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Eishockey
Eishockey: Warum Martin Reichert den Saisonabbruch will
Der sportliche Leiter des ESC Haßfurt lässt kein gutes Haar an der Corona-Politik. Die finanziellen Einbußen in der Corona-Pause machen den "Hawks"indes gewaltig zu schaffen.
Gerade zwei Mal konnten sich die Haßfurter 'Hawks' in der bisherigen 'Mini'-Saison auf eine Partie einschwören. Dies ist nach dem coronabedingten Teil-Lockdown frühestens Anfang Dezember wieder möglich. Wie es aber dann weitergeht, ist noch völlig ungewiss.
Foto: Ralf Naumann | Gerade zwei Mal konnten sich die Haßfurter "Hawks" in der bisherigen "Mini"-Saison auf eine Partie einschwören. Dies ist nach dem coronabedingten Teil-Lockdown frühestens Anfang Dezember wieder möglich.
Ralf Naumann
 |  aktualisiert: 03.12.2020 02:14 Uhr

"Zum Leben eigentlich zu wenig und zum Sterben zuviel", machte ESC-Vorstandsmitglied Andreas Kurz bereits vor Beginn der Runde auf die finanzielle Situation aufmerksam, die sich bei lediglich 200 zugelassenen Zuschauern "dann merklich zuspitzen" könnte. Und vor einem Monat rechnete er wenigstens noch "mit einer kompletten Saison ohne Unterbrechung und weiteren Einschränkungen." Corona hat aber nicht nur dem Eissportclub der Kreisstadt wieder einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nach fünf Vorbereitungs- und lediglich zwei Pflichtpartien wurde das Eisstadion für den zweiten Teil-Lockdown bis mindestens Ende November dichtgemacht. Die Heimspiele gegen Bayreuth und Vilshofen mussten bereits abgesagt werden. Und auch gegen Freising, Waldkirchen und Selb sowie in Moosburg, Selb und Freising geht nichts. Bis Ende des Monats fehlen dem Verein somit die Einnahmen von mindestens 1000 Fans. Im Interview haben wir Kurz und sein Vorstandskollege Martin Reichert sowie Trainer Zdenek Vanc gebeten, die aktuelle Situation zu beurteilen.

Frage: Herr Kurz, kann der Verein diese Phase des Zwangs-Stillstandes finanziell überstehen?

Andreas Kurz: "Wir haben bereits in diesem frühen Stadium der Saison Ausfälle im fünfstelligen Bereich. Die Ausfälle kamen schon durch die ausgefallenen Veranstaltungen im Sommer, wie etwa das Zeiler Weinfest, und natürlich die ersten Spiele mit nur 200 Zuschauern zu Stande. Wir können aber mit Hilfe aller dieses Jahr überstehen. Dazu sind natürlich einige Anstrengungen nötig. Ganz klar Thema ist für uns schon die kommende Saison. Wir müssen mit unseren Sponsoren über die neue Saison sprechen und eine Lösung finden, wie wir die bereits bezahlte Unterstützung im kommenden Jahr entsprechend verrechnen oder würdigen. Erst danach werden wir sehen, mit welchem Budget wir in die kommende Saison gehen können. Wir wollen mit allen Mitteln den Eishockeystandort Haßfurt am Leben halten. Hierzu gehören, unabhängig möglicher Überbrückungshilfen, auch Gespräche mit der Stadt Haßfurt."

Kann oder wird der Verein staatliche Überbrückungshilfen beantragen?

Kurz: "Ob wir es können, weiß ich noch nicht genau. Hier ist unser Finanzvorstand Jens Amarell in Abstimmungen mit den zuständigen Behörden und Institutionen sowie unserem Steuerberater gefragt. Was ich aber weiß, ist, dass wir alles in Anspruch nehmen müssen, was geht. Nur so können wir den bereits oben beschriebenen Ausfällen entgegentreten."

Ist der Teillockdown in dieser Form richtig?

Martin Reichert: "Der Teil-Lockdown ist aus meiner Sicht völlig unnötig und hilft Niemanden. Das Robert-Koch-Institut hat ja auch mitgeteilt, dass keine vermehrten Infizierten in Stadien bekannt sind. Dies gilt aber auch für andere Bereiche wie Restaurants. Trotzdem wurde uns diese Maßnahme aufgezwungen.

"Es gibt auch andere Möglichkeiten, wenn man nicht wiedergewählt werden möchte."
Martin Reichert, Vorstandsmitglied ESC Haßfurt
Was ist, wenn der Stillstand nicht Ende November beendet wird?

Kurz: "Gute Frage. Wir müssen dahingehend alle Szenarien durchspielen und simulieren. Erst dann werden wir wissen, wie uns das genau trifft. Fakt ist, dass ohne Spielbetrieb der Seniorenmannschaft auch der Nachwuchs nicht spielen können wird. Deshalb kommt für uns eine in Altersklassen gesplittete Saison nicht in Frage. Letztendlich ist und bleibt es eine Existenzfrage für den ESC Haßfurt."

Welche Maßnahmen wären ihrer Meinung nach angemessen?

Reichert: "Die Ursache für die vielen Infizierten zu suchen. Am Ende des Tages ist die Infizierung nicht aufzuhalten und wir müssen wie mit anderen Krankheiten auch mit dieser Krankheit leben. Es gibt keine übergroße Gefahr durch diese Krankheit und aus Angst zu handeln macht keinen Sinn."

Keine Spiele, kein Training. Was bedeutet das für Sie Herr Vanc?

Zdenek Vanc: "Es ist schade für alle. Für Spieler, Nachwuchs, Fans und alle, die immer dabei waren. Ich will glauben, dass es am 6. Dezember weitergeht."

Sind die Spieler der "Hawks" als "Profis" oder als Amateure gelistet?

Reichert: "Wir haben keine Profis, alle gehen einer Arbeit nach. Sie müssen weiterhin zur Arbeit und ihren Lebensunterhalt finanzieren. Wie im Fußball oder anderen Sportarten auch bekommen die Jungs natürlich ein paar Euro. Dazu kommt aber die Arbeit bei anderen Firmen. Der einzig Festangestellte in unserem Verein ist unser Trainer, der sich derzeit in Kurzarbeit befindet."

Was machen eigentlich die Spieler während der Zwangsauszeit, gerade die Auswärtigen? Bleiben sie in Haßfurt, gehen oder dürfen sie nach Hause?

Reichert: "Jeder Spieler entscheidet natürlich für sich, wie er mit dieser Situation umgeht. Auch die Auswärtigen arbeiten wie gesagt in der Umgebung, sodass sie auch erst einmal hierbleiben."

Wäre es sinnvoller, die Saison ganz abzubrechen als auf einen möglichen nächsten Lockdown zu warten?

Reichert: "Die Saison abzubrechen wäre sicher aus heutiger Sicht das Sinnvollste. Alle im Unklaren zu lassen, wie es weiter geht, ist doch schlimmer als der Abbruch. Und über eine derartige nochmalige Aktion unserer Regierung möchte ich mich nicht äußern. Es gibt auch andere Möglichkeiten, wenn man nicht wiedergewählt werden möchte."

Herr Vanc, finden Sie  die Maßnahmen eigentlich angemessen oder doch übertrieben?

Vanc: "Das ist keine Frage für mich, die ich kommentieren will. Ich muss es nur respektieren."

 
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