Neun Jahre Erfahrung bei Japans Topliga-Club Toray Arrows und ein Jahr als Libero für die japanische Nationalmannschaft, in Japan gerne als "Drachengötter" bezeichnet - das könnten durchaus gute Grundlagen für die Volleyball-Bundesliga sein. Shunsuke Watanabe ist Volleyballer und seit Donnerstag Teil des Bundesligisten Heitec Volleys Eltmann. Bei seinem neuen Team hatte er schnell seinen Spitznamen weg: „Shuni“ verpassten ihm die Eltmanner, in Anlehnung an den auch in Asien hochgeschätzten deutschen Rennfahrer aus Kerpen.
„Mit Shuni haben wir einen Libero mit sehr viel Erfahrung verpflichten können, er war Meister in Japan und hat mit den ,Drachengöttern' die World League 2016 gespielt. Was wir schon in den ersten Trainings gesehen haben, ist, dass er unser Spiel noch mehr stabilisiert, er hat eine sehr gute Annahme, sein Stellungsspiel und seine Abwehrreflexe sind beeindruckend“, freut sich Eltmanns Trainer Marco Donat auf seien Neuzugang, der, so Donat, als Libero-Trainer sein Wissen und Können mit Tobias Werner teilen werde.
Jonas Sagstetter wieder auf Außen
Ein weiterer, positiver Aspekt für Donat: „Unser Interims-Libero Jonas Sagstetter rutscht wieder auf seine Stammposition auf Außen, das gibt mir eine Wechseloption mehr und macht uns wieder ein Stück unberechenbarer.“
Dass die Verpflichtung des Japaners, Anreise, Transfer und Spielbefähigung für die Erste Liga in nur sieben Tagen über die Bühne gingen, war für Manohar Faupel, in Eltmann als Manager für den Spielbetrieb verantwortlich, ein Glücksfall: „Mit unserem Spieleragenten Nisse Huttunen hatten wir schnell den richtigen Spieler identifiziert, denn Shuni wollte unbedingt nach Europa und sich auch dort beweisen. Shuni saß dann direkt im Flieger, parallel haben wir schon mal die Ausländerbehörde und die Agentur für Arbeit warmlaufen lassen.“
Fabian Sagstetter verlässt Eltmann
Gleichzeitig mit der Verpflichtung von Shunsuke Watanabe gehen die Heitec Volleys und Fabian Sagstetter aus Schweinfurt ab sofort getrennte Wege. Beide Seiten betonen hierbei die Einvernehmlichkeit der Vertragsauflösung, wobei Manohar Faupel diesen Schritt sehr bedauert: „Fabian Sagstetter wurde in diesem Sommer verpflichtet, da man der Meinung war, den Quereinsteiger aus dem Faustball an das Erstliga-Niveau heranführen zu können. Diese Einschätzung hat sich in zeitlicher Hinsicht als zu optimistisch herausgestellt. Die Entscheidung ist rein sportlich gefallen und ist menschlich umso bedauerlicher, da Fabian sehr gut zur Mannschaft passt, er ist ein großartiger Teamplayer.“
Auch Marco Donat bedauert diesen Schritt: „Fabian hat die Mannschaft bereichert und ist ein absoluter Top-Profi, sicherlich auch aufgrund seiner Erfahrungen als international anerkannter Faustballer und dreifacher Weltmeister.“ Aber: „Die ersten drei Spiele haben ganz klar gezeigt, dass uns auf der Libero-Position die notwendige Erfahrung fehlt. Wenn Du Dir anschaust, welche Abwehrspieler bei den anderen Teams unterwegs sind, dann waren wir da zu optimistisch,“ so Donat zur Entscheidung, auf der Libero-Position noch einmal nachzubessern.
Auch Sagstetter selbst hätte wohl gerne in Eltmann mehr erreicht: „Ich hätte mich gerne über mehr Einsatzzeiten weiter empfohlen“, so der Faustball-Weltmeister. Als Sportler könne er mit dieser Entscheidung natürlich nicht zufrieden sein. Dennoch wünsche er dem Team alles Gute für die restliche Saison, ließen die Eltmanner verlauten. Sagstetter selbst war gegenüber dieser Redaktion nicht sonderlich glücklich über sein „Aus“ in Eltmann. Die Entscheidung, nicht mehr als Libero eingesetzt zu werden, könne er nicht nachvollziehen. „Damit war ich überhaupt nicht zufrieden, das war sicherlich nicht einvernehmlich“, so Sagstetter. „Die Trennung vom Verein dann aber schon.“
Der Schweinfurter hat schon am Freitag wieder das Faustballtraining beim TV Oberndorf aufgenommen und wird aller Voraussicht nach schon am Wochenende wieder seiner Lieblings-Sportart nachgehen. Der TVO hatte laut Sagstetter auch schon eine Pressemitteilung verfasst, in der sein Comeback angekündigt werden sollte. Diese wurde aber wieder eingestampft, weil man den Eltmannern mit dem Gang an die Öffentlichkeit nicht zuvor kommen wollte. Sagstetter selbst ließ es allerdings offen, ob er in der Oberndorfer Ersten oder der Zweiten zum Einsatz kommen wird.
Am Sonntag geht es also mit leicht verändertem Personal nach Unterhaching. Marco Donat spielt dem bayrisch-österreichischen Alpen-Team die Favoritenrolle zu, denn seiner Meinung nach sei Haching klar unter die Top Vier einzuordnen. Dass die Gastgeber aber "Druck im Kessel" hätten, ist für Donat eindeutig, denn nach den beiden Niederlagen in der Hauptrunde gegen Berlin und Düren und dem bitteren Pokal-Aus müssten die Gastgeber am Wochenende wieder was Zählbares abliefern, um ihrem Anspruch gerecht zu werden.
Dennoch hat Eltmanns Trainer an seine Spieler eine klare Devise ausgegeben: „Wir sind top-motiviert und die Spiele gegen Berlin und Friedrichshafen haben gezeigt, dass wir auch gegen die Spitzenmannschaften mehr als nur mithalten können. Daher gibt es nur eines: wir fahren mit breiter Brust nach Unterhaching und spielen so befreit wie in Friedrichshafen auf."
Haching ist gewarnt
AlpenVolleys Trainer Stefan Chrtiansky könnte die japanische Blitzverpflichtung der Franken und die erneute Veränderung auf der Außenposition einige Sorgenfalten mehr besorgen, denn nach dem überraschenden 2:3-Aus in der ersten Pokalrunde gegen den TV Rottenburg erwartet er am Sonntag kein leichteres Spiel in der Bayernwerk-Arena in Unterhaching: „Ich hoffe, wir haben aus der Cup-Niederlage gelernt. Es kommen jetzt einige Spiele, in denen wir Pflichtsiege einfahren müssen und das am besten ohne Punkteverlust. Gegen die Heitec Volleys wird es aber auf jeden Fall kein Selbstläufer, Eltmann hat schon gegen Giesen mit 3:0 gewonnen, wir sind gewarnt.“ Auch freue er sich auf ein Wiedersehen mit Jonas Sagstetter: „Jonas hatte letzte Saison bei uns und auch diese Saison eine starke Konkurrenz auf seiner Position, aber er hat auf jeden Fall das Potenzial, ein guter Spieler zu werden.“