
Kaum haben die Sportschützen – zumindest in vielen Ligen – den ersten Wettkampftag absolviert, müssen sie ihre Gewehre wieder in den Schrank stellen. Die stark gestiegenen Corona-Infektionszahlen haben zum „Teil-Lockdown“ im November und somit zu einer vorübergehenden Unterbrechung geführt. „Wir sind auf Bezirksebene der Empfehlung des Bayerischen Sportschützenbundes, die Rundenwettkämpfe bis auf Weiteres auszusetzen, gefolgt“, hat Uli Schmitt, 2. Bezirksschützenmeister und Schützenmeister des Gaus Rhön-Grabfeld, die Vereine informiert. „Dies bedeutet aber nicht, dass die Wettkampfsaison 2020/2021 mit sofortiger Wirkung beendet ist.“ Ob und wie man weiter verfährt, werde die Bezirkssportleitung zur gegebenen Zeit beratschlagen. Schmitt: „Wir hoffen natürlich, dass die Rundenwettkämpfe baldmöglichst wieder aufgenommen werden können.“
Diese Frage muss sich der Deutsche Schützenbund (DSB) nicht mehr stellen. Er hat die Saison 2020/21 bereits vor dem ersten Schuss für beendet erklärt. Will heißen: Sie findet einfach nicht statt. Dazu heißt es auf der Homepage des DSB: „Der Ligaausschuss Luftgewehr/Luftpistole des Deutschen Schützenbundes hat die Bundesligasaison abgesagt. Das 15-köpfige Gremium votierte mit 10:5 für die Absage aufgrund der sich zuspitzenden Corona-Lage. Die 1. und 2. Bundesliga Luftgewehr wäre am 10. Oktober gestartet, die 1. und 2. Bundesliga Luftpistole eine Woche später.“
Gerhard Furnier, der DSB-Vizepräsident Sport und Ligaausschuss-Vorsitzender, wird so zitiert: „Die 1. und 2. Bundesliga ist quasi „eingefroren“, das heißt es gibt keinen Auf- und Abstieg. Und das wirkt sich natürlich auch auf die darunter liegenden Ligen aus, bei denen die Aufstiegsregelung ebenfalls ausgesetzt ist.“ Vor allem diese Aspekte hätten bei der Entscheidung eine entscheidende Rolle gespielt: „Die Vereine hatten Bedenken, dass ihre Schützen nach Auswärtsfahrten in eine längere Quarantäne müssten und dies negative Auswirkungen auf den beruflichen Alltag der Sportler hätte.“ Furniers Angebot und Idee, einen Fernwettkampf durchzuführen, wurde abgelehnt.
Was aber nicht auf Unterfranken und seine Gaue zutrifft. „Im Gau Schweinfurt haben wir uns auch für die Fernwettkämpfe entschieden“, teilte Gauschützenmeister Norbert Mahr aus Sand auf Anfrage mit. Momentan sei natürlich ein Schießen aufgrund des politischen Verbots nicht möglich, sollte die Lage ab Dezember aber Wettkämpfe wieder zulassen, „werden wir auch im Gau Schweinfurt die Fernwettkämpfe anbieten“, so Mahr.
Keine Angst vor Schummelei
Man wolle die Schützen auf keinen Fall dem Risiko aussetzen, sich an fremden Schießständen anzustecken. Deshalb sieht Mahr diese Wettkampfart als ideale Alternative. „Lieber so als gar nicht“, kommentiert der Sander die Entscheidung. Die Ligenteinteilungen blieben bestehen, auch ein Auf- und Abstieg solle es geben – falls nicht zu viele Wettkämpfe ausfallen oder der Bezirk anders entscheidet. Dem müsse dann natürlich auch der Gau Folge leisten.
Im „Fernwettkampf“ schießt jede Mannschaft zeitgleich auf ihren eigenen Schießständen. Auf Abstand bleiben und die Hygiene-Vorschriften einhalten, lautete das oberste Gebot. Und nach dem Wettkampf teilen sich die Mannschaftsführer per WhatsApp oder Telefon das Ergebnis mit. Damit alles fair verläuft, ist vorgesehen, dass ein Vertreter des ansonsten nicht anwesenden Gastvereins die Ergebnisse quasi „überwacht“. Aber unsere Schützen schummeln eigentlich nicht“, ist sich Mahr sicher, dass es diese Überwachung gar nicht bräuchte.
Doch ist das noch Zukunftsmusik. Denn die nun wieder verschärften Bedingungen besagen, dass, so heißt es auf der Homepage des Bayerischen Sportschützenbundes (BSSB), „der Betrieb und die Nutzung der Schießstände – indoor wie outdoor sowie Disziplinen-übergreifend – nur zur Sportausübung mit jeweils zwei Personen (inklusive Standaufsicht/Trainer/Vereinsübungsleiter) am Schießstand zulässig sind.