
Es gab Zeiten, da stand Michael Finster sieben Tage die Woche auf dem Fußballplatz. Als der heute 38-Jährige, der beim TSV Knetzgau das Kicken gelernt hatte, selbst noch im Herrenbereich spielte und dazu seinen Sohnemann und dessen Jahrgang in der Jugend der Dreiberg-Kickers unter den Fittichen hatte. Das ist zugegeben schon eine Weile her, vor fast zehn Jahren hat Finster seine Spielerkarriere inzwischen beendet und sich seither ausschließlich um den Nachwuchs gekümmert. Doch ab Sommer dürften die Abende auf dem Rasen noch mehr werden.
Finster folgt zur neuen Spielzeit als Trainer der SG Knetzgau/Oberschwappach auf Tim Wagner. Anders als sein Vorgänger wird er sich dabei aber auf die Seitenlinie beschränken, zumal der Ex-Bezirksligaspieler – Finster war für den TSV Knetzgau, den FC Knetzgau, den FSV Krum sowie den TSV Limbach am Ball – eben genau nicht aufs alte Eisen, sondern wenig überraschend voll auf die Jugend setzen will.
Wieso er den Schritt zurück, also von der Jugend wieder zu den Herren, genau jetzt wagt, was ihn die jahrelange Arbeit mit Fußballernachwuchs gelehrt hat und ob er im Sommer lieber einen Bezirks- oder aber einen Kreisligisten übernehmen würde, darüber spricht Finster im Interview.
Michael Finster: Ein Stück weit stimmt das sicherlich. Wichtig ist aber, dass die jetzige Mannschaft zusammenbleibt. Und die wollen wir nach und nach durch Jugendspieler ergänzen.
Finster: Für mich kam die Anfrage sehr überraschend, ich war darauf überhaupt nicht vorbereitet. Michael und ich kennen uns natürlich schon lange, wir sind beide Knetzgauer, und mit der U17 der Dreiberg-Kickers bin ich natürlich auch beim TSV beheimatet. Entsprechend häufig sieht man mich hier auf dem Sportplatz. Ich habe aber absolut nicht mit einer Anfrage gerechnet.
Finster: Ich musste mich erst einmal damit auseinandersetzen. Ich betreue meinen Jahrgang seit der U7, daraus ist inzwischen die U17 geworden. Gefühlt kam die Anfrage für mich etwas zu früh, weil die U19 für mich der logische Schritt wäre. Der Jahrgang ist mir nicht nur wegen meines Sohnes extrem ans Herz gewachsen, deswegen werde ich der Jugend auch noch im erweiterten Trainerstab erhalten bleiben. Aber klar ist: Wenn der Heimatverein anfragt, ist das eine Herzensangelegenheit. Außerdem ist die Aufgabe extrem spannend, weil ich den Unterbau ja seit Jahren begleite und dadurch sehr viele Jugendspieler kenne. Mein Ziel ist es, nach und nach junge Spieler bei der SG zu integrieren.
Finster: Aus meiner Sicht hat die Mannschaft das Zeug, aufzusteigen und dann auch die Klasse in der Bezirksliga zu halten. Wenn sich in dieses Team der ein oder andere talentierte Jugendspieler integrieren lässt, ist das ein klasse Mix. Das kann extrem spannend werden.
Finster: Das ist keine leichte Situation, das stimmt. Meine Erfahrung ist aber: Die Möglichkeit, Bezirksliga spielen zu können, reizt junge Spieler. Die Dreiberg-Kickers geben nicht umsonst jedes Jahr Spieler an den FC Schweinfurt 05 oder den FC Eintracht Bamberg in höhere Ligen ab. Je höher der eigene Verein spielt, desto bessere Argumente hast du auch, die Jungs hierzubehalten. Egal ob es im Jugend oder Herrenbereich ist.
Finster: Ich arbeite richtig gerne im Jugendbereich, aber ich habe es im Vergleich zum Herrenbereich als arbeitsintensiver erlebt. Du musst nicht nur die Kids betreuen, sondern immer auch die Eltern mit einbeziehen. Hinzu kommt die ganze Organisation, der Zeitaufwand ist deutlich höher. Aber du wirst für diese Arbeit auch belohnt. Unsere gemeinsamen Erlebnisse und Erfolge über die Jahre möchte ich nicht missen. Die Entwicklung der einzelnen Spieler mitzuerleben, ist unbezahlbar. Ich kann nur jedem raten, im Jugendbereich aktiv zu werden. Unsere Vereine brauchen für die Zukunft junge Fußballer.
Finster: Nein. Zumindest noch nicht. Diesen Schritt gehe ich nur, weil es mein Heimatverein ist, bei dem ich mit dem Fußball angefangen habe. Und weil das Gesamtkonzept einfach passt: Die Dreiberg-Kickers-Jugend – auch die Spieler, die nicht aus Knetzgau kommen – ist hier inzwischen heimisch geworden. Der Bezug zur ersten Mannschaft ist da. Ich kenne logischerweise den Nachwuchs. Das Konzept könnte ja nicht besser sein, wenn der Trainer der Herren den gesamten Unterbau kennt.
Finster: Auf die Atmosphäre. Ich bin noch oft als Zuschauer auf den Fußballplätzen dabei, verfolge hier alles. Sonntag, 15 Uhr, wenn das ganze Dorf zuschaut und mitfiebert: Das ist einfach etwas anderes, das fühlt sich anders an. Darauf freue mich extrem.
Finster: Klar ist die Zeit vergangen. Aber ich bin ein Fußballverrückter, ich habe den Kontakt nie abreißen lassen. Nur weil ich in der Jugend aktiv war, heißt das ja nicht, dass man gar nichts mehr mitbekommt. Gesichter, Namen, da kenne ich hier im Spielkreis doch noch einige.
Finster: Gegen Krum zu spielen, wäre natürlich etwas Besonderes. Ich hatte wunderschöne Jahre beim FSV, kann wirklich nur positiv darüber reden. Dennoch wünsche ich mir, dass die SG den Aufstieg schafft. Dem FSV Krum drücke ich natürlich immer noch und auch weiterhin die Daumen, dass sie es hoffentlich auch packen.
Finster: Einen Bezirksligisten! Nicht, dass ich keine Lust auf die Kreisliga hätte. Aber es ist natürlich eine ungewöhnliche Situation, wenn beim Tabellenführer ein Trainerwechsel bevorsteht. Tim macht einen starken Job. Ich bekomme das hautnah mit, die Erste trainiert meistens direkt nach uns. Wir haben ein super Verhältnis. Ich hoffe und wünsche mir einfach, dass er seine Arbeit hier mit dem Aufstieg krönt.