Von wegen Doppelpack oder Hattrick. Der einst legendäre 5er-Pack von Robert Lewandowski gegen den VfL Wolfsburg war gestern. Und sogar das tapfere Schneiderlein kann angesichts der Fußballereignisse vom Wochenende mit seinen sieben Fliegen neidvoll einpacken. In den nächsten Wochen wird nicht nur die lokale Sportwelt auf der Suche nach einem Superlativ sein, der das beschreibt, was knapp 100 Zuschauer in der Kreisklassenpartie zwischen dem SV Fatschenbrunn und dem TSV Knetzgau II als Augenzeugen und viele tausend weitere Fußballfans bestaunen durften.
Unglaubliche elf Tore erzielte der Fatschenbrunner Stürmer Julius Neundörfer, und dürfte damit in die Geschichte – zumindest in die des Landkreises Haßberge – eingehen. Hielt sich Neundörfer im ersten Abschnitt mit vier Treffern fast noch bescheiden zurück, knipste er in den zweiten 45 Minuten noch weitere sieben Mal, erzielte dabei noch zwei lupenreine Blitz-Hattricks von der 58. bis zur 61. sowie von der 83. bis zur 88. Spielminute. Viermal war Neundörfer mit dem Kopf erfolgreich, zwei Tore gelangen ihm mit links und fünf mit rechts.
„So etwas hab ich in der Art noch nie erlebt“, so Neundörfer im Interview am Tag nach der Partie noch völlig geplättet. „Ich kann mich zwar erinnern, dass ich gegen den FC Knetzgau mal sechs Tore gemacht hab, aber elf war natürlich echt Wahnsinn.“
Und dabei vergab er sogar noch ein bis zwei Möglichkeiten. „Es war unglaublich, aber irgendwie war ich ständig in aussichtsreicher Abschlussposition. Als ich dann merkte, dass wirklich alles an diesem Tag funktioniert, hab ich noch mehr Gas gegeben, denn ich hatte schon auch immer die Torjägerliste im Blick!“
Und in dieser hat er nach dieser Partie natürlich mit nunmehr 30 erzielten Treffern auch die Führung übernommen, zog locker an Martin Häußinger (27, Spfr. Unterhohenried), Felix Glöckner (25, SG Dampfach II/Obertheres) und Dinis Ribeiro (25, TSV Kirchaich) vorbei. Damit hat er jetzt schon häufiger getroffen als in der kompletten letzten Saison, als er am Ende mit 27 Toren Torschützenkönig der Kreisklasse 3 wurde. Das Toreschießen liegt dem 23-Jährigen also durchaus im Blut. Kein Wunder, dass er mit Alexander Meyer auch ein treffsicheres Vorbild hat.
Ein Lob an faire Gäste
Ein besonderes Lob möchte Neundörfer an dieser Stelle aber auch loswerden, und zwar für den Gegner aus Knetzgau, für die bei diesem Spielverlauf nicht immer selbstverständliche, faire Spielweise der Gäste: „Die haben bis zum Schluss auch wirklich fair gespielt, haben das Ergebnis dann irgendwann so akzeptiert. Es gab beiderseits absolut keine Nickligkeiten. Das muss echt hervorgehoben werden“, stellt das Fatschenbrunner Eigengewächs heraus.
Nach dem Abpfiff stand der Fatschenbrunner Stürmer natürlich überall im Mittelpunkt. „Viele sind auf mich zugekommen, haben mich beglückwünscht und gefragt, was da heute los war. Auch im Anschluss hab ich Whatsapp-Nachrichten und Anrufe erhalten, die mediale Aufmerksamkeit ist schon sehr groß“, so Neundörfer, bei dem auch am Tag nach dem geschichtsträchtigen Auftritt das Telefon nicht stillstand. Selbst die Bild-Zeitung hat den rekordverdächtigen Auftritt des jungen Steigerwälders aufgegriffen.
Bleibt zu hoffen, dass sich der sympathische Angreifer, nach dem ganzen Trubel bald wieder auf das Wesentliche konzentrieren kann – nämlich auf das Toreschießen für „seinen“ Klub, den SV Fatschenbrunn.
Ob der „Steigerwald-Bomber“ dabei künftig auf seine Trikotnummer Neun verzichtet und lieber die Elf trägt, wird sich zeigen.