Dass sich das Gesicht der Heitec Volleys in der ersten Liga verändern wird, war klar. Wohl auch, dass sich die Fans von einigen ihrer „Stars“ verabschieden müssen. Dass aber am Ende nur zwei Spieler aus der Meistermannschaft übrig bleiben, kommt nicht überall gut an. Nicht bei den Fans und nicht bei allen Spielern. Auch Publikumsliebling Johannes „Johnny“ Engel bleibt – so wie es aussieht – „auf der Strecke“, wird den Weg in die Erste Liga nicht mitgehen (können). Im Interview zeigt sich der 28-Jährige ein wenig enttäuscht, dass er nun offenbar nicht mehr gebraucht wird. Dennoch hofft der sprunggewaltige Außenangreifer mit dem Spitznamen „Flying Angel“ auf eine Zukunft in Eltmann.
Frage: Nur zwei Spieler der Meistermannschaft gehen mit Eltmann in die Erste Liga. Auch du bist – Stand jetzt – nicht dabei. Enttäuscht?
Johannes Engel: Ich bin schon ein bisschen enttäuscht, aber nicht, weil ich nicht mehr in der Mannschaft bin, sondern darüber, wie das Ganze abgelaufen ist. Wie das mit mir kommuniziert wurde, war nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Wie ist es denn abgelaufen?
Engel: Ich habe zwei Wochen nach der Saison mit einem Kader-Verantwortlichen ein Gespräch auf Kumpelbasis geführt. Da hatte ich gesagt, dass ich, unter gewissen Umständen schon Lust hätte, noch ein Jahr dranzuhängen, in der Ersten Liga mitzuwirken. Ich wollte aber erst einmal ein wenig Luft zum Atmen haben. Deshalb war das aus meiner Sicht eher eine Aussage mit Tendenz. Ich habe damals nicht gesagt, dass ich die Erste Liga ausschließe. Das wurde aber wohl falsch aufgefasst. Ich hatte dabei auch gesagt, dass ich gerne ein Gespräch mit Manager Rolf Werner und Trainer Marco Donat führen würde und dann darauf gewartet, dass das zustande kommt. Da hat sich aber nichts getan. Und vor einer Woche habe ich dann von mir aus den Kontakt gesucht, aber das war dann zu spät. Ich hätte mir da vorher schon etwas Entgegenkommen gewünscht. Wenn es aus Vereinssicht nicht notwendig ist, auf mich zuzugehen, dann sage ich auch, dass ich mir den Stress und den Zeitaufwand in der Ersten Liga nicht zwangsläufig antun muss.
In der abgelaufenen Saison und überhaupt in den letzten fünf Jahren warst Du Stammspieler in der ersten Sechs, Motivator und zusammen mit Mircea Peta Hauptangreifer. Nun soll dieses Kapitel ganz plötzlich enden. Wie gehst Du damit um?
Engel: Ich find?s schade. Und kann da sicher auch für Mircea sprechen. Wenn wir zusammen auf dem Feld standen, hatten wir immer Spaß. Wir haben uns immer vor dem Spiel gepusht, angestachelt, so nach dem Motto „heute mache ich mehr Punkte als Du“. Die Chemie zwischen uns und auch zwischen den anderen Spielern hat einfach gepasst, was den Erfolg letztendlich auch ausgemacht hat. Natürlich ändert sich eine Mannschaft beim Aufstieg in die erste Liga, doch ein fast völliger Austausch der Mannschaft ist schon selten. Als Spieler muss man da eine Entscheidung fällen. Erste Liga kannst Du nicht so nebenbei spielen. Ich hab‘ in Coburg vor sechs Jahren versucht, nebenbei noch ein Studium zu machen, das klappt nicht. Darum habe ich damals auch die Reißleine gezogen und den Fokus aufs Studium gelegt. Aber: es ist einfach schade, die ganzen Freunde aus der letzten Saison nun plötzlich nicht mehr um sich zu haben.
Von der Vereinsführung kam mehrfach der Vorwurf, dass die Meisterspieler bei den Vertragsgesprächen zu viel Gehalt forderten. Kannst Du das nachvollziehen?
Engel: Ich kenne die Zahlen nicht. Ich weiß nicht, was die Spieler verlangt haben. Dass man als Vollprofi mehr Geld für die Erste Liga verlangt, doppelt so viel Aufwand betreiben muss, bei Auswärtsspielen vielleicht auch mal zwei Tage unterwegs ist, das ist schon gerechtfertigt. Wenn Du in der Zweiten Liga mit einigen hundert Euro nach Hause gehst und in der Ersten Liga 1000 Euro verdienst, kommt mit den Abzügen nicht viel mehr bei rum. Das ist das, was ich aus Spielersicht sagen kann. Für nur wenig mehr Gehalt als in der zweiten Liga würde ich nicht in die Erste Liga gehen, weil ich weiß, was für ein Zeit- und Kraftaufwand dahintersteht.
Können die Spieler von diesen Beträgen leben?
Engel: Es reicht zum Überleben.
Volleyball zählt ja nicht zu den Top-Sportarten. Dementsprechend sind sicherlich auch die Zahlungen an die Spieler eher bescheiden. Ist echter Vollprofisport in Eltmann überhaupt machbar?
Engel: Du kannst schon davon leben, wenn Du Erste Liga spielst und ein gutes Gehalt bekommst. Ob das in Eltmann möglich ist, kann ich nicht sagen, weil ich den Etat nicht kenne. Der bestbezahlte Spieler in Deutschland hatte vor ein paar Jahren einen hohen vierstelligen Betrag bekommen. Da kann man sich vorstellen, was ein „normaler“ Spieler in der Ersten Liga bekommt. Da kommen die Gehälter nicht einmal an die Hälfte ran.
In Eltmann herrschte bislang ja eine eher familiäre Atmosphäre.
Engel: Definitiv, ja.
Vereinsführung, Mannschaft, Fans – alles arbeitete irgendwie zusammen. Nun kommen viele neue Spieler, die meisten Partien werden nach Bamberg verlagert. Gibt Eltmann für den sportlichen Erfolg sein Image auf?
Engel: So wie ich das mitbekommen habe, tendiere ich zu „ja“. Ich fände es schade, wenn letztendlich fast alle Spiele nun nicht wie versprochen in Eltmann, sondern in Bamberg ausgetragen werden. Ich weiß nicht, wie intern die Diskussionen ablaufen. Auf jeden Fall berufen sich sehr viele Fans auf die Aussage unserer Verantwortlichen. Ich kann mir vorstellen, dass die Eltmanner, mit denen man sich nach den Spielen immer oben in der Halle getroffen, ein Bierchen getrunken hat, dann eher auf Abstand gehen könnten. Ich weiß nicht, ob es eine gute Philosophie ist, das so aufzuziehen. Die Fans haben die Mannschaft dahin gebracht, wo sie jetzt steht. Ich würde das nicht einfach so wegwerfen.
Das sieht Sponsor Heitec wohl anders.
Engel: Heitec tendiert wohl dazu, das genau umgekehrt zu machen. Also zwei, drei Spiele in Eltmann und den Rest in Bamberg.
Glaubst Du, dass Eltmann sich diesmal in der Ersten Liga etablieren kann?
Engel: Ja. Solange ein potenter Sponsor hinter der Mannschaft steht, dem man sich dann natürlich ein Stück weit fügen und bei Laune halten muss.
Wer bezahlt, bestimmt – heißt es.
Engel: Ja genau. Wenn weiterhin die Sponsoren da sind, wird Eltmann die Mannschaft so aufstellen, dass man in der Esten Liga bleibt. Mit den Neuzugängen hat Eltmann gute Chancen. Da stehen sicher schon ein paar Teams auf der Liste, die man schlagen kann. Dazu musst Du halt eingespielt sein, dich blind verstehen. Aber das ist dann eine Sache des Trainers. Wenn er das hinkriegt, sehe ich kein Problem für den Klassenerhalt.
In Coburg hast Du ja bereits Erstliga-Erfahrung gesammelt. In den letzten fünf Jahren in Eltmann durchaus Erfolg gehabt. Was macht Johnny Engel in der kommenden Saison?
Engel: Ich werde mein Studium beenden, meinen Informatik-Bachelor machen. Das Sportliche steht aktuell noch ein wenig in den Sternen. Ich will das Ganze in Eltmann geklärt haben und suche noch das Gespräch mit den Verantwortlichen. Und je nach Ausgang dieses Gespräches werde ich entweder noch in der Zweiten Mannschaft in der Bayernliga spielen oder mir irgendeine Alternative – auch abseits des Volleyballsports – suchen.