Mit 17 hat man noch Träume: Die können aber auch schnell platzen. Diese bittere Erfahrung musste in den vergangenen Tagen Silvan Meinunger machen. Der 17-Jährige kegelt beim Zweitligisten Gut Holz Zeil, ist seit drei Jahren im Junioren-Nationalkader und bereits Doppelweltmeister und zweifacher Weltpokalsieger in der U 14.
Mit drei Jahren (!) hat der junge Thüringer das erste Mal die Kugeln rollen lassen. Animiert von seinem Großvater Franz Meinunger, der seinen Enkel damals mit zum Training nach Bad Rodach nahm. Die eigene Karriere startete Silvan Meinunger dann allerdings erst 2014 bei Wacker Harras in der Nähe seines Heimatortes Hildburghausen. Der Weg führte schnell nach oben, anfangs zum damaligen Zweitligisten KSV Ohrdruf, bis er 2019 beim Zweitligisten in Zeil landete. Immer noch begleitet von Opa Franz, der ihn zu sämtlichen Kegel-Terminen chauffiert. Einmal pro Woche auch ins rund 100 Kilometer entfernte Zeil.
Begeisternde Kulisse beim Kegeln in Zeil
Der Kontakt zu Gut Holz kam 2018 während eines Testspiels in der Fachwerkstadt zustande. Die Zeiler Verantwortlichen erkannten schnell das Talent des Jugendlichen, der in der letzten, abgebrochenen Saison schon ins Gut-Holz-Trikot schlüpfte. Doch warum sollte ausgerechnet Zeil seine neue sportliche Heimat werden? "Die Kulisse hier mit den enthusiastischen Zuschauern ist schon Wahnsinn", ließ sich der junge Thüringer schnell von der Kegel-Begeisterung in Zeil anstecken.
In Zeil ist man froh, Silvan Meinunger in der Mannschaft zu haben, erzählt Patrick Löhr, selbst aktiver Zweitliga-Kegler und Mitglied im Vorstand. Und der hatte in den letzten Tagen viel zu tun, um die Enttäuschung des Nachwuchsspielers über die Nicht-Nominierung für die anstehende WM, die vom 23. bis 27. August in Slowenien stattfindet, zu bekämpfen. "Er wollte sogar komplett mit dem Kegeln aufhören", beschreibt Löhr die anfängliche Gemütsverfassung Meinungers. "Davon haben wir ihn mit vielen Streicheleinheiten aber schon wieder abgebracht", gab es zumindest schon einen kleinen Erfolg, den jungen Spieler wieder aufzubauen, "auch wenn es sehr schwierig war".
"Der letzte Lehrgang mit dem Nationalkader ist eigentlich gut gelaufen, ich war da mit Abstand der stärkste", kann sich der eigentlich selbstbewusste Silvan Meinunger die Entscheidung von Nationaltrainer Michael Koch nicht erklären. "Und auch vor zwei Wochen beim Lehrgang in Jena waren wir alle auf gleichem Niveau." Eine Begründung, warum es letztlich aber nicht gereicht hat, bekam er nach eigener Aussage nicht genannt. "Das war schon sehr enttäuschend", war der Jugendliche anfangs sogar "richtig sauer".
Noch ein weiterer Rückschlag
Kurzfristig sei wieder etwas Hoffnung aufgekommen. Von den Verantwortlichen der Nationalmannschaft kam die Aufforderung, sich für die WM doch noch kurzfristig Urlaub zu nehmen. Meinunger hätte als Ersatzspieler die Reise nach Slowenien antreten sollen, doch vor wenigen Tagen wurde ihm auch diese Chance wieder genommen, die WM findet nun definitiv ohne den angehenden Lebensmitteltechniker statt. Es sei denn, ein Spieler würde sich verletzen, "dann ist Silvan erster Nachrücker", so Bundestrainer Michael Koch. Der macht "rein sportliche Gründe" geltend, warum er den Zeiler nicht mit nach Slowenien nehmen will.
Marco Endres, Meinungers Teamkollege in Zeil, hingegen ist für die U-23-WM nominiert. Für den Kitzinger ist es die erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft, die vom 27. bis 31. August ebenfalls in Slowenien ausgetragen wird. "Die Chancen auf den Titel stehen recht gut," hofft der 23-Jährige mit dem Titel in den Landkreis Haßberge zurückzukehren.
Testspiel gegen den Co-Trainer der Nationalmannschaft
Direkt nach der WM will Silvan Meinunger dann aber den Nationaltrainern zeigen, dass sie die falsche Entscheidung getroffen haben. Am 28. August trifft Gut Holz Zeil zu einem Testspiel beim baden-württembergischen KC Schwabsberg, dem neuen Verein des ehemaligen Zeilers Bastian Hopp, an.
Dort kegelt auch der Co-Trainer der U-18-Nationalmannschaft, Michael Niefnecker. "Und dem werde ich dann die Hosen ausziehen", gibt sich der 17-Jährige schon wieder recht kämpferisch.
Im Oktober wird Silvan Meinunger 18. Dann kann er selbst zum Training nach Zeil fahren. Opa Franz (75) wird dann aber immer noch dabei sein – wenngleich auch nur als Beifahrer und natürlich als Unterstützer. Denn aufzugeben, das hat das Kegeltalent inzwischen verinnerlicht, ist für ihn keine Option.