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Volleyball, 1. Bundesliga
Warum Eltmann ein Mentalitätsmonster braucht
Das letzte Auswärtsspiel dieses Jahres führt die Heitec Volleys in den Norden der Lüneburger  Heide. Warum es dort im wahrsten Sinne des Wortes "eng" wird.
Steht nach seinem Mittelhandbruch nun wieder am Eltmanner Netz: Mittelbocker Roosewelt Filho (rechts) mahnt mehr Aggressivität an.
Foto: Daniel Löb | Steht nach seinem Mittelhandbruch nun wieder am Eltmanner Netz: Mittelbocker Roosewelt Filho (rechts) mahnt mehr Aggressivität an.
Matthias Lewin
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:07 Uhr

In den Norden der Republik geht es für die Eltmanner Heitec Volleys am Samstag.  Zu ihrem 11. Spieltag werden die Unterfranken um 19 Uhr im Landkreis Lüneburg erwartet. Rund 7000 Einwohner zählt die Gemeinde Reppenstedt, rund 50 Kilometer südlich von Hamburg gelegen. Und die beherbergt in ihrer nur 800 Zuschauer fassenden Gellersenhalle die "Spielvereinigung Volleyball Gellersen Lüneburg“ - kurz SVG Lüneburg, die derzeit aktuell erfolgreichste Volleyballmannschaft Norddeutschlands - zumindest bei den Männern. 

Die steht auf Rang vier, hat zuletzt drei Siegemit 9:1 Sätzen eingefahren und ist demnach klarer Favorit gegen den Neuling aus Unterfranken. Der muss aktuell neidisch zu den Niedersachsen emporblicken, denn Lüneburg hat das bereits geschafft, was man sich in Eltmann noch vor sich zu haben erhofft. Vor sechs Jahren in die erste Liga aufgestiegen, erreichten die "LüneHünen", wie sich die Norddeutschen gerne selbst nennen, stets die Play-Offs, standen zudem zweimal im Pokalfinale. Zumindest mit Letzterem wird es heuer nichts, Lüneburg scheiterte im Achtelfinale an Düren sowie Eltmann an Friedrichshafen.

Kuschelige Spielstätte

Zur Rückrunde der nächsten Saison zieht die Mannschaft in die dann möglicherweise fertig gestellte Arena Lüneburger Land um. Bis dahin geht es in der Gellersenhalle noch recht "kuschelig " zu. Die Lüneburger haben wie Herrsching eine Ausnahmegenehmigung für die liebevoll „Gellersenhölle“ betitelte Sporthalle, die mit sieben Metern Deckenhöhe, 250 Tribünenplätzen, 250 Stehplätzen und 300 zusätzlich bestuhlten Sitzplätzen im Innenraum eigentlich nicht erstligatauglich ist. 

Der Umzug in die neue Spielstätte mit 3500 Plätzen war schon für diese Saison geplant, jedoch sorgten technische Probleme und die Kostenexplosion von 10 auf 20 Millionen Euro für deutliche Verzögerungen und den einen oder anderen Baustopp. Die SVG Lüneburg hofft nun auf einen zügigen Baufortschritt: Zwar lebt man gerne mit dem nicht zu unterschätzenden Vorteil, in einer zu niedrigen Halle eingespielt zu sein, andererseits könnte man in Sachen Zuschauer weit jenseits der 1000er-Marke liegen, wenn die denn genügend Platz im "Schuhkarton" hätten.

"Volleyball wird vor allem mental entschieden."
Roosewelt Filho, Mittelblocker Heitec Volleys

Sportlich ist Lüneburg aber alles andere als Pappe, auch wenn das Trainer-Duo Stefan Hübner und Bernd Schlesinger die Mannschaft zu dieser Saison neu aufstellen musste, einige Spieler verlor. Vor allem der Wechsel von Cody Kessel zu den Berlin Recycling Volleys tat den Niedersachsen weh. Nach einem wechselhaften Start hat man sich in der Lüneburger Heide aber wieder auf einen sehr ordentlichen vierten Platz eingependelt, was auch Eltmanns Trainer Marco Donat nicht verborgen geblieben ist: „Lüneburg hat sich wieder zu einem sehr spielstarken und ausgeglichenen Team mit einem starken Aufschlagspiel entwickelt. Wir werden alles tun, um es den ,Lüne-Hünen' so schwer wie möglich zu machen. In unserer Situation kommt es nicht darauf an, schön zu spielen, stattdessen müssen wir beißen.“

Apropos beißen, was das bedeutet, weiß Eltmanns Brasilianer Roosewelt Filho am besten. Nach seinem Mittelhandbruch Mitte November musste er pausieren und konnte erst jetzt wieder mittrainieren. Am meisten freut sich der 2,06 Meter lange Mittelblocker darauf, dass er sein Team in der schwierigen Phase mit neun Niederlagen in zehn Spielen unterstützen darf. In welchem Umfang dies möglich sein wird, bleibt allerdings abzuwarten. Auf jeden Fall ist der Südamerikaner heiß darauf, mit den Heitec Volleys nach Lüneburg zu reisen und mahnt seine Teamkameraden: „Wir müssen über das ganze Match kämpfen. Nach dem Spiel muss jeder Spieler sagen können, dass er 100 Prozent gegeben hat. Wir sind physisch gut aufgestellt und können sehr gut spielen, aber Volleyball wird vor allem mental entschieden. Und hier müssen wir unsere Hausaufgaben machen, laut und aggressiv sein und den Gegner spüren lassen, dass wir die Punkte mitnehmen wollen.“

10 000 Kilometer Anreise

Lüneburgs Trainer Stefan Hübner sparte im Vorfeld jedenfalls nicht mit Lob für Eltmann: "Das ist natürlich nicht so einfach – und wird nicht einfacher, je länger der Erfolg ausbleibt. Zuzutrauen ist es ihnen. Gut gespielt haben sie ja oft, nur eben nichts mitgenommen. Wir müssen uns auf jeden Fall auf einen guten Gegner einstellen“, glaubt der Hünen-Coach nicht an einen Winter-Spaziergang seiner Truppe.

Zu den Eltmanner Fans am Samstagabend wird sich indes mit dem japanischen Sport-Blogger Daiki Yamamoto auchein weitgereister Gast gesellen. Der ist am Mittwoch in Tokio gen Frankfurt/Main gestartet, hat im Eltmanner Training ein Youtube-Video mit Libero Shunsuke Watanabe gedreht, dann noch einen Abstecher nach Rottenburg gemacht, um sich mit dessen Libero Taichi Kawaguchi zu treffen, fuhr von dort weiter per Zug nach Lüneburg und dann nach Reppenstedt. Am Sonntag geht es über Hannover via Helsinki zurück in die Heimat. 

 
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