Er ist so etwas wie das "Duracell-Häschen" des unterfränkischen Fußballs. Stefan Seufert läuft und läuft und läuft. Auch mit mittlerweile 41 Jahren steht der gebürtige Sander noch auf dem Fußballplatz. Ein Karriereende ist derweil nicht in Sicht. Als jüngste Errungenschaft verhalf er als Spielertrainer den Sportfreunden Steinbach aus den Niederrngen des Freizeitfußballs bis hoch in die Bezirksliga. Als Seufert 2014 erstmals das Trikot seiner Wahlheimat übergestreift hatte, war noch die A-Klasse der sportliche Alltag der Sportfreunde. Fünf Jahre und drei Aufstiege später ist Bezirksliga angesagt.
Dass es in der laufenden Saison, die durch Corona zur extralangen wird, nach einem direkten Wiederabstieg ausschaut, ist dem Erfolg der Vorjahre geschuldet, versucht Seufert zu erklären. "Wir hatten bisher viele gute Spiele. Schade, dass am Ende nur die Ergebnisse zählen", lobt er trotz nur 14 Punkten aus 22 Spielen. Der Mittelfeldspieler sieht die Sache entspannt. Panik kommt bei einem, der im Fußball irgendwie schon alles einmal miterlebt hat, nicht mehr auf. Ein mögliches Hintertürchen zum Verbleib in der Bezirksliga hat er auch schon entdeckt. Über den Ligapokal besteht die Mini-Chance einen Platz in der Bezirksliga-Saison 2021/22 zu ergattern. Wenn nicht, geht es eben runter und irgendwann wieder hoch. Mit Aufstiegen kennt sich der Spielertrainer schließlich aus.
Schon vor zwanzig Jahren feierte er mit dem 1. FC Sand einen wirklich bemerkenswerten, als der Verein damals sensationellen den Sprung in die noch viertklassige Bayernliga schaffte. Für Seufert damals der Startschuss einer schönen und ereignisreichen Laufbahn, in der er über acht Jahre ausschließlich vom Fußball leben konnte. Ein spannendes Profijahr erlebte er gleich als Jungspund beim SSV Jahn Regensburg in der Regionalliga-Spielzeit 2001/02. Sein fünf Jahre älterer Bruder Thorsten kickte bereits bei den Oberpfälzern in der Regionalliga. Über den Spielerberater seines Bruderherzens kam auch Stefan ins Visier des Jahn. Es wurde das einzige halbe Jahr, in dem das Brüderpaar im gleichen Team kickte. Vorerst muss man dabei sagen. Kürzlich liefen gleich zwei Duracell-Häschen mit dem Namen Seufert auf dem Steinbacher Trikot über das Spielfeld, als bei den Sportfreunden Not am Mann war. Thorstens Spielerpass liegt weiterhin in Steinbach, verrät Stefan vielsagend. "Aber der ist ja nochmal älter als ich", sagt er und lacht dabei.
Ein Wettstreit zwischen Brüdern, wer denn der Bessere sei, gab es im Hause Seufert nie. So erzählt es Stefan zumindest glaubhaft. Wenn doch, hätte Thorsten die Karte mit den über 20 Zweitliga-Einsätzen auf den Tisch knallen können. Ein ordentliches Ding. Stefan hätte dann aber die DFB-Pokal-Karte ausspielen können. Da hat der kleinere Bruder den Trumpf in der Hinterhand. Während Thorsten einmal, mit dem FC 05 im Jahr 1996 gegen Hansa Rostock (2:5), im Wettbewerb auflaufen durfte, war Stefan zweimal im Duell "David gegen Goliath" mit von der Partie. Immer im Team des "Davids". 2006 mit der SpVgg Bayreuth hieß der Gegner "nur" Zweitligist Kickers Offenbach (0:2). Drei Jahre später folgte dafür ein echtes Highlight. Eines, wovon am Familientisch der Seuferts auch noch in vielen Jahren gesprochen wird.
Stürmerfoul statt Strafstoß
Stefan, damals im Trikot der SpVgg Weiden, durfte 90 Minuten lang gegen Jürgen Klopps Borussia Dortmund auflaufen. "Eigentlich war dort alles für eine Blamage angerichtet", befand der heutige Liverpool-Coach seinerzeit nach Abpfiff. Die blieb allerdings aus. Der BVB gewann 3:1. Seuferts Weidener hielten allerdings prächtig mit. Für einen großen Aufreger sorgte Seufert im Verlauf der zweiten Hälfte, als er von BVB-Keeper Roman Weidenfeller elfmeterwürdig zu Fall gebracht wurde. Schiedsrichter Tobias Stieler entschied vor knapp 10 000 Zuschauern auf Stürmerfoul. Eine Entscheidung, die bei Seufert noch heute vehementes Kopfschütteln auslöst.
Von der strittigen Situation abgesehen aber dennoch für ganz viel Freudenstrahlen. Wie eigentlich immer, wenn der Steinbacher Dauerläufer über Fußball spricht. "Wir hatten ja nichts anderes", sagt er über die Beginne mit seinem Bruder auf dem Grün. Die schönsten Jahre erlebte er später bei der SpVgg Bayreuth. Da redet er gar nicht lange drumherum. Die "Oldschdod", mit der er sieben Jahre lang alle Höhen und Tiefen durchgemacht hat, hat sich tief in sein Fußballerherz eingebrannt. "Das war einzigartig. Die Fans standen bedingungslos hinter uns – auch in ganz schweren Zeiten", blickt er zurück.
Kein Ende in Sicht
Mit der Rückkehr nach Oberfranken klappte es später aber nicht mehr. Auch wenn sich die Bayreuther die ein oder andere "verrückte Aktion" haben einfallen lassen, erinnert sich Seufert. Einmal wurden sogar seiner Mutter zum Muttertag 50 gelbe Rosen geschickt, mit einer Grußkarte, in der ihr für die Geburt Stefans gedankt wurde. Einen bleibenden Eindruck hinterließ Seufert später auch in seinen drei Jahren beim FC 05 Schweinfurt, mit zwei Aufstiegen.
Zu Ende geschrieben ist die Geschichte des Fußballers aber immer noch nicht. So lange er sportlich noch konkurrenzfähig ist, will er noch weiterspielen. "Es macht mir noch verdammt viel Spaß", betont er. "Aber wenn sie mich mal auf den Platz rein- und dann wieder runter tragen müssen, wird es bedenklich." Noch läuft und läuft und läuft er aber.