
Die Beurteilung der Leistung mal beiseite: In der Haut von Felix Hoffmann hätte am späten Samstagnachmittag im Sander Seestadion wohl niemand stecken mögen. Unter einem wilden Mix aus wüsten Beschimpfungen und höhnischem Applaus des Publikums schritt der Schiedsrichter vom TSV Pfarrweisach nach dem Schlusspfiff in Richtung Kabine. Keine Frage: Für die 150 Zuschauerinnen und Zuschauer war glasklar, wer Schuld war an der 2:4-Niederlage des FC Sand im Topspiel der Fußball-Bezirksliga Unterfranken Ost gegen den FC Bad Kissingen.
Entsprungen war der Unmut in der 44. Minute, als die Gastgeber eine Riesenmöglichkeit auf den Führungstreffer zum 2:1 hatten. Was bis dahin geschehen war: Cedric Bäßler hatte Bad Kissingen nach nur vier Minuten nach einem Eckstoß völlig freistehend in Führung geköpft, Lars Stussak die da schon hitzige Partie in der 18. Minute per feinem Chipball ausgeglichen. Und: Schiedsrichter Hoffmann hatte schon drei Mal Gelb gezückt, alle drei Karten galten den Sandern, die zwar körperbetont agierten – aber eben auch nicht wirklich härter als ihre Kontrahenten.
Sander Trainer Christian Breunig kritisiert den Platzverweis für Lorenz Schäder
Zurück zu Minute 44. Da lief der Sander Lorenz Schäder auf den herauslaufenden Jan Hoffmann im Kissinger Gehäuse zu, legte sich den Ball etwas zu weit vor, grätschte im Sprint nach und rumpelte vermeintlich mit dem Gästekeeper zusammen. Schiedsrichter Hoffmann zögerte nicht und schickte Schäder mit Gelb-Rot vom Platz. "Er trifft den Torwart nicht", lautete die Einschätzung des Sander Trainers Christian Breunig, der Hoffmanns Entscheidung scharf kritisierte: "Das war spielentscheidend. Mich ärgert, dass er die Kissinger Spieler für Vergehen vorher immer nur ermahnt hat. Lorenz gibt er beim zweiten Foul Gelb-Rot. Das passt nicht."
Wenig verwunderlich fiel die Einschätzung dieser Situation auf der Gegenseite ganz anders aus. "Für mich war es klar die richtige Entscheidung des Schiedsrichters", meinte Kissingen-Coach Tim Herterich. "Unser Keeper ist zuerst am Ball und er zieht trotzdem durch. Das ist Gelb und er war nun mal schon vorher verwarnt gewesen – klare Sache."
Sei es, wie es will. Obwohl es mit einem Unentschieden in die Pause ging, war vielen klar, dass Sand es zu zehnt gegen spielerisch bärenstarke Gäste bei hohen Temperaturen und einigen Ausfällen – Fabian Röder saß nach Krankheit nur auf der Bank, Frederik Kirchner und Christian Knoblach sowie Tobias Götz waren nicht dabei – schwer haben würde. Und sie hatten recht. Per Doppelschlag zogen die Gäste das Spiel durch Treffer von Max Albert und Luka Maric binnen fünf Minuten in Hälfte zwei auf ihre Seite. "Sand kam etwas unsortiert aus der Pause, das haben wir sehr gut ausgenutzt", kommentierte Herterich.
Zwar brachte Mohamed Conte die Korbmacher nach starker Vorarbeit des besten Sanders, Lars Stussak, noch einmal heran (58.). Maric machte per Foulelfmeter – eine erneut strittige Entscheidung – mit dem 4:2 für die Kissinger zwölf Minuten vor Ende aber alles klar. Was aus Sander Sicht blieb, waren null Punkte und der im Gegensatz zum Publikum deutlich diplomatischere Kommentar des Trainers: "Schade, dass so ein Topspiel durch den Schiedsrichter entschieden wird."
Fußball: Bezirksliga Unterfranken Ost, Männer
FC Sand – FC Bad Kissingen 2:4 (1:1)
Sand: Müller – Ullrich (59. Käb), Kober, Thomann, Schmid (80. Rowald), Schäder, Flachsenberger (75. Nestmann), Ganes, Bah, Conte, Stussak.
Bad Kissingen: Hofmann – J. Schmitt, Halbig, M. Albert (71. Weimann), Hüfner (79. L. Schmitt), Maric, Brakk (71. Fella), Bäßler, Hiesberger, Rödl (53. J. Albert), Seufert.
Schiedsrichter: Felix Hoffmann (TSV Pfarrweisach). Zuschauende: 150. Tore: 0:1 Cedric Bäßler (4.), 1:1 Lars Stussak (18.), 1:2 Max Albert (48.), 1:3 Luka Maric (50.), 2:3 Mohamed Conte (58.), 2:4 Luka Maric (78., Foulelfmeter). Gelb-Rot: Lorenz Schäder (44., Sand).