Fans der Haßfurter „Hawks“ kennen natürlich bestens die drei Hildenbrand-Brüder Marco, Martin und Max, die jahrelang gemeinsam im ESC-Kader waren. Für einen „Dreierpack“ beim ESC Haßfurt steht aber auch der Name „Porada“. Denn die Schwestern Josephine (18), Pauline (17) und Florentine Porada (15) haben ebenfalls eine große Leidenschaft: Eishockey. Verantwortlich dafür ist ihr großer Bruder Till, der aktuell in der 1b des Hamburger SV spielt.
„Wir haben ihm immer beim Training zugeschaut und waren bei fast jedem seiner Spiele, von ihm haben wir das Schlittschuhlaufen gelernt“, erklärt Pauline. „Irgendwann“, so die Gymnasiastin weiter, „wollten wir dann halt auch mal selber aufs Eis. Vorher hab ich auch andere Sportarten ausprobiert, wie etwa Judo oder Eiskunstlauf. Ich habe aber schnell gemerkt, dass dies nichts für mich ist“, lacht sie. „Ich habe es vorher auch mit Judo, Ballett und Eiskunstlauf probiert und sogar ein Jahr lang Fußball gespielt“, macht Josephine deutlich. „Aber das wurde mir schnell zu langweilig“.
Durch ihre Geschwister, die alle vor ihr angefangen haben, Eishockey zu spielen, ist sie dann ebenfalls bei der „schnellsten Mannschaftssportart der Welt“ - so sieht sich das Eishockey gerne selbst - gelandet. Das war allerdings noch im niedersächsischen Harsefeld bei den dortigen „Tigers“. Die Poradas sind nämlich erst vor einem Jahr in die unterfränkische Kreisstadt gezogen. Klar, dass sich die drei Schwestern gefreut haben, dass es vor Ort einen Verein gibt.
Eishockeybegeisterte Familie
Die Poradas sind eine große eishockeybegeisterte Familie. Von den insgesamt neun Kindern sind neben Till immerhin fünf weitere noch aktiv: Während Bruder Moritz (11) in der U 13 des ESC Haßfurt spielt, steht der zwei Jahre ältere Felix für die U 15 der EHC 80 Nürnberg „Young Tigers“ auf dem Eis. Florentine spielt derzeit in der U 17 der „Young Hawks“, Pauline und Josephine gehen in der U 20 auf Tore- und Punktejagd. Außerdem ist Mama Monika seit kurzem als Betreuerin beim ESC im Einsatz.
Ihre Entscheidung für Eishockey haben die drei Porada-Schwestern nicht bereut. „Man wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Vor allem als Mädchen ist der Ehrgeiz groß, mit den Jungs mithalten zu wollen“, macht Pauline, die in Harsfeld zusätzlich noch in der Niedersachsenauswahl in ihrer Altersklasse aktiv war, deutlich. Außerdem handele es sich um einen schnellen und aufregenden Sport und „es ist auch einfach mal etwas anderes, eine Sportart auszuüben, die normalerweise eher von Jungs gespielt wird.“
Apropos Jungs. „Anfängliche Skepsis“ und auch „ein gewisser Abstand“ hätten sich „schnell gelegt“, versichert Josephine. „Das wurde immer besser, als man sich besser kennengelernt hat und mehr Zeit miteinander verbracht hat“, erklärt die bis 2018 ebenfalls für die Niedersachsen-Damenauswahl aktive Außenstürmerin, die zudem „ein paar Mal“ mit einer Damenmannschaft in Hamburg trainiert hat. „Ja, am Anfang sind die meisten Jungs schon etwas skeptisch, aber das legt sich schnell“, bestätigt auch Pauline, die auf mehreren Positionen eingesetzt werden kann („das entscheidet der Trainer“). „Durch das Training sieht man sich ja zwangsweise mehrmals in der Woche und man versteht sich immer besser“, fügt die 17-Jährige hinzu. „Man wächst zu einer Mannschaft zusammen und es bilden sich Freundschaften, man wird von den Jungs akzeptiert.“ Beide Poradas können sagen: „Wir wurden in der Mannschaft gut aufgenommen.“
Keine Sonderbehandlung
Und da es sich um ein Team handelt, gibt es auch keine Sonderbehandlung für die drei Mädchen. Eine eigene Umkleide, die ihnen angeboten wurde, etwa haben sie selbst abgelehnt. „Ich bin mit den anderen Jungs in einer Kabine, was ich persönlich nicht schlimm finde“, sagt etwa Florentine, die in Haßfurt die Realschule besucht. „Es mag vielleicht etwas ungewöhnlich sein, dass wir uns in unserem Alter zusammen mit den Jungs umziehen, aber ich finde, es fördert das Gemeinschaftsgefühl“, ergänzt Pauline. In der Kabine würden zudem auch Spieltaktiken oder die Aufstellung besprochen. „Wir sind eine Mannschaft, also haben wir auch eine gemeinsame Kabine.“
Bis zur U20 können die Mädchen noch bei den Jungs spielen, danach hängt es von der Liga ab, in der die jeweilige Mannschaft spielt. Bei den "Hawks" in der Landesliga gibt es kein Spielrecht mehr, aber in der Haßfurter Reserve könnten die drei Schwestern weiterhin eingesetzt werden.
„Sie sind fleißig, kommen regelmäßig zum Training und tragen maßgeblich zu einer guten Stimmung in der Mannschaft bei“, freut sich U-20-Trainer Andreas Thebus über die weibliche Verstärkung. „Sie sind zwar nicht die Leistungsträger, aber wir brauchen sie unbedingt. Wenn sie auf dem Eis stehen, erledigen sie ihre Aufgaben, so wie man es erwartet. Es ist schon sehr gut, dass wir sie haben. Auf alle Fälle.“
Tolle Atmosphäre
Derweil ist es für Pauline sehr wichtig, dass noch mehr Menschen erkennen, „was für ein schöner Sport Eishockey ist, den man auch als Mädchen beziehungsweise Frau ausüben kann. Es scheint vielleicht ein bisschen brutal und gefährlich, aber ich finde mehr Leute, vor allem Frauen, sollten sich aufs Eis trauen.“ Das Besondere an Eishockey sei „nicht unbedingt der Sport selbst.“ Sie ist vielmehr „begeistert“ von der „familiären Atmosphäre. Jeder Verein“, betont sie, „ist wie eine kleine Familie, in der sich Jeder und Jede kennt.“ Und weil nicht jede Stadt oder jedes Dorf einen Eishockeyverein hat, „wie vergleichsweise beim Fußball“, würde man auch deutschlandweit oder sogar international Freunde kennenlernen.
„Eishockey ist nicht umsonst der schönste Sport der Welt“, kommt Pauline Porada regelrecht ins Schwärmen. Sportlich versucht sie sich weiter „Stück für Stück“ zu verbessern. Sie setzt sich deshalb „immer wieder neue Ziele, die ich dann hoffentlich auch erreiche.“ Noch wichtiger ist nur das Abitur in zwei Jahren. „Was ich danach für einen beruflichen Weg einschlage, weiß ich noch nicht.“ Auch für Josephine steht die berufliche Ausbildung zur Bankkauffrau an oberster Stelle. Auf dem Eis hat die Hobbyköchin und -bäckerin freilich ebenso große Ziele: „Ich möchte mich einfach immer mehr verbessern und neue Herausforderungen meistern.“