Entscheidungen treffen. Außerdem muss, wie überall, rechtzeitig ein Generationswechsel erfolgen. Und das ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt.